Wimbledon, Tag 1: Kerber und Otte im Eiltempo weiter, Struff verpasst Coup - Djokovic müht sich, Mitfavorit scheitert

Von SID/SPOX
Angelique Kerber erreichte in Wimbledon mühelos die dritte Runde.
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Angelique Kerber im Schnelldurchgang, dazu zwei erfolgreiche Premieren und ein Tenniskrimi: Hätte Jan-Lennard Struff seine Führung im Vierstunden-Match gegen das spanische Ausnahmetalent Carlos Alcaraz tatsächlich ins Ziel gebracht - es wäre ein perfekter Auftakt für das deutsche Tennis in die 135. Auflage der Championships in Wimbledon gewesen.

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Der gelang der größten deutschen Hoffnung - zumindest im ersten Satz: Den gewann Kerber gegen die Französin Kristina Mladenovic, immerhin neunmalige Grand-Slam-Siegerin im Doppel und Mixed, nach nur 17 Minuten mit 6:0. Für das 7:5 im zweiten Durchgang brauchte sie etwas länger, insgesamt reichte ihr gegen die teilweise völlig indisponierte Mladenovic eine solide Leistung zum Einzug in die zweite Runde.

"Im ersten Satz habe ich vom ersten Punkt an gut gespielt, im zweiten kam Kiki zurück und hat ihr bestes Tennis gezeigt. Ich habe einfach versucht ruhig zu bleiben", sagte Kerber.

Auf dem Weg zu neuen Erfolgen bei ihrem Lieblings-Grand-Slam werden höhere Hürden warten - am Mittwoch heißt die Gegnerin Magda Linette (Polen). Doch Kerber hat wiederholt bewiesen, dass mit ihr auf Rasen stets zu rechnen ist. 2018 holte sie den Titel im All England Club, im vergangenen Jahr erreichte sie zum vierten Mal das Halbfinale.

Dort will Oscar Otte (28) auch irgendwann einmal hin, sein steiler Aufstieg hat ihn bereits in die Setzliste geführt. Ohne den verletzten Olympiasieger Alexander Zverev ist der Kölner in Wimbledon die deutsche Nummer eins - und wurde dieser Rolle kurz vor Einbruch der Dunkelheit gerecht: Otte deklassierte seinen Kumpel Peter Gojowczyk beim 6:1, 6:2, 6:1.

Auch Maximilian Marterer (27) und Jule Niemeier (22) gelang der Start. Beide gewannen ihr erstes Match beim ältesten Tennisturnier der Welt, für Niemeier, die irgendwann einmal mit Kerbers großen Fußspuren zurechtkommen muss, war das 6:1, 6:4 über die Chinesin Wang Xiyu sogar der erste Grand-Slam-Sieg überhaupt.

Jan-Lennard Struff hofft mit Deutschland beim Davis Cup auf einen Auftaktsieg gegen Frankreich.
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Jan-Lennard Struff hofft mit Deutschland beim Davis Cup auf einen Auftaktsieg gegen Frankreich.

Wimbledon: Struff von gebrochenem Zeh gestoppt

"Ich fühle mich wohl auf Rasen, das passt zu meinem Spiel", sagte Niemeier bei Sky: "Hier dabei zu sein, ist ein besonderes Gefühl. Die Stimmung ist sehr royal." Marterer war nach dem 4:6, 7:5, 6:4, 7:5 über den Slowenen Aljaz Bedene hochzufrieden. "Das fühlt sich unglaublich an", sagte der Qualifikant, der einst schon auf Platz 45 der Weltrangliste stand und durch Verletzungen weit zurückgeworfen wurde.

Ein gebrochener Zeh bremste Jan-Lennard Struff in diesem Jahr aus, beinahe hätte er die Leidenszeit mit einem überraschenden Sieg beendet. Gegen Alcaraz führte Struff mit 2:1 Sätzen, doch der 19-Jährige befreite sich mit all seinem Talent aus jeder brenzligen Situation. Struff kämpfte verbissen - und unterlag 6:4, 5:7, 6:4, 6:7 (3:7), 4:6.

"Es war bitter. Ich habe ein gutes Match gespielt, das Level war gut. Bei 3:0 im Tiebreak hatte ich eine gute Chance. Wie er den reinspielt - das war Wahnsinn, das hat das Match komplett gedreht", sagte Struff: "Am Ende haben Kleinigkeiten entschieden."

Wimbledon: Altmaier, Maria und Korpatsch müssen nachsitzen

Zudem wirbelte der typische englische Regen den Spielplan bereits am ersten Tag erheblich durcheinander. Aufgrund der Verzögerungen konnten am Montag nicht alle Begegnungen vor Einbruch der Dunkelheit beendet werden, betroffen waren drei deutsche Tennisprofis. Die Partien sollen am Dienstag fortgesetzt werden.

Auf Daniel Altmaier wartet dabei eine hohe Hürde, der Kempener liegt gegen den Schweden Mikael Ymer 3:6, 5:7 zurück. Bei Tatjana Maria (Bad Saulgau) ist noch alles offen, gegen die Australierin Astra Sharma steht es 4:6, 6:3. Ebenso bei Tamara Korpatsch, die nach 7:6 (9:7), 5:7 gegen die Britin Heather Watson in den entscheidenden dritten Satz muss.

