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"Steph forderte mich als Kind heraus"

Muggsy Bogues spielte insgesamt 14 Jahre lang in der NBA
© getty

Mit 1,60 Meter war Muggsy Bogues der kleinste NBA-Spieler der Geschichte, er sah seine Größe aber nie als Nachteil an. SPOX sprach mit dem früheren Point Guard in London über seine Karriere, seinen Spitznamen, seinen "kleinen Bruder" Isaiah Thomas und "Space Jam". Und: Weshalb er sich mit Stephen Curry verbunden fühlt. Den MVP gibt es im West-Knaller ab 4.30 Uhr im LIVESTREAM FOR FREE gegen die San Antonio Spurs.

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SPOX: Muggsy, aus persönlichen Gründen muss dieses Gespräch mit dem Thema "Space Jam" beginnen.

Muggsy Bogues (lacht): Wieso das?

SPOX: Andere wurden durch das Dream Team 1992 in Kontakt mit Basketball gebracht, ich war da aber noch nicht alt genug. Bei mir passierte das dafür einige Jahre später durch "Space Jam". Ich glaube, dass ich damit unter deutschen NBA-Fans meiner Altersgruppe nicht alleine bin.

Bogues: Das freut mich zu hören! Das war ja im Prinzip auch der Plan dahinter, als wir den Film gemacht haben.

SPOX: Können Sie ein wenig darüber sprechen, wie der Film für Sie zustande kam und welche Bedeutung er für Sie hatte?

Bogues: "Space Jam" war für mich eine tolle Gelegenheit und etwas, worauf ich im Nachhinein sehr stolz bin. Ich meine, es gibt so viele Basketball-Filme, und doch haben nur wenige einen solchen Einfluss gehabt. Kinder und Erwachsene hatten gleichermaßen ihren Spaß. Und wir hatten beim Dreh unseren Spaß - unter den Spielern, aber vor allem auch bei den Szenen, die Michael Jordan mit den Looney Tunes, also in Wirklichkeit völlig alleine drehen musste. Das war für uns andere sehr witzig. (lacht) Wir hatten damals noch keine Ahnung, dass sich noch 20 Jahre später Leute für den Film begeistern würden, das macht es natürlich noch viel schöner.

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SPOX: Und für Sie gewissermaßen der Start in eine zweite Karriere - Sie hatten danach immer mal wieder Cameo-Auftritte in Filmen und Serien, unter anderem bei "Curb Your Enthusiasm". Erlebt man sie nochmal als Hauptdarsteller?

Bogues: Nein, das denke ich nicht. Ich meine, es macht mir schon Spaß, gelegentlich mal vor der Kamera aufzutreten, deswegen höre ich es mir grundsätzlich an, wenn jemand von einer Serie oder einem Film mich anruft und fragt. Ein echter Schauspieler werde ich in diesem Leben aber wohl nicht mehr.

SPOX: Na gut, dann sprechen wir stattdessen eben über Ihre echte Karriere. Wie möchten Sie eigentlich lieber angesprochen werden? Muggsy oder Tyrone?

Bogues (lacht): Das wurde ich schon lange nicht mehr gefragt. Die meisten Menschen kennen meinen echten Vornamen gar nicht. Mir sind aber beide Namen recht!

SPOX: Das war aber nicht immer so, richtig? Ist es wahr, dass Sie den Spitznamen früher verabscheut haben?

Bogues: Das stimmt. Als ich den Spitznamen als Kind verpasst bekam, hat er mich sehr gestört. Das lag aber vor allem daran, dass ich ihn missverstanden habe. "Mug" hat ja mehrere Bedeutungen: Ich dachte zunächst, es ginge um meine Visage, als man mich "Muggsy Mug" oder ähnliches rief. Dabei ging es eigentlich um meine Spielweise, also "to mug" - ich habe eben schon immer ziemlich viele Steals geholt, meine Gegenspieler also "ausgeraubt". Als ich das verstanden habe, hatte ich kein Problem mehr mit dem Namen. Man kann es sich ja ohnehin nicht wirklich aussuchen.

