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NBA-Legendenserie - Tom Chambers: Unverhofft zum Revolutionär

Platz 6: Tom Chambers - ein 60-Punkte-Spiel für die Phoenix Suns (1990; 60)
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Tom Chambers: Unverhofft Revoluzzer

Ein Jahr später folgte die Enttäuschung bereits in der ersten Runde, als die Run-and-Gun-Nuggets von Coach Doug Moe Chambers und Co. aus der Halle schossen. In Seattle stand anschließend ein Umbruch bevor, dennoch legten die Sonics ihm das Qualifying Offer vor. Doch hinter den Kulissen der NBA tat sich etwas.

Der Chef der Spielergewerkschaft Larry Fleisher bekam vom unterschriftsreifen Vertrag Wind und nahm sofort Kontakt auf. "Fleisher rief meinen Agenten an und sagte: 'Warte noch, bevor du bei den Sonics unterschreibst, weil wir denken, dass uns eine kleine Revolution bevorsteht.' Das taten wir dann", erinnerte sich Chambers.

Und nur wenig später war es offiziell: Ein neuer Tarifvertrag war ausgearbeitet, der bestimmten Spielern erlaubte, bei einem auslaufenden Vertrag Unrestricted Free Agent zu werden. Ein Akteur musste mindestens die Dauer von zwei Verträgen und sieben Jahren in der Liga gewesen sein. Chambers erfüllte diese Bedingungen und konnte urplötzlich als erster Spieler der NBA die Vorzüge des Kapitalismus auskosten.

Tom Chambers und die neuen Phoenix Suns

"Es war eine tolle Gelegenheit für mich. Ich konnte mir das Team aussuchen, welches am besten zu mir passte, und konnte gleichzeitig mehr Geld verdienen", so Chambers. Eine Franchise schaltete am schnellsten: Die Phoenix Suns um den damaligen General Manager Jerry Colangelo.

Die Suns waren gerade mitten im Umbruch, um ihr negatives Image zu retten. Gleich 13 aktuelle und ehemalige Spieler wurden des Kokain-Gebrauchs beschuldigt, dazu gab es Gerüchte um Wettmanipulationen. Mit einem Trade von unter anderem Larry Nance für Kevin Johnson und Mark West wurden die Weichen gestellt. Dazu kam von den Cleveland Cavaliers ein Pick, der im Sommer Dan Majerle in die Wüste Arizonas brachte.

Phoenix sah in Chambers den perfekten Fit für ihre neue Ausrichtung und warb entsprechend aggressiv um den Forward, pokerte aber hoch. "Du hast 20 Minuten, um dir eine Meinung zu bilden", soll Colangelo gesagt haben. "Es hieß im Prinzip: 'Hier ist das Geld. Wenn du es nicht nimmst, bekommt es ein anderer.' Ich unterschrieb so schnell ich konnte", so Chambers.

Tom Chambers: Dynamic Duo mit Kevin Johnson

Es sollte sich auszahlen. Mit einem Arbeitspapier über fünf Jahre mit einem Wert von neun Millionen Dollar stieg der einstige Sonic zu einem der Topverdiener der Liga auf (zum Vergleich: Jordan kassierte rund zwei Millionen jährlich). "Es war mein Recht, aber es fühlte sich schlecht an. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, als ich es dem Besitzer mitteilte. Ich hatte eine gute Beziehung mit ihm und meinen Mitspielern, aber wenn ein anderes Team mehr bietet, musst du dich um deine Karriere kümmern."

In Zeiten von Social Media hätten solche Sätze wahrscheinlich für einen Sturm der Entrüstung gesorgt, doch dieser blieb weitgehend aus. Stattdessen wurden die Suns zu einer der Attraktionen der Liga. Das Duo KJ und TC machte gewaltig Laune, Phoenix sorgte wieder für positive Schlagzeilen auf dem Feld.

Zweimal in Folge ging es in die Conference Finals, dort waren die abgezockten Lakers und die Portland Trail Blazers zu stark. Chambers stand in seiner Blüte und legte 26,5 Punkte pro Spiel auf. Unvergessen dabei auch seine berüchtigten Dunks. Wohl kein weißer Spieler stopfte so elitär wie Chambers. Sein Dunk über den bemitleidenswerten Mark Jackson zählt zu den besten Throwdowns in der Geschichte.

Tom Chambers muss Charles Barkley weichen

Vier Jahre am Stück gab es unter der brütenden Sonne Arizonas mindestens 53 Siege zu bejubeln. Doch bei Chambers traten Verschleißerscheinungen in den Vordergrund. Das Scoring ging nach unten und auch der wohldosiert eingesetzte Dreier wollte kaum mehr fallen (nur noch 27 Prozent).

Und so reagierten die Verantwortlichen in Phoenix. In einem Blockbuster-Trade wurde ein gewisser Charles Barkley in die Wüste geholt. Mit dem streitbaren Superstar spielten die Suns die beste Saison ihrer Franchise-Geschichte (62-20) und scheiterten erst in den Finals an Jordans Bulls.

Der Mann mit der Vokuhila-Frisur war da schon ins zweite Glied gerückt. Nach den epischen sechs Finals-Spielen wurde Chambers entlassen. In der Folge ließ er im hohen Alter noch seine Karriere bei den Utah Jazz, Charlotte Hornets, Philadelphia 76ers und auch in Israel bei Maccabi Tel Aviv ausklingen.

Tom Chambers: Nicht gewürdigtes Monster

In 16 Jahren standen unter dem Strich 1.107 Partien, 20.049 Punkte, vier All-Star-Teilnahmen und zwei All-NBA-Berufungen für den Mormonen in den Geschichtsbüchern. Damit ist er neben Antawn Jamison der einzige Spieler, der für die Wahl in die Hall of Fame in Frage kommt und trotz mindestens 20.000 Punkten bislang nicht berücksichtigt wurde.

In Phoenix wird man TC dagegen nicht vergessen. Als einziger Spieler - bis Devin Booker kam - der Franchise-Geschichte gelang Chambers ein 60-Punkte-Spiel (22/32 FG, 16/18 FT, 1990 gegen die Sonics). Sein Coach, Cotton Fitzsimmons schwärmte im Anschluss: "Eine unglaubliche Show im Angriff. Er ist ein Monster."

Auf nationaler Ebene wird Chambers dagegen noch heute alljährlich mit etwas anderem in Verbindung gebracht - der Free Agency. Er machte den Anfang in der Verschiebung der Machtverhältnisse der NBA und war so indirekt an der Erschaffung eines eigenen Monsters beteiligt.

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