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NBA: Lakers, Warriors, Rockets & Co.: Die Gewinner und Verlierer der Offseason

Die Gewinner und Verlierer der NBA Offseason.
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Mittlerweile sind die meisten Entscheidungen des Sommers getroffen, es ist also an der Zeit, die Gewinner und Verlierer der Offseason zu küren. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Wir präsentieren unsere Kandidaten!

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Gewinner: Die Los Angeles Lakers

Machen wir uns nichts vor: Selbst wenn die Lakers nächste Saison nicht um den Titel mitspielen (das werden sie nicht) und einige mehr als fragwürdige Free Agency-Entscheidungen getroffen haben, gehören sie ganz klar auf diese Liste. Dass sich LeBron James für sie entschieden hat, ohne dass vorher ein anderer dicker Fisch geholt werden musste, bestätigt einmal mehr den Sonderstatus dieser Franchise.

Ihr Reiz ist immer noch groß genug, um auch den besten Spieler der Welt von einem Wechsel zu überzeugen - obwohl die Lakers nun seit Jahren nicht viel gerissen haben, weder in der Free Agency noch auf dem Court. LeBron symbolisiert für sie jetzt den ersten Schritt zurück ins gelobte Land, es müssen aber definitiv noch einige weitere folgen.

Dass James für vier Jahre unterschrieben hat, ist dabei ein nicht zu unterschätzender Pluspunkt für die Lakers, weil dadurch eben keine Not da war, direkt in diesem Sommer alle Assets einzutauschen, um beispielsweise Kawhi Leonard zu holen. Man muss sich nicht von den Spurs über den Tisch ziehen lassen, weil eben nicht alles von der kommenden Saison abhängt.

Stattdessen wird nun erst einmal abgewartet, wie gut gerade die jungen Spieler wie Brandon Ingram, Lonzo Ball und Kyle Kuzma, aber auch Moritz Wagner neben LeBron passen - es sei denn, San Antonio lässt doch noch einmal mit sich reden. Im nächsten Jahr folgt dann der nächste Anlauf, weshalb alle Free Agents abgesehen von LeBron richtigerweise auch nur Einjahresverträge bekommen haben.

Wie die kommende Saison dann spielerisch aussehen wird, ist eine interessante Frage - die Kombination aus Spielertypen und Charakteren bei den Lakers ist absolut faszinierend. Gewinner ist die LakeShow aber ohnehin nicht primär wegen der kommenden Saison, sondern wegen der Strahlkraft. Die Lakers sind nach einigen Jahren der Abstinenz wieder relevant.

Verlierer: Die Cleveland Cavaliers

Gratulation an Besitzer Dan Gilbert, der jetzt endlich wieder die "Kontrolle" über sein Team hat. Mal sehen, wohin das führt - und ob Kevin Love wirklich die komplette nächste Saison in Ohio bestreiten wird. Immerhin Collin Sexton dürfte Spaß machen.

Verlierer: Die Eastern Conference

Die Superstar-Migration Richtung Westen wurde fortgesetzt, nun spielen sogar noch weniger "Headliner" der NBA im Osten. In der Spitze ist die Eastern Conference zwar gut besetzt, gerade die Celtics und die 76ers sind bestens aufgestellt und auch bei den Bucks spielt mit Giannis Antetokounmpo ein ganz heißer MVP-Kandidat für das kommende Jahr.

Dahinter wird es aber relativ schnell finster, es bleibt abzuwarten, ob sich acht Teams mit positiver Bilanz finden lassen, während im Westen vermutlich zwölf Teams das Potenzial für 45+ Siege mitbringen. Es wird sich leider nichts daran ändern, dass das Conference-System alles andere als fair ist, eine 1-bis-16-Ordnung nach Bilanz in den Playoffs lässt sich aus verschiedenen Gründen bei den Teambesitzern nicht durchboxen.

Vielleicht lässt sich ja wenigstens am Format des All-Star Games etwas machen. Zwölf Spieler pro Conference wird dem Westen keineswegs gerecht und nächste Saison ist Damian Lillard dann vielleicht nicht mehr der einzige Star, der sich präventiv schonmal über eine Nicht-Berücksichtigung aufregt, bevor die Teams überhaupt bekannt gegeben werden.

Gewinner: Die Philadelphia 76ers

Die Celtics, Bucks und Raptors sind hier ebenfalls zu nennen, einfach schon deshalb, weil LeBron nicht mehr im Osten spielt und die Straße zu den Finals damit nicht mehr aus Prinzip versperrt ist (auch wenn Boston ohnehin schon sehr nah dran war). Der Osten hat sein Schreckgespenst verloren.

