NBA

Paul Zipser von den Chicago Bulls im Interview: "Ich hatte eine ganz andere Saison erwartet“

Von Daniel Herzog
Paul Zipser ist mit sich und dem Saison-Verlauf der Chicago Bulls nicht zufrieden.
© getty

Für Paul Zipser ist die zweite NBA-Saison bei den Chicago Bulls vorzeitig beendet. SPOX traf den deutschen Nationalspieler nach dem Gastspiel der Bulls bei den Miami Heat zum Gespräch über Enttäuschungen und Probleme in Jahr zwei und über seine Zukunft.

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Zudem sprach Zipser darüber, wie es für die Bulls weitergeht und auf welche Teams er sich in den Playoffs besonders freut.

SPOX: Paul, wir haben Sie heute nicht in voller Montur sehen können, woran lag das?

Paul Zipser: Ich habe leider gerade ein paar Probleme mit meinem Fuß. Das ist eine Geschichte, mit der ich jetzt schon etwas länger zu kämpfen hatte.

SPOX: Sie kamen ja gerade erst von einer Verletzung zurück ...

Zipser: Ja, das war genau das gleiche Problem. Wir hatten jetzt versucht, das alles etwas zu beschleunigen, aber ich hätte vielleicht ein bisschen länger Pause machen sollen. Wir hatten natürlich im Auge, dass nicht mehr allzu viele Spiele anstehen, und wollten es dementsprechend managen, aber wir haben einfach ein bisschen zu früh angefangen. Und jetzt noch einmal die Reha durchzumachen und dann wieder ein Comeback zu versuchen in knapp zwei Wochen, ist auch ein bisschen kurzfristig. Deswegen haben wir uns jetzt entschieden, den Fuß stillzulegen.

SPOX: Die Saison ist für Sie also beendet?

Zipser: Genau.

SPOX: Dann wäre es an der Zeit für ein Fazit. Wie bewerten Sie Ihr zweites NBA-Jahr insgesamt?

Zipser: Nicht gut, auf keinen Fall. Wir hatten einen sehr holprigen Start, gerade innerhalb des Teams hatten wir einige Schwierigkeiten, was uns zwischendurch auch ein bisschen auseinandergebracht hat. Der Start war extrem schlecht von uns und von mir persönlich natürlich auch. Ich habe den Rhythmus verloren. Ich habe dann versucht, mich wieder ranzukämpfen und hatte auch ein paar gute Phasen, aber insgesamt war das einfach eine sehr wellige Angelegenheit. Das Ende ist jetzt natürlich auch bitter, aber es ist nicht so schlimm, dass es irgendwelche großen Auswirkungen hat.

SPOX: Sie wirken ziemlich selbstkritisch - was waren für Sie die Punkte, in denen die Erwartungen vor der Saison nicht mit der Realität während der Saison übereinstimmten?

Zipser: Ich habe auf jeden Fall eine ganz andere Saison erwartet, von mir selbst und vom Team. Ich hatte im Sommer eigentlich sehr viel gearbeitet, gerade am Wurf - und der ist auch besser geworden, auch wenn die Quoten vielleicht nicht so dafürsprechen. Aber wenn man in einem Team spielt, das so viele Schwierigkeiten hat, kriegt man eben eher sehr schwere Würfe. Ich glaube trotzdem, dass der Wurf insgesamt besser geworden ist, ebenso wie einige andere Dinge. Defensiv habe ich dieses Jahr aber auf jeden Fall Probleme gehabt und das will ich im kommenden Sommer unbedingt verbessern. Auch an meiner Fußarbeit will ich arbeiten. Ich habe ein paar Schritte nach vorne, aber eben auch einige Schritte nach hinten gemacht - und das hatte ich so auf keinen Fall vor.

SPOX: Sie hatten in der Saison ja auch einige Phasen, in denen Sie fit waren und trotzdem nicht eingesetzt wurden. Wie schwierig ist es, sich auf Spiele gezielt vorzubereiten, wenn man nie weiß, wie die Rolle konkret aussehen wird?

Zipser: Das gehört zum Beruf dazu. Ich denke, das hat jedes Team in jeder Profi-Sportart. Damit kann ich ohne Probleme umgehen.

Paul Zipsers Statistiken bei den Chicago Bulls

SaisonSpieleMinutenPunkteFG%Rebounds
2016/174419,25,539,82,8
2017/185415,34,034,62,4

SPOX: Wie sieht der Austausch mit Coach Fred Hoiberg allgemein aus?

Zipser: Sehr gut. Er kommuniziert sehr viel und man kann sehr klar mit ihm reden, er ist auch sehr fair, denke ich.

SPOX: Können Sie dann schon einschätzen, wie es mit Ihnen im Sommer weitergeht? Ihr Vertrag läuft ja sozusagen aus, die Bulls verfügen aber über eine Team-Option.

Zipser: Ja, das ist eine gute Frage. Aufgrund der Option liegt es ja nicht unbedingt in meiner Hand. Ich mag auf jeden Fall die Philosophie vom Trainer, deswegen würde ich auch gerne in Chicago bleiben, aber es ist wie gesagt nicht direkt meine Entscheidung. Ich werde jetzt im Sommer an meinen Sachen arbeiten, zur Nationalmannschaft reisen und ein paar Spiele absolvieren - darauf richtet sich dann jetzt erstmal der Fokus.

SPOX: Was wären denn andere Optionen für Sie? Oder ist das aktuell noch gar kein Thema?

Zipser: Solange es nicht in meiner Hand liegt, nützt es nicht viel, darüber groß nachzudenken. Ab und zu macht man sich natürlich seine Gedanken, aber bis jetzt habe ich nicht viel drüber nachgedacht, was ich selber tun würde, wenn ich alleine entscheiden könnte.