Der Anfang vom möglichen Ende

SID
Sag zum Abschied leise "Servus": Maria Höfl-Riesch (M.) denkt ans Karriereende 2014
© getty

Maria Höfl-Riesch fällt es zunehmend "schwer, im Sommer die Skier aus dem Keller zu holen". Felix Neureuther fühlt sich körperlich längst "wie eine alte Frau" und fragt sich deshalb, wie lange er sich das alles noch antun soll (Riesenslalom der Damen, Sa., 9.30 Uhr im LIVE-TICKER).

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Gut möglich also, dass Höfl-Riesch und Neureuther an diesem Wochenende zum letzten Mal als Ski-Rennläufer hinauffahren auf den Rettenbachferner über Sölden, wo traditionell der Weltcup-Winter beginnt. Diese Saison, mit Olympia als Höhepunkt, könnte für beide die letzte sein.

Sölden hin oder her - für die besten deutschen Ski-Rennläufer wird Sotschi einen Wendepunkt markieren. "Wenn es extrem gut läuft, wäre es schon ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören - vielleicht aber auch, wenn es extrem schlecht läuft", sagt Höfl-Riesch. Extrem gut heißt: "Auf jeden Fall eine Medaille", und am liebsten eine dritte olymische in Gold, und am liebsten in der Abfahrt. Die 29-Jährige hat nach ihrem Empfinden dafür im Sommer alles getan. Olympia, das "wäre eine große Sache, um Schluss zu machen", meint sie.

Neureuther: "Nicht mehr der jüngste"

Felix Neureuther denkt ähnlich. "Ich werde mir sicher nach der Saison Gedanken machen, wie es weitergeht. Mein Körper ist ja nicht mehr der jüngste", sagt er. Sein Körper ist erst 29 Jahre alt, aber schon arg ramponiert. In diesem Sommer musste Neureuther wegen einer verunglückten Operation am linken Sprunggelenk vier Monate aussetzen mit dem Training, Anfang Oktober zog er sich bei einer Bergwanderung auch noch einen Bänderanriss im rechten Sprunggelenk zu. Wenn er nun sagt, dass alles in Ordnung sei, ist das ein bisschen geflunkert.

Auch Neureuther schielt auf Sotschi. Ehe er sich ernsthaft mit einem Rücktritt beschäftigt, "kommt ja noch ein großes Rennen", sagt er mit einem Lächeln. Gemeint ist der Slalom in Sotschi, 22. Februar 2014. Bis dahin ist es zum Glück für ihn noch ein bisschen hin, denn der Trainingsrückstand ist groß, "ich brauche einfach noch Schnee- und Skitage", erläutert der WM-Zweite im Slalom. In Sölden, sagt er, könne es ihm deshalb passieren, "dass mir so auf den letzten 15, 20 Sekunden die Luft ausgeht". Das liegt an der Höhe - der Start erfolgt auf über 3000 Metern -, und am sehr anspruchsvollen Gelände.

Auch Maria Höfl-Riesch erwartet sich nicht zu viel - was sie in Sölden aber ohnehin nie tut. Sie ist zunächst mal froh, rechtzeitig in Form gekommen zu sein. Im Sommertraining in Argentinien habe bei ihr mal wieder "nichts zusammengepasst. Und wenn man zwei Wochen vor dem Weltcup-Start ist und kann keinen Schwung fahren, da kommt schon ein bisschen die Nervosität durch." Mittlerweile geht es, "von einem Tag auf den anderen ging es auf einen Schlag besser", erklärt sie mit einem entspannten Lächeln. In Sölden wäre sie, und auch das sagt sie in jedem Jahr, mit "Rang fünf bis zehn" zufrieden.

Maier gibt sich optimistisch

Alpindirektor Wolfgang Maier ist bei Neureuther trotz dessen verkorkster Saisonvorbereitung optimistisch: "Er ist immer für eine Überraschung gut." Maier wäre zufrieden, wenn Neureuther und Fritz Dopfer unter die ersten 15 kommen würden und die Frauen "ums Podium mitfahren". Das kann auch als Aufforderung an Viktoria Rebensburg verstanden werden: Die Riesenslalom-Olympiasiegerin hat in Sölden 2010 gewonnen und 2011 Rang zwei belegt. "Top drei ist für sie kein unrealistisches Ziel", sagt Maier.

Für realistisch hält Maier auch die Zielvorgabe an die Alpinen für den Saisonhöhepunkt: Drei Medaillen in Sotschi hat der DOSB eingeplant. Bei der WM in Schladming waren es vier inklusive der Bronzemedaille im nichtolympischen Team-Event. "Wir haben uns diese drei Medaillen aber selbst als Ziel gesetzt", betont Maier. Es könnte für eine Weile allerdings das letzte Mal sein, dass die Alpinen so erfolgreich sind. Eine Maria Höfl-Riesch und ein Felix Neureuther wären nicht zu ersetzen.

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