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NBA-Legendenserie - "Pistol Pete" Maravich: Von Androiden und Besessenheit

Von Max Marbeiter
Pete Maravich begann seine NBA-Karriere bei den Atlanta Hawks.
© getty
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Persönliche Probleme

Einen Beitrag leistete dazu sicher auch Maravichs enigmatisches Wesen. Sein Leben war bestimmt von der Suche nach dem Sinn. Maravich schloss sich verschiedenen Religionen an, glaubte an Aliens - um UFOs auf sich aufmerksam zu machen, schrieb er "Take Me" auf sein Dach - und verfiel schließlich dem Alkohol. Sogar wichtige Spiele soll er betrunken angegangen sein.

Als dann auch noch die Verletzungsprobleme zunahmen, Maravich wegen seiner maladen Knie immer häufiger zusehen musste, waivten die Jazz ihn schließlich kurz nach ihrem Umzug von New Orleans nach Salt Lake City.

Pete Maravich: Rücktritt zum falschen Zeitpunkt?

Dennoch hätte Maravich seine Karriere beinahe gekrönt. Mit den Boston Celtics stand er 1980 als Bankspieler in den Conference Finals. Doch die Sixers um Julius Erving waren zu stark. Boston schied aus, Maravich beendete seine Karriere und fügte seiner Laufbahn damit ein weiteres bitteres Kapitel hinzu. Schließlich gewannen die Celtics im Jahr darauf die Meisterschaft, Pistol Pete blieb dagegen unvollendet.

Wohl kaum ein Wort reflektiert die Karriere Maravichs derart treffend. So schenkte er den Knicks um ihren Premiumdefender Walt Frazier unglaubliche 68 Punkte ein, nur um kurz vor dem Ende mit sechs teils fragwürdigen Fouls vom Feld zu müssen. Seine 69-Punkte-Gala am College verloren die Tigers gegen Alabama mit 104:106. Nach diesem Schema lief es häufig ab. Immer wieder wurden großartige individuelle Leistungen durch äußere oder innere Umstände getrübt.

Und dennoch geht Peter Press Maravich als einer der besten Spieler, die die NBA je gesehen hat, in die Geschichte ein. Er wurde in den Kreis der 50 besten Spieler aller Zeiten und 1987 in die Hall of Fame aufgenommen.

Vorbild für die Showtime-Lakers

Nur wenige konnten oder können heiß laufen, wie Maravich es tat. Sein Ballhandling ist bis heute selten erreicht, sein Spielstil dient generationenübergreifend als Inspiration. "Pistol hatte großen Einfluss auf mich", erzählt beispielsweise Isiah Thomas. "Ich habe oft versucht, seine Moves nachzumachen. Er tat auf dem Court Dinge, die einige heute noch nicht können."

Magic Johnson, Anführer der Showtime Lakers, gab einst sogar zu, dass Maravich "die wahre Showtime" gewesen sei. Nicht auszudenken, was für Maravich möglich gewesen wäre, wäre die Dreierlinie nicht erst während seiner letzten Saison eingeführt worden.

Hatte er vorher bereits angedeutet, dass der Distanzwurf durchaus ein probates maravichsches Offensivstilmittel hätte werden können, so trat er den Beweis kurz vor Karriereende noch einmal an. 10 von 15 dieser damals neu eingeführten Dreier verwandelte er während der Saison 1979/80. Pistol Petes Karrierequote liegt damit bei 67 Prozent. Auf seinem sportlichen Zenit wäre er so wohl nicht zu verteidigen gewesen.

Die Karriere-Statistiken von Pete Maravich

TeamSpielePunkteFG%Assists
Atlanta Hawks30224,344,85,6
New Orleans/Utah Jazz33025,243,45,6
Boston Celtics2611,549,41,1

Pete Maravich: Tragischer Tod

Maravichs Leben glich einem Pendel, das jederzeit in eine Richtung ausschlagen konnte. Hochgefühl und Erfolg auf der einen, tiefe Trauer, Unsicherheit und Misserfolg auf der anderen Seite. Sogar die Ereignisse rund um seinen tragischen Tod liefen irgendwie nach diesem speziellen Schema ab.

Im Januar 1988, Pistol Pete hatte nach Jahren des Umherirrens endlich seinen inneren Frieden gefunden, nahm er an einem Pick-up-Game teil. "Ich fühle mich großartig", sagte er während einer Pause, brach wenig später zusammen und starb.

Posthum diagnostizierten die Ärzte einen Herzfehler. Maravich besaß nur eine Herzarteriere. Patienten mit einer solchen Diagnose erleben selten das zwanzigste Lebensjahr, Pistol Pete betrieb einen Großteil seines Lebens Hochleistungssport.

Pete Maravich war etwas Besonderes. Er war anders. In beinahe jeder Hinsicht. Fast perfekter Basketballer und zerbrechliches Enigma zugleich. Und er brachte Farbe in das triste Schwarz und Weiß des Basketballs der Sechziger.

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