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"Sacramento braucht einen Exorzismus"

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© spox
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Phil Jackson will seinen Abschied erzwingen

Alex Schlüter: Phil Jackson ist sicherlich ein sehr intelligenter Mensch, der viele Dinge mit Kalkül sagt und tut. Er ist aber auch ein Mann mit Stolz und Ehre - der Kerl hat mehr Ringe gewonnen als er tragen kann, so jemand wählt nicht einen solchen Weg, um sich vorzeitig aus dem Staub machen zu können. Ich kann es mir zumindest nicht vorstellen.

Ole Frerks: Es ist schon was dran, dass bei Jax eigentlich noch nie etwas ohne Kalkül passiert ist. Der Typ hat Kobe in seinem Buch als "untrainierbar" bezeichnet und danach noch zwei weitere Meisterschaften mit ihm gewonnen, um nur eins von etlichen Beispielen zu nennen. Früher hat er sich aber wenigstens nur auf seine eigenen Spieler konzentriert, jetzt pinkelt er ja nicht nur Melo, sondern auch dem mächtigsten NBA-Spieler, LeBron James, ans Bein. Meiner Meinung nach ist er dabei ganz klar übers Ziel hinausgeschossen. Aber war vielleicht auch das kalkuliert? Will er Melo soweit verärgern, dass der seine No-Trade-Klausel verstreichen lässt und einem Trade zustimmt, damit Phil die Knicks um Porzingis aufbauen kann? Will er seine Kündigung erzwingen, damit er eine Abfindung bekommt und danach ganz entspannt wieder zu seiner Verlobten Jeannie Buss ziehen kann, der die Lakers gehören? Mich würde bei Jackson ehrlich gesagt nichts überraschen. Die Alternative wäre wohl, dass er die Zeichen der Zeit einfach nicht verstanden hat und nicht realisiert, dass die heutigen Superstars etwas mächtiger sind als in den 90er Jahren.

Martin Klotz: Und noch etwas scheint Jackson nicht verstanden zu haben: Das Spiel ist inzwischen ein anderes geworden. Man kann nicht einfach alte Erfolgs-Konzepte aus der Schublade holen und sie über ein neues Team stülpen, samt Coach wohlgemerkt. Kein Wunder, dass die Triangle Offense auf wenig Gegenliebe in New York stößt. Außerdem war die Verpflichtung von Joakim Noah einfach nicht zeitgemäß. Mit so einem Spieler gewinnst du in einer Small Ball Liga keinen Blumentopf mehr.

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Jonathan Tjarks: Schauen wir uns mal Jacksons Resumee in New York an: Er hat Porzingis gedraftet, das war die einzig wirklich wichtige und vollkommen richtige Entscheidung. Alles andere sind nur Nebengeräusche, auch die Wortgefechte mit Melo und LeBron. Jackson hat das Problem, dass er Anthony nicht traden kann. Ich würde es übrigens sofort tun, wenn ich könnte. So sind die Knicks aber erst einmal gefangen, da Porzingis erst 21 Jahre alt und New York aktuell noch nicht gut genug ist, um ein Contender zu sein. Das wird sich erstmal nicht ändern, bis namhafte Free Agents kommen wollen. Aktuell ist das ja nicht der Fall. Man muss sich nur mal vor Augen führen, dass die Knicks Noah 18 Mio. pro Jahr anbieten mussten, damit er kommt. Diesen Deal muss man Jackson ankreiden. Noah verdrängt Kristaps von der Fünf und Carmelo von der Vier, obwohl das eigentlich das beste Lineup der Knicks ist. Grundsätzlich wird sich die Gesamtsituation in New York erst aber erst einmal nicht ändern, wenn Melo nicht überraschend die Reißleine zieht. Auch nicht durch einen Weggang von Jackson. Und ob die Lakers für ihn noch einmal eine Option sind, das wird sicherlich davon abhängen, ob sich Jim und Jeannie Buss irgendwann einigen, wer die Franchise führen soll.