SPOX: Mit der Zeit war der Name dann immer mehr mit Ihnen verbunden...

Bogues: Ja, viele Leute kannten mich während meiner Karriere nur unter diesem Namen. Ich hatte diverse Mitspieler, die keine Ahnung von meinem echten Vornamen hatten! Das war in Toronto einmal ziemlich witzig, als ich neu beim Team war und Coach Butch Carter den Game-Plan vorstellte. Er sprach dann von einem "Tyrone" - und außer mir wusste zunächst niemand, wen er damit meinte. (lacht)

SPOX: Bei Ihren Gegenspielern war es wiederum kein Wunder, dass sie sich aufs "mugging" konzentrierten, Sie gehörten schließlich lange Zeit zu den besten Balldieben der Liga. Steve Kerr und Kenny Smith beispielsweise nannten Sie einst den "nervigsten Verteidiger", gegen den sie je spielen mussten. Was bedeutet diese Wertschätzung für Sie?

Bogues: Sehr viel. Es zeigt mir, dass ich in der Lage war, einen bleibenden Eindruck in der Liga zu hinterlassen. Meine Größe wurde mir ja immer als Nachteil ausgelegt, das war aber nie meine Ansicht. Ich sah es viel mehr als Vorteil, da ich durch meine Geschwindigkeit, meine Instinkte und natürlich auch meine Disziplin so mehr Druck auf gegnerische Ballhandler ausüben konnte - ich hatte eben einen schnelleren Weg zum Ball. Dass Gegenspieler so über mich sprechen, zeigt mir, dass ich damit richtig lag. Es ist immer eine Frage der Mentalität - aus vermeintlichen Schwächen kannst du Stärken machen, wenn du die richtige Einstellung hast.

SPOX: Sie machten Ihre Größe zum Vorteil und ebneten eigentlich einen Weg. Ist es daher für Sie überraschend, dass es seit Ihrem Karriereende nur wenige "kleine" Spieler in der Liga gegeben hat?

Bogues: Ja... und nein. Es wundert mich in der Hinsicht, dass es wie schon gesagt einen meiner Ansicht nach recht klar definierten Weg gibt, um als kleiner Spieler effektiv zu sein, indem man seine Größe beispielsweise dafür einsetzt, ein besonders giftiger Verteidiger zu werden. Das Problem ist nur, dass diesen Weg fast niemand sieht beziehungsweise beschreiten will. Die meisten kleinen Spieler versuchen, wie große Guards zu spielen. Sie denken, sie müssten besonders viele Punkte machen, damit sie Aufmerksamkeit bekommen. Das ist aber falsch: Wenn du genau so spielst wie ein Spieler mit "Gardemaß", warum sollte man sich dann für dich entscheiden? Es wäre viel wichtiger, sich in anderen Punkten auszuzeichnen, bei denen man seine Größe zum Vorteil machen kann.

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SPOX: Können Sie ein Beispiel geben?

Bogues: Blicken Sie nur auf meine Karriere: Über die Defense haben wir schon gesprochen. Ich habe mich aber auch offensiv abheben können, indem ich mir gemeinsam mit Coaches ein enormes Spielverständnis aufbaute. Ich wusste bei jedem meiner Teams, welcher Spieler an welcher Stelle am effektivsten war und ob er den Ball im Lauf oder im Stand serviert bekommen musste. Ich investierte enorm viel Zeit ins Studium von Mitspielern und auch Gegenspielern. So baute ich mir gute Beziehungen zu all meinen Mitspielern auf - sie wussten ja, dass ich sie finden würde und dass der Pass für mich meist die erste Option war, auch wenn ich auch selbst scoren konnte. Und gleichzeitig verdiente ich mir das Vertrauen meiner Coaches, da ich mit meinem Wissen zu ihrem verlängerten Arm auf dem Court wurde. Ich will nicht eitel wirken, aber ich hatte das Spiel meiner Mannschaften unter Kontrolle und war immer einer der Anführer. Das sieht man heute nicht so häufig.

Seite 1: Bogues über "Space Jam" und seinen Spitznamen

Seite 2: Bogues über Thomas, Curry und die besten Point Guards

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