Olympia: Deutscher Bahn-Vierer rast per Weltrekord zu Olympia-Gold

SID
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Der Bahnrad-Vierer der Frauen sorgt für den ersten deutschen Olympiasieg im Izu Velodrome. Wieder fällt ein Weltrekord.

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Lisa Brennauer stellte bereits einen Fuß auf das Siegerpodest, da hatte der Hallensprecher im Izu Velodrome die deutschen Weltrekordhalterinnen noch gar nicht aufgerufen. Nach ihrer Triumphfahrt zu Olympia-Gold wollte das deutsche Frauen-Quartett auch bei der Krönung keine Zeit verlieren.

"Man hört den Namen und Team Germany, dann will man nur noch aufs Podium. Ich kann das Gefühl noch gar nicht beschreiben, das ist Gänsehaut", sagte Brennauer zu ihrem "Frühstart" bei der Siegerehrung, bei der zum ersten Mal bei den Bahnrad-Wettbewerben in Japan die deutsche Nationalhymne ertönte.

Brennauer, Franziska Brauße, Lisa Klein und Mieke Kröger sorgten in der Mannschaftsverfolgung für einen historischen Erfolg. Es war der erste Triumph eines deutschen Vierers in der Königsdisziplin des Bahnrad-Sports, und das in einer unnachahmlichen Art und Weise.

Sage und schreibe drei Weltrekorde stellten die deutschen Frauen binnen 25 Stunden auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke auf der Sibirischen Fichte auf. Einen in der Qualifikation am Montag, einen im Vorlauf am Dienstag und dann keine zwei Stunden später einen weiteren im Finale. Die Uhr im Rennen um Gold stoppte nach 4:04,242 Minuten. Rio-Olympiasieger Großbritannien war 6,365 Sekunden dahinter chancenlos.

Bahnrad- Bundestrainer Korff: "Ich bin selber positiv überrascht"

"Nach der Quali waren wir erstaunt, dass kein Team an unsere Zeit herangekommen ist. Wir wollten unbedingt diese Goldmedaille, deswegen sind wir immer schneller geworden", schilderte Brauße am ZDF-Mikrofon gelöst.

Nach dem Ausrollen fielen sich die vier deutschen Fahrerinnen in die Arme, Brennauer stemmte ihr Rad in die Höhe, bevor ihr immer wieder die Worte "Yes, Yes" über die Lippen gingen. "Ich bin selber positiv überrascht, dass es jetzt so explodiert ist", sagte Bundestrainer Andre Korff.

Die Chancen auf diesen Coup standen nach Jahren des Hinterherfahrens im Ausdauerbereich der Frauen durchaus gut, damit gerechnet hatte das deutsche Team zuvor aber nicht unbedingt. "Träumen darf man immer", hatte Brennauer gesagt, als Deutschland am Vortag den fünf Jahre alten Weltrekord von Großbritannien über die 4000 m um fast drei Sekunden unterboten hatte. Spätestens da war der Glaube an Gold gereift. Am Ende unterboten die vier Frauen die alte Bestmarke um fast sechs (!) Sekunden.

"Oh mein Gott, in was für einer Zeit. Ich hätte niemals gedacht, dass das in den Mädels überhaupt steckt - sie vermutlich vor ein paar Monaten auch nicht", sagte die zweimalige Olympiasiegerin Kristina Vogel in ihrer Rolle als ZDF-Expertin.

In der Mannschaftsverfolgung, bei der die Frauen erst seit 2012 in London olympische Medaillen gewinnen können, hatte ein deutsches Frauen-Team bis dato nie Edelmetall holen können. Im Ausdauerbereich der Frauen wartete der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) seit 29 Jahren auf olympisches Edelmetall.

Nun übertrumpfte das deutsche Team bereits am zweiten Wettkampftag die enttäuschende Bilanz von den Spielen 2016 in Rio - und das sollte gefeiert werden. "Wir haben gerade gehört, dass wir jetzt noch ins Olympische Dorf fahren werden", sagte Kröger: "Ich glaube, dass werden auf uns zukommen lassen und alles mitnehmen, was geht. Bisher sind wir nur einmal Olympiasiegerinnen geworden, wer weiß, wie oft wir das noch schaffen?"

 

 

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