NBA

McMenamin im Interview: "Alle haben Wagner ins Herz geschlossen"

Von DAZN/SPOX
Moritz Wagner ist bisher noch kein Dauergast in der Rotation der Los Angeles Lakers.
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Dave McMenamin berichtet in Diensten von ESPN seit 2014 über LeBron James und ist unter anderem Co-Autor des Bestsellers "Return of the King" über die Meistersaison der Cleveland Cavaliers im Jahr 2016. DAZN und SPOX sprachen mit dem Insider über den King und die aktuelle Verfassung der Los Angeles Lakers.

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Zudem vergleicht McMenamin die heutigen Lakers mit denen der besten Zeiten von Kobe Bryant - und analysiert die Rolle von Moritz Wagner. Am Sonntag übertragen DAZN und SPOX die Partie der Lakers gegen die Minnesota Timberwolves im LIVESTREAM ab 21.30 Uhr.

DAZN/SPOX: Dave, wie ist es für Sie, zurück in Los Angeles zu sein?

Dave McMenamin: Es ist super. Ich war hier sechs Jahre, bevor es nach Cleveland ging, deswegen habe ich hier viele Freunde und kenne auch in der Lakers-Organisation recht viele Leute und Kollegen. Es ist schön, wieder hier zu sein!

DAZN/SPOX: Für die Leute, die Sie nicht kennen - können Sie Ihre Karriere kurz zusammenfassen?

McMenamin: Na klar. Ich arbeite jetzt seit neun Jahren für ESPN, davor hatte ich für nba.com gearbeitet - insgesamt berichte ich seit 2005 über die Liga. Ich habe in New York angefangen, dann war ich in Los Angeles als Beatwriter für die Lakers. 2014 zog ich nach Cleveland weiter, wo ich die letzten vier LeBron-Jahre aus nächster Nähe verfolgen konnte. Und jetzt bin ich LeBron sozusagen gefolgt und zurück in Los Angeles, wo ich primär über die Lakers berichte, aber auch über die restliche NBA.

Dave McMenamin berichtet in Diensten von ESPN über die NBA und LeBron James.
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Dave McMenamin berichtet in Diensten von ESPN über die NBA und LeBron James.

DAZN/SPOX: Sie sind als Schreiber ein bisschen erfolgsverwöhnt, oder? Sie haben in L.A. back-to-back-Titel der Lakers gecovert und dann natürlich 2016 ...

McMenamin: Ja, ich war 2016 bei Spiel 7 in der Halle und ich glaube, das wird so leicht nicht wieder zu toppen sein. Auch wenn Game 7 zwischen den Lakers und Celtics 2010 ebenfalls ziemlich überragend war. Das war zwar bei weitem nicht so ein guter Basketball, Kobe [Bryant] traf nur 6 von 24 Würfen, aber die Intensität war unglaublich. Und das sind nur zwei Beispiele. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, dass ich mit einigen der größten Teams der letzten Jahre so direkt zu tun hatte. Und das tue ich auch.

DAZN/SPOX: Die Lakers sind nach wie vor die populärste NBA-Franchise. Können Sie erklären, was die Faszination um Lila-Gold ausmacht?

McMenamin: Zu einem großen Teil sicherlich die Geschichte. Es gibt hier eine ganze Reihe von lebenden Legenden, die noch immer durch die Flure spazieren - Magic Johnson ist aktuell das beste Beispiel. Das ist einer der größten und wichtigsten Athleten aller Zeiten! Und er arbeitet hier, Tag für Tag. Kobe geht auch in diese Richtung, sein Name ist überall auf der Welt ein Begriff - und sein ehemaliger Agent Rob Pelinka ist jetzt hier der General Manager, deswegen ist auch er regelmäßig hier. Vor ein paar Wochen lief auf einmal Phil Jackson beim Training rum. Das sind nur drei Beispiele, aber diese schiere Menge an Starpower gibt es sonst nirgendwo. Zudem ist Südkalifornien, das ist ja kein Geheimnis, ein wunderbarer Ort zum Leben, weshalb die Lakers immer einen gewissen Standortvorteil beim Rekrutieren von Stars hatten und haben werden. Das ist eine gute Kombination. Und das Staples Center ist unter allen NBA-Spielern einer der Orte, an denen am liebsten gespielt wird, weil sich ganz Hollywood versammelt - da spielst du vor Denzel Washington, Billy Crystal, Jack Nicholson, Kate Beckinsale, vor wem auch immer ... das motiviert! Und das zieht einfach Stars an, gerade jemanden wie LeBron, der auch ein Leben außerhalb von Basketball führt.

