NBA

NBA-Legendenserie: Dikembe Mutombo - Not in my House!

Von Sebastian Hahn
Dikembe Mutombo wedelte nach einem erfolgreichen Block immer mit dem Zeigefinger
© getty

Er war nach Hakeem Olajuwon vielleicht der beste Afrikaner aller Zeiten in der NBA und erhob das Blocken zur Kunstform. Selbst mit 41 Jahren übte Dikembe Mutombo noch eine derartige Präsenz in der Zone aus, dass viele Spieler aus Angst vor ihm nicht zum Korb zogen. Die Zone war sein Hoheitsgebiet. Oder wie er es nennen würde: the House of Dikembe Mutombo. Heute wird Mutombo 56 Jahre alt.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Dieser Artikel erschien ursprünglich im August 2014. Alle weiteren Artikel zu den größten Spielern aller Zeiten gibt es in unserem Archiv.

Shawn Kemp weiß nicht mehr weiter. Immer wieder zieht das Athletik-Monster der Seattle SuperSonics gegen die Denver Nuggets zum Korb, immer wieder wird er von dieser afrikanischen Bohnenstange mit Albatross-Spannweite abgeräumt. In keiner der fünf Partien gegen die Nuggets kann Kemp mehr als 19 Punkte erzielen. Seine Wurfquote von 36,8 Prozent ist unterirdisch.

Auf Seiten der Nuggets dagegen ist die Freude groß. Als erstes achtgesetztes Team schafft man 1994 den Upset gegen den Top-Seed, trotz eines 0-2-Serienrückstandes, trotz eines fehlenden Superstars. Dafür springt Dikembe Mutombo in die Bresche - der Spieler, der Kemp zur Weißglut treibt. 31 Blocks verzeichnet der Kongolese in fünf Spielen - ein Rekord, der bis heute Bestand hat.

Der Sieg gegen die Sonics war zugleich auch die Geburtsstunde des zweiten afrikanischen Stars in der NBA. Zudem wurde Mutombos Signature Move zu einem Klassiker. Der Finger Wag ist bis heute eine der markantesten Gesten der Liga-Geschichte.

Dikembe Mutomo: Teil der Rejection Row

Dass Mutombo überhaupt einmal mit dem orangen Leder sein Geld verdienen würde, ist nur wenige Jahre zuvor kaum abzusehen. 1988 kommt er nach Washington, um an der Georgetown University zu studieren. Der Kongolese spricht nur gebrochenes Englisch, eigentlich wollte er Medizin studieren und Arzt werden. Hoyas-Coach John Thompson grätscht aber dazwischen und verpflichtet den 22-Jährigen für das Basketball-Team.

Thompsons Traum: Mutombo soll gemeinsam mit Frontcourt-Kollege Alonzo Mourning in die Fußstapfen von Patrick Ewing treten, der das College 1985 in Richtung New York Knicks verlassen hatte. In der Regular Season geht der Plan zunächst auf. Mourning und Mutombo dominieren unter den Körben, die Hoyas gewinnen die Big East Conference.

"Sie sind wie eine große Wand. Eine Wand mit Armen, die die Würfe der armen Schützen blockt. Selbst wenn die Gegenspieler noch mit ihren Fakes erfolgreich sind, werden sie immer noch geblockt", schreibt die L.A. Times im Februar 1989.

Die Fans feiern ihre "Rejection Row" und breiten bei jedem Heimspiel ein Plakat mit der Silhouette einer blockenden Hand aus. Im NCAA Tournament muss man sich im Elite Eight dennoch den Duke Blue Devils beugen.

Dikembe Mutombo: Let's do the Finger Wag!

Zwei weitere Jahre absolviert Mutombo noch unter Thompson in Georgetown, ehe er den Schritt in die NBA wagt. Lange muss sich der Kongolese am Draft-Abend nicht gedulden. Bereits an vierter Stelle schlagen die Denver Nuggets zu. Mutombo soll den Abgang von Blair Rasmussen kompensieren, der im Vorjahr noch für die Mannschaft von Dan Issel gestartet war.

Und Mutombo macht direkt im ersten Jahr das, was er am besten kann: Defense spielen. Drei Rejections im Schnitt sammelt Mount Mutombo in seiner Rookie-Saison, hinzu kommen starke 16,6 Punkte und 12,3 Rebounds in etwas mehr als 38 Minuten. Dennoch sind die Nuggets weiterhin schlecht und verpassen als Elfter im Westen klar die Playoffs.

Es dauert bis 1994, bis Mutombo mit den Nuggets erstmals die Playoffs sieht. Es kommt die Serie gegen die Sonics - und plötzlich ist Mutombo der neue Star in Denver. Völlig unverhofft. Sein Finger Wag läuft in sämtlichen Highlight-Shows bei ESPN und Co. rauf und runter.

Warum Mutombo plötzlich damit anfängt, mit dem Zeigefinger zu wackeln und im Anschluss ein "Not in my house" in Richtung Gegner nachlegt? "All die anderen NBA-Spieler mit guten Stats hatten ihren Signature Move, nur ich nicht. Also habe ich mir gedacht: Ich brauche auch so etwas", erklärte Mutombo später. Die Masche zieht, schon bald erhält der damals 28-Jährige seinen ersten Signature-Sneaker.

Defensive Ausnahmeerscheinung

1995 wird dann beinahe logischerweise Mutombos individuell erfolgreichste Saison. Er führt die NBA zum zweiten Mal in Folge bei den Blocks an (3,9), wird zum zweiten Mal nach 1992 zum All-Star-Game eingeladen und räumt auch erstmals den Defensive-Player-Of-The-Year-Award ab. In den Playoffs ist mit Denver in Runde eins gegen die Spurs allerdings bereits nach drei Spielen Schluss.

Im Folgejahr wird es noch schlimmer: Die Nuggets verpassen nach zwei Spielzeiten erstmals wieder die Playoffs - und Mutombo unterschreibt als Free Agent in Atlanta. Auch bei den Hawks ist der mittlerweile 30-Jährige weiterhin die defensive Ausnahmeerscheinung, im Anschluss an die Regular Season darf er zum zweiten Mal die Trophäe des besten Verteidigers der Liga in die Höhe stemmen.

In den Playoffs reicht es aber erneut nicht für mehr als die zweite Runde, Michael Jordan und die Bulls machen in fünf Spielen kurzen Prozess mit Atlanta. Auch in den kommenden Jahren bleibt dieses Bild im Bezug auf Mutombo haften. Mehr als die zweite Runde im Lockout-Jahr 1999 ist nicht drin, 2000 verpasst man als 14. im Osten sogar komplett die Playoffs.

Mutombo selbst ragt aus dem eher durchschnittlichen Hawks-Kollektiv weiterhin heraus, gewinnt ein weiteres Mal den DPOY-Award und wird abgesehen von 1999 in jedem seiner Jahre in Atlanta All-Star.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema