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"Harden genauso gut wie letzte Saison"

James Harden (r.) zieht zum Korb. Ist beim MVP-Zweiten alles im grünen Bereich?
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Dallas ist nicht so gut, wie es scheint

Stefan Petri: Gegenfrage: Wie gut scheinen sie denn zu sein? Die Bilanz sagt 16-13, also knapp über .500. Platz 15 in Offensive Efficiency, Platz 13 in Defensive Efficiency. Also Mittelmaß, vielleicht knapp überdurchschnittliches Mittelmaß. Da sage ich: Ja, so gut ist Dallas. Wunderdinge sollte man von diesem Team natürlich nicht erwarten und die meisten Spiele sind ehrlich gesagt auch nicht sonderlich schön anzusehen. Aber sie funktioniert, die Kombination aus Dirk + Carlisle + Ersatzteillager. Ich glaube, dass man damit auch im weiteren Verlauf der Saison jedes zweite Spiel gewinnen kann. Einerseits ist es schon möglich, dass Dirk sein Tempo nicht durchhalten kann, sich bei Deron Williams ein Knöchel meldet oder Zaza Pachulia plötzlich wieder wie ein Sterblicher agiert. Andererseits sollten Parsons und Matthews mit verbesserter Fitness weiter zulegen. Das hält sich also die Waage. Blowouts oder epische Siegesserien erwarte ich von den Mavs nicht - aber um die 42 bis 45 Siege. Ob es dann für die Postseason reicht, hängt auch von der Konkurrenz ab.

Ole Frerks: Das ist ja fast schon langweilig, Stefan - ich sehe das genauso. Die Mavs sind ein durchschnittliches Team, das vom zweitbesten Coach der Liga, dem besten Big-Man-Shooter der Geschichte und seiner Abgezocktheit lebt. Fast niemand begeht so wenig Fehler, fast niemand spielt so abgezockt - da lassen sich Talent-, Athletik- und Schnelligkeitsdefizite eben relativ häufig kaschieren. Dass die richtig guten Teams ihnen auch mal davon laufen können, ist keine allzu große Überraschung bei einem Durchschnittsalter von gefühlt 45 Jahren. Ebenso wenig, dass sie sich mit vielen eher schwachen Teams trotzdem schwer tun und nur selten wirklich deutliche Siege feiern. Ich denke, dass die Luft nach oben sehr begrenzt ist, auch wenn Matthews langsam stärker wird und auch Parsons ja wieder näher an seiner Idealform ist. Aber für den aktuellen Kurs, also etwas mehr als .500 und einen der hinteren Playoff-Plätze, wird es dank Dirk und des Druiden Miracarlix wohl reichen.

Chris Fleming: Mir kommen die Mavs bei euch ein bisschen zu schlecht weg. Wenn Parsons wieder bei 30 Minuten ankommt und Matthews nach seiner langen Verletzung den Rhythmus findet, gibt es für mich keinen Grund, warum Dallas aus den Playoff-Rängen fallen sollte. Die Mavs spielen definitiv anders als letzte Saison, aber sie stehen da, wo sie hingehören. Carlisle ist einer der besten Coaches und gerade dieses Jahr sieht man das wieder. Er schaut seine Mannschaft an und entwickelt ein System, das zu ihr passt. Das kann kaum jemand so gut wie er. Sie haben darüber hinaus mit Nowitzki und Williams zwei Veteranen, die nicht nur über Erfahrung, sondern auch Führungsqualitäten verfügen. Sie hatten kürzlich eine Serie von drei Niederlagen, aber sie haben sich gefangen und werden mit Sicherheit eine gute Saison spielen.

Martin Klotz: Ich kann beide Argumente verstehen, doch ich sage euch: Ob das Saisonfazit der Mavs eine Jubelarie oder Schlag ins Gesicht wird, hängt nur von einer Person ab: Chandler Parsons. Der Forward hat trotz steigender Minuten noch immer kein Selbstvertrauen, keinen Rhythmus und wenig Energie. Ist ja häufig nach einer Verletzung so, aber ihn braucht Dallas mehr als alle anderen mit Ausnahme von Dirk. Seine Saison in Houston war vielleicht etwas zu gut, die letzte aber auch deutlich zu schlecht. Er ist der Mann, der die Fastbreaks abschließen muss. Er muss seine Dreier treffen. Er muss das Spiel als Point Swingman organisieren, wenn Williams auf die Bank geht (sorry, Mr. Felton). Und vor allem muss er übernehmen, wenn Dirk irgendwann Mitte der Saison seine Schwächephase ereilt. Dafür wurde er doch geholt, oder nicht? Kann er das liefern, ist Dallas sehr wohl in der Lage, bessere Teams zu schlagen und gegen Sub-Par-Franchises souveräner zu agieren. Luft nach oben ist genug da, das Potenzial auch. Die Frage ist nur, ob es den Mavs - also Parsons - gelingt, den nächsten Schritt zu machen.

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