DAZN/SPOX: Sie haben beides erlebt - wenn man das heutige Team mit dem 2010er Meister-Team um Kobe, Pau Gasol, Lamar Odom und Co. vergleicht, ist der Hype um das Team ähnlich?

McMenamin: Ich glaube, er ist sogar noch größer geworden, weil sich allein schon die Medien seither sehr verändert haben. Es ist zwar nicht einmal eine Dekade her, aber Twitter existierte damals nicht beziehungsweise spielte nicht diese Rolle, ebenso wenig wie Instagram und andere soziale Medien. Diese haben über die letzten Jahre einen Buzz kreiert, den es so früher nicht gab. Die NBA ist jetzt das ganze Jahr über relevant, weil die Spieler auch im Sommer über Social Media ständig für News sorgen. Das macht einen Teil aus, aber auch die traditionellen Medien selbst - die Einschaltquoten gehen hoch, die Reichweite steigt, die NBA orientiert sich globaler, mit Spielen in Europa oder nächstes Jahr erstmals in Indien. Das führt wiederum dazu, dass mehr Leute wie Sie von Übersee hier zu den Spielen kommen und über die Liga berichten. Ich glaube daher, dass das generelle Interesse gestiegen ist - aber verstehen Sie mich nicht falsch: Es war auch damals schon ziemlich verrückt. (lacht) Ich will mir gar nicht ausmalen, was hier los gewesen wäre, wenn es Social Media schon zu Zeiten von Shaq und Kobe gegeben hätte. Das war das mit Abstand verrückteste Team der Lakers-Geschichte.

DAZN/SPOX: Was bedeutete der Schritt für LeBron zu dieser Franchise - und was bedeutet er für die Lakers?

McMenamin: LeBron hat elf Jahre seiner Karriere bei den Cavs verbracht, einer Franchise, die vor ihm noch nie die Finals erreicht, geschweige denn einen Titel gewonnen hat. Was er bringt, kann theoretisch bei jeder der 30 Franchises funktionieren. Aber: Jemanden wie ihn zu diesem Zeitpunkt seiner Karriere aufzunehmen, ist nicht ohne - was gar nicht unbedingt negativ gemeint ist. Aber er strahlt etwas aus und nimmt einen Zirkus mit sich, der unvergleichbar zu allen anderen Spielern in der Liga ist. Ich kann mir vorstellen, dass das nicht in jeder Organisation gehen würde, sei es aufgrund eines starrsinnigen Coaches, eines eigenwilligen GMs ... es gibt Spannungspotenzial bei LeBron. Nicht zuletzt ist er mit Cavs-Besitzer Dan Gilbert aneinandergeraten. Die Lakers wiederum hatten noch nie ein Problem mit dem Rampenlicht oder einer Aura, im Gegenteil - sie sehnen sich danach. Das ist ihre Marke. Deswegen war es für sie ein natürlicher Fit, vor allem nach fünf Jahren in Folge ohne Playoff-Teilnahme. Für LeBron wiederum soll dies das letzte Kapitel seiner Karriere werden und dieses will er würdevoll gestalten. Er sah ein Team mit jungen Talenten, die ihn ergänzen können, und auch Potenzial für den nächsten Schritt haben - wenn die Warriors langsam auseinander brechen, kann er sich gut vorstellen, dass er noch den einen oder anderen Star nach L.A. lotsen und einen weiteren Titel jagen kann.

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