Die Sixers sind aber auch sonst sinnvoll aktiv gewesen, wenn man die Posse um Ex-GM Bryan Colangelo und die privaten Twitter-Accounts seiner Frau (vermutlich) ausklammert. Die Abgänge Ersan Ilyasova und Marco Belinelli wurden durch Wilson Chandler und Nemanja Bjelica hochwertig und günstig ersetzt, J.J. Redick und Amir Johnson wurden relativ günstig gehalten, ohne den Cap-Space für nächsten Sommer dadurch zu gefährden.

Auch der Draft-Day-Deal, in dem die Sixers für No.10-Pick Mikal Bridges No.16-Pick Zhaire Smith sowie einen ungeschützten 2021er Erstrundenpick aus Phoenix bekamen, war ein großer Gewinn für die Franchise, der fast schon Sam-Hinkie-artige Züge annahm: Dieser Pick kann in der Zukunft noch richtig wichtig werden, zumal er aus Miami kommt - niemand weiß aktuell, wie gut oder schlecht die Heat in der Saison 2020/21 dastehen werden.

Wenn man bedenkt, dass Philly noch immer keinen neuen GM hat und Head Coach Brett Brown diese Entscheidungen kommissarisch getroffen hat, kann man da nur den Hut ziehen. Auch er hat sich nicht über den Tisch ziehen lassen ...

Verlierer: Kawhi Leonard

... wobei das ja immer noch passieren kann. Stand jetzt allerdings hat sich Kawhi Leonard mit seiner Tradeforderung keinen Gefallen getan, sein Ansehen hat aufgrund der vergangenen Saison eher Schaden genommen und bisher hatte kein Team Lust, die (angeblich bewusst überzogenen) Forderungen der Spurs auch nur annähernd zu erfüllen.

Auch irgendwie verständlich - warum würde irgendjemand die Farm opfern, wenn völlig unklar ist, ob Leonard dann überhaupt für mehr als ein Jahr bleibt? Das wäre in anderen Jahren vielleicht realistischer gewesen, aktuell scheinen die Warriors aber so weit enteilt zu sein, dass kein wirklich ambitioniertes Team seine Zukunft für eine "Leihe" von einem Jahr opfern möchte.

Vielleicht ändert sich das noch, vielleicht schnüren ja beispielsweise die Raptors noch ein Paket, mit dem San Antonio leben kann. Andernfalls jedoch wirkt es immer wahrscheinlicher, dass Leonard - gegen seinen Willen - die neue Saison trotz allem bei den Spurs eröffnen "muss". Das hatte er sich sicherlich anders vorgestellt.

Gewinner: Die OKC Thunder

OKC hat gezeigt, dass eine "Leihe" eben doch funktionieren kann. Letztes Jahr wollte Paul George noch zu den Lakers, nun jedoch hat ihn OKC so überzeugt, dass er seinem Heimat-Team nicht einmal ein Treffen gewährt hat - stattdessen unterschrieb er sofort einen neuen Vierjahresvertrag bei den Thunder. Das ist ein riesiger Gewinn für die Franchise.

Klammern wir mal aus, dass OKC aktuell eine komplett irre 300-Mio.-Dollar-Payroll hat (Carmelo Anthony wird ja so oder so noch aus den Büchern gestrichen) und dass sie trotz allem wohl kein "echter" Titelkandidat sein werden - die Entscheidung von George legitimiert sie gewissermaßen als Team und verhindert andererseits auch ein wesentlich hässlicheres Szenario.

Hätte George sich nämlich doch für die Lakers (oder wen anders) entschieden, stünde OKC noch immer mit einer fiesen Gehaltsliste da, aber ohne vergleichbare Qualität oder die Möglichkeit, diese anderweitig zu bekommen. Dann wäre Russell Westbrook wieder fast ganz alleine zuhause, ohne echte Perspektive abgesehen von über 205 Millionen Dollar über die nächsten fünf Jahre (gut, so schlimm klingt das auch nicht).

Stattdessen wird Westbrook den Rest seiner Prime nun mit einem Co-Star verbringen, der eigentlich fast perfekt zu ihm passt und offensichtlich kein Problem damit hat, wenn der MVP von 2017 40+ Würfe nimmt. Dieses Duo kann zusammen noch wachsen - auch deshalb, weil Melo eben nicht mehr als "drittes Rad" in die Gleichung mit hineinspielt.

Überdies könnte sich die Verpflichtung von Nerlens Noel als genau die Art von Low-Risk-High-Reward-Verpflichtung herausstellen, auf die Teams im Luxussteuer-Bereich dringend angewiesen sind.

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