French-Open-Erkenntnisse: Rafael Nadal zerstört das GOAT-Rennen

Coco Gauff verlor das French-Open-Finale gegen Coco Gauff.
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French Open: Rafael Nadal zerstört das GOAT-Rennen

112:3 lautet die einfach nur noch absurde Bilanz Nadals auf der roten Asche von Paris. 335:34 bei den Sätzen, 24 Sätze mit 6:0. Er ist der älteste Sieger in der Geschichte des Turniers und hat dort allein so viele Grand Slams gewonnen wie Pete Sampras in seiner Karriere. Und der hielt vor ein paar Jahren noch den All-Zeit-Rekord.

Der gehört seit den Australian Open natürlich Nadal, und jetzt hat er noch einmal vorgelegt: 22 Slams, gegenüber 20 bei Djokovic und Federer. Unfassbar, dass der Djoker im letzten September beim US-Open-Finale nach seinem 21. Slam griff - und Nadal zu diesem Zeitpunkt angesichts seiner chronischen Fußprobleme kurz vor einem Karriereende stand.

Jetzt müsste Nole schon in Wimbledon und New York zuschlagen, um ausgleichen zu können. Stand jetzt ist ja mehr als unklar, ob er bei seinem Lieblingsturnier in Australien im nächsten Jahr überhaupt an den Start gehen darf - und dann stünden ja schon wieder die French Open an.

Was Roger Federer angeht: Bei ihm wäre es schon ein großer Erfolg, wenn wir ihn überhaupt noch einmal auf der Tour sehen.

Ist das GOAT-Rennen damit entschieden? Man will den Deckel nicht zu früh drauf machen, allein schon deshalb, weil Djokovic vor neun Monaten schon mehr oder minder gekrönt war. Wer weiß, wie lange Nadal mit jetzt 36 Jahren noch spielt - und wie lange sein serbischer Rivale in der Weltspitze mithalten kann. Das eine oder andere Jährchen mit Sicherheit noch.

Aber wer würde schon dagegen wetten, dass Nadal nicht noch ein oder zwei French-Open-Titel in sich trägt - immer vorausgesetzt, sein Körper macht irgendwie mit -, von den übrigen Slams ganz zu schweigen? Stand jetzt gibt es weniger ein GOAT-Rennen, sondern einen GOAT. Und der heißt Rafael Nadal.

French Open: Das Damentennis braucht mehr Argumente

Es gibt Beobachter, denen kann man es einfach nicht recht machen: Wird die WTA-Tour von einer Spielerin dominiert, z.B. Serena Williams, ist alles viel zu vorhersehbar und deshalb langweilig. Herrscht Abwechslung vor und es finden sich in jedem Grand-Slam-Halbfinale neue Gesichter, fehlt die Konstanz - alles ist viel zu chaotisch und deshalb langweilig.

Fakt ist: Mit Iga Swiatek hat die Damentour einen potenziellen Superstar an der Hand, ein Gesicht, das den Sport prägen kann. Sie spielt nicht nur sensationelles Tennis - ultra-aggressiv, mit Härte und Spin, aber auch mit Varianten, mit nahtlosen Wechseln von Defensive zu Offensive -, sondern gibt klare Interviews, ist extrem sympathisch und hat die Nerven für die große Bühne. Seit Monaten spielt sie mit blau-gelber Schleife an der Kappe, sprach auch in ihrem Sieger-Interview über den Krieg in der Ukraine. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen.

Bis zu diesem Zeitpunkt gab die Damen-Konkurrenz in Paris aber ein - formulieren wir es vorsichtig - wackeliges Bild ab. Eine Top-Spielerin nach der anderen strich früh die Segel, nach drei gespielten Runden war aus den Top-10 nur noch Swiatek vertreten. Klar, die WTA hat keine "Big Three" zu bieten, ohne Serena nicht einmal eine "Big One". Aber die unglaubliche Breite im Feld - und die ist tatsächlich höher als bei den Herren - lässt sich nur bis zu einem gewissen Punkt vermarkten. Es braucht Stars, die konstant abliefern - denn sonst sind es eben keine Stars, sondern nur Sternschnuppen.

Natürlich ist es doppelt bitter, wenn die ehemalige Nummer eins der WTA dann auch noch in den Rücken fällt. Als Turnierdirektorin Amelie Mauresmo danach gefragt wurde, warum die Damen in der Ansetzung in Paris eher stiefmütterlich behandelt wurden, erklärte die ehemalige Wimbledon-Siegerin deren Matches mal eben für "weniger attraktiv". Ein Sturm der Entrüstung folgte, Mauresmo musste zurückrudern.

Dafür, dass das Herrentennis derzeit die größeren Stars bietet und Rechtehalter Amazon Prime in der Night Session bei nur einem Match lieber Herren und ihre Best-of-five-Matches sehen wollte, dafür kann Mauresmo nichts. Trotzdem gehört zu ihrem Job natürlich auch Öffentlichkeitsarbeit - und die Aufgabe, 50 Prozent der gebotenen Matches bestmöglich zu verkaufen. Das gelang ihr mit Sicherheit nicht.

Umgekehrt müssen ihr die Damen natürlich auch Argumente liefern, und zwar auf dem Platz. Swiatek, nach Mauresmos Aussagen befragt, verwies darauf, dass die Unvorhersehbarkeit bei den Frauen auch Zuschauer anziehen könne. Wenn die Statistik allerdings besagt, dass es in den letzten 21 Slams (seit den Australian Open 2017) bei den Damen im Schnitt nicht einmal ein einziges Match zwischen zwei Top-10-Spielerinnen gab (0,9), lässt das tief blicken.

Die Weltrangliste ist ebenfalls unbestechlich. Dort hat Swiatek aufgrund ihrer überragenden Siegesserie mittlerweile eine riesigen Vorsprung. Aber nach den French Open wird Anett Kontaveit die neue Nummer 2 sein. Die Estin hat in ihren letzten sieben Slams kein einziges Mal die dritte Runde überstanden, in Paris war schon nach dem Auftaktmatch Schluss.

Das ist weniger Kritik an Kontaveit, sondern soll verdeutlichen: Wenn eine derartige Bilanz - ein WTA-1000-Turnier hat sie ebenfalls noch nie gewinnen können - nominell zur zweitbesten Spielerin der Welt ausreicht, hat die Tour ein Problem. Und dafür kann auch eine Mauresmo nichts.

Die wichtigsten Rasenturniere vor Wimbledon

TurnierGeschlechtDatum
StuttgartHerrenab 06. Juni
HalleHerrenab 13