Vierschanzentournee - DSV-Adler bereit zum Abheben: "Das wird eine ziemlich coole Tournee"

SID
Karl Geiger gilt als größte deutsche Hoffnung bei der Tournee.
© getty

"Alleinunterhalter" Karl Geiger ist in Topform, Topstar Markus Eisenbichler sucht die seinige. Vor der Tournee könnte die Lage bei den deutschen Skispringern besser sein - die Ziele bleiben aber groß.

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Von der besinnlichen Festtafel direkt in den großen Skisprung-Trubel: Im Schnelllade-Modus haben Hoffnungsträger Karl Geiger und der Rest der DSV-Adler ihre Akkus aufgetankt, um nach der Mini-Weihnachtspause auf Attacke schalten zu können.

Das Auftaktspringen der Vierschanzentournee in Oberstdorf wird nach dem schlechtesten Saisonstart seit neun Jahren zum wichtigsten Wettkampf des Winters, der Druck im Hexenkessel am Schattenberg wird gewaltig sein - auch wenn das der tiefenentspannte Bundestrainer ganz anders sieht.

DSV-Chefcoach Horngacher: "Lassen uns nicht in Stress versetzen"

"Druck macht man sich immer nur selbst. Da haben wir das geringste Problem. Wir wissen genau, was wir machen", sagte Stefan Horngacher vor dem Startschuss zur 68. Tournee am Wochenende (Qualifikation Samstag 16.30 Uhr/Wettkampf Sonntag 17.30 Uhr/jeweils im Eurosport-Channel von DAZN und im Liveticker): "Wir lassen uns nicht von der Tournee in Stress versetzen. Wir wissen, dass wir gut springen können."

Der Stotterstart als Nachfolger des überaus erfolgreichen Landsmannes Werner Schuster macht den Österreich nicht nervös: "In Polen war es damals ähnlich. Als ich gekommen bin, war die Mannschaft ziemlich am Boden. Es braucht halt Zeit." Die Vierschanzentournee gewann Horngacher freilich schon in seiner ersten Saison (2016/17) mit Kamil Stoch.

In Deutschland fand Horngacher zwar ein intaktes Team vor, dennoch funktioniert bislang nur Geiger. Vor allem angesichts der Leistungsdelle bei Dreifach-Weltmeister Markus Eisenbichler sind die Erwartungen an den Oberstdorfer Lokalmatador riesig. Zu riesig?

Karl Geiger als große Hoffnung: "Eine komplett neue Situation für mich"

"Vor heimischem Publikum und ausverkauftem Haus will man es besonders gut machen", sagte Geiger, je einmal Zweiter und Dritter in diesem Winter. Im Vorjahr war er mit seinem ersten Weltcupsieg im Gepäck zur Tournee gereist, dort lief dann nicht viel, Elfter wurde er.

"Das war eine komplett neue Situation für mich, zuvor war ich noch nie Siegspringer. Aber das war nicht der Punkt, wo ich mich habe rausbringen lassen. Die Formkurve hat einfach nicht mehr so ganz gepasst, das Gefühl war nicht mehr so da", sagte der 26-Jährige, der trotz aller Erwartungen locker in den großen Zirkus zum Jahreswechsel gehen will: "Ich habe dazugelernt. Selbst wenn ich den Wettkampf verhauen sollte, kann ich darüberstehen. Das ist kein Weltuntergang."

Doch wer soll liefern, wenn nicht Geiger? Wer soll in den Springen in Oberstdorf, Garmisch-Partenkirchen (1. Januar), Innsbruck (4. Januar) und Bischofshofen (6. Januar) um den ersten Gesamtsieg seit Sven Hannawalds Grand Slam 2001/02 kämpfen? Wer dem mutmaßlichen Favoritentrio mit dem Japaner Ryoyu Kobayashi, dem Polen Kamil Stoch und dem Österreicher Stefan Kraft, allesamt bereits Tourneesieger, die Stirn bieten? "Wenn Karl so stabil bleibt", sagt Horngacher, "hoffe ich, dass er da mithalten kann."

Eisenbichler gibt sich trotz verkorkstem Saisonstart zuversichtlich

Hoffen kann der Bundestrainer ansonsten nur, dass beim etatmäßigen Topmann Eisenbichler trotz des verkorksten Saisonstarts doch noch der Knopf aufgeht. "Für die Tournee bin ich zuversichtlich, die Schanzen kenne ich, da habe ich nicht so ein Problem mit dem Timing", sagte Eisenbichler.

Im Vorjahr war der Urbayer Tourneezweiter, Platz drei belegte Stephan Leyhe, der zuletzt zumindest ansteigende Form zeigte. Dahinter wird es dünn: Richard Freitag, vor zwei Jahren als Weltcupführender zur Tournee gereist, ist völlig außer Form, Severin Freund, Zweiter 2015/16, nach zwei Kreuzbandrissen noch nicht wieder einsatzfähig. Olympiasieger Andreas Wellinger fällt wie Vorjahresentdeckung David Siegel den gesamten Winter aus.

Trübe Aussichten also? Keineswegs, meint zumindest Horngacher vor seiner Vierschanzen-Premiere als deutscher Chefcoach: "Ich denke, das wird eine ziemlich coole Tournee mit verschiedenen Siegern. Wer am Ende vorne ist, werden wir sehen. Hoffentlich einer von uns."

Vierschanzentournee 19/20: Zeitplan

OrtDatumWettkampfSchanze
Oberstdorf28.12.19, ab 16.30 UhrQualifikationSchattenbergschanze
29.12.19, ab 17.30 UhrWertungsdurchgänge
Garmisch-Patenkirchen31.12.19, ab 14 UhrQualifikationGroße Olympiaschanze
01.01.20, ab 14 UhrWertungsdurchgänge
Innsbruck03.01.20, ab 14 UhrQualifikationBergiselschanze
04.01.20, ab 14 UhrWertungsdurchgänge
Bischofshofen05.01.20, ab 16.30 UhrQualifikationPaul-Außerleitner-Schanze
06.01.20, ab 17.15 UhrWertungsdurchgänge
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