Fünfkampf-Präsident Scharf kritisiert Umgang mit Schleu: "Das ist für mich sehr fragwürdig"

SID
Fünfkämpferin Annika Schleu erntete viel Kritik, weil sie beim Springreiten die Nerven verlor und ihr Pferd schlug.
© getty

Michael Scharf, Präsident des Deutschen Verbandes für Modernen Fünfkampf (DVMF), hat den Umgang mit Annika Schleu nach dem olympischen Reitdrama scharf kritisiert. Im Deutschlandfunk sagte Scharf, die Athletin sei durch die Ereignisse im Springparcours traumatisiert worden und unterstrich die Forderung nach der Änderung des Reglements in der umstrittenen Teildisziplin Springreiten.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Schleu hatte unter Tränen versucht, ihr völlig verunsichertes Pferd mit Gerte und Sporen zurück in den Parcours zu bringen. In der Fünfkampf-Entscheidung in Tokio war die Berlinerin als Führende in die dritte Teildisziplin Reiten gestartet. Auf dem ihr zugelosten Saint Boy hatte zuvor schon eine Reiterin mit drei Verweigerungen große Probleme gehabt. Noch bevor Sportsoldatin Schleu in den Parcours reiten konnte, blockte das Tier ab.

Schleu hatte danach in den Sozialen Medien viel Kritik einstecken müssen. "Das was danach kam, ist, dass dann auf einen Menschen, der am Boden lag, auch noch getreten wurde. Das ist für mich sehr fragwürdig", sagte Scharf. Er verteidigte auch Bundestrainerin Kim Raisner, die wegen eines vermeintlichen Faustschlages auf die Flanke des Pferdes vom Weltverband (UIPM) von den Sommerspielen ausgeschlossen wurde.

Fünfkämpferin Annika Schleu erntete viel Kritik, weil sie beim Springreiten die Nerven verlor und ihr Pferd schlug.
© getty
Fünfkämpferin Annika Schleu erntete viel Kritik, weil sie beim Springreiten die Nerven verlor und ihr Pferd schlug.

Scharf: "Versuchen Sie mal, angemessen zu reagieren"

Raisner habe zwar nicht angemessen reagiert, "aber versuchen Sie mal, in so einer Situation adäquat zu reagieren." Zu einem vermeintlichen Faustschlag der Trainerin lägen ihm keinerlei Beweise und Informationen vor. "Für mich sieht das ein bisschen aus wie Sündenbock", sagte Scharf.

Das Pferd Saint Boy wäre nach einer vierten Verweigerung aus dem Wettkampf genommen worden, nach "nur" drei wurde das Pferd vom zuständigen Tierarzt als einsatzfähig bewertet. "Damit ist eine Chancengleichheit für unsere Athletin nicht gewährleistet gewesen", sagte Scharf.

Scharf übte auch Kritik an den Äußerungen von Weltverbands-Präsident Klaus Schormann. Der 75-Jährige hatte den Athleten die Schuld gegeben an den Ereignissen in Tokio. Es sei alles "genial" und "super" gewesen. "Dann muss ich sagen, dann war ich der falsche Fernsehzuschauer", so der DVMF-Präsident.