Novak Djokovic steht in Wimbledon in der zweiten Runde.
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Novak Djokovic steht in Wimbledon in der zweiten Runde.

Wimbledon: Novak Djokovic mit Mühe weiter

Titelverteidiger Novak Djokovic ist unterdessen mit mehr Mühe als erwartet gestartet. Der sechsmalige Champion aus Serbien gewann unter dem geschlossenen Dach des Centre Courts gegen den Südkoreaner Kwon Soonwoo nach 2:27 Stunden 6:3, 3:6, 6:3, 6:4 und feierte seinen 80. Sieg in Wimbledon.

"Er hat richtig stark gespielt", sagte Djokovic: "Ich musste einen Weg finden, Kontrolle über die Punkte zu gewinnen. Mein Aufschlag hat geholfen. Hätte er den Breakball im dritten Satz verwandelt, hätte es anders laufen können."

Ausgeschieden ist dagegen überraschend Hubert Hurkacz, der als Halbfinalist des Vorjahres und Sieger in Halle/Westfalen als einer der Mitfavoriten nach Wimbledon gereist war. Der Pole verlor gegen Alejandro Davidovich Fokina 6:7 (4:7), 4:6, 7:5, 6:2, 6:7 (8:10). Dabei hatte er die Partie nach Matchbällen gegen sich im dritten Satz beinahe wieder unter Kontrolle.

Auch Djokovic (35) unterliefen gegen Kwon, Nummer 81 im Ranking, ungewohnt viele Fehler. Nach dem Aus im Viertelfinale der French Open gegen Rafael Nadal hatte er pausiert und kein Vorbereitungsturnier gespielt. Die fehlende Matchpraxis auf Rasen war ihm anzumerken. "Ohne Vorbereitungsmatches fühlt man sich weniger selbstbewusst, als man es gerne hätte", sagte er.

Wimbledon: Murray übersteht erste Runde

Ebenfalls eine Runde weiter ist Djokovics langjähriger Rivale Andy Murray. Der zweimalige Wimbledonchampion aus Schottland, der trotz einer künstlichen Hüfte wieder erstaunlich stark spielt und zuletzt in Stuttgart das Finale erreichte, gewann gegen den Australier James Duckworth 4:6, 6:3, 6:2, 6:4.

Für Djokovic, der als einziger Spieler in der Tennisgeschichte mindestens 80 Siege bei allen vier Majors gesammelt hat, ist Wimbledon wohl die letzte Chance in diesem Jahr auf seinen 21. Grand-Slam-Titel. Zu den US Open in New York wird er als Ungeimpfter aller Voraussicht nach nicht reisen dürfen. Schon die Australian Open im Januar hatte Djokovic verpasst.

"Ich würde liebend gerne in die Staaten reisen. Aber nach heutigem Stand ist das nicht möglich, und da gibt es nicht viel, das ich tun kann", sagte Djokovic: "Es liegt an der US-Regierung, eine Entscheidung zu treffen, ob sie ungeimpfte Menschen in ihr Land lassen." In Wimbledon darf Djokovic wie zuletzt auch bei den French Open ungeimpft antreten.

Wimbledon, Tag 1: Die wichtigsten Paarungen bei den Herren

UhrzeitNameNameLiveticker/Ergebnis
12 UhrMartererBedene4:6, 7:5, 6:4, 7:5
12 UhrRuud (3)Ramos-Vinolas7:6 (7:1), 7:6 (11:9), 6:2
12 UhrDavidovich FokinaHurkacz (7)6:7 (4:7), 4:6, 7:5, 6:2, 6:7 (8:10)
12 UhrNorrie (9)Andujar6:0, 7:6 (7:3), 6:3
13.15 Uhr*CouacaudIsner (20)7:6 (8:6), 6:7 (3:7), 6:4, 3:6, 5:7
14.30 UhrDjokovic (1)Kwon6:3, 3:6, 6:3, 6:4
15.15 Uhr*Otte (32)Gojowczyk6:1, 6:2, 6:1
15.15 Uhr*AltmaierYmer3:6, 5:7, unterbrochen
15.15 Uhr*Sinner (10)Wawrinka7:5, 4:6, 6:3, 6:2
15.15 Uhr*StruffAlcaraz (5)6:4, 5:7, 6:4, 6:7 (3:7), 4:6
17.45 Uhr*MurrayDuckworth4:6, 6:3, 6:2, 6:4

Wimbledon, Tag 1: Die wichtigsten Paarungen bei den Damen

UhrzeitNameNameLiveticker/Ergebnis
14 Uhr*PeraKontaveit (2)5:7, 1:6
14 Uhr*NiemeierWang6:1, 6:4
14 Uhr*BjörklundJabeur (3)1:6, 3:6
15.15 Uhr*KorpatschWatson7:6 (9:7), 5:7, unterbrochen
15.15 Uhr*Bencic (14)Wang4:6, 7:5, unterbrochen
16 Uhr*SharmaMaria6:4, 3:6, unterbrochen
16.30 Uhr*van UytvanckRaducanu (10)4:6, 4:6
17.15 Uhr*Kerber (15)Mladenovic6:0, 7:5

*voraussichtliche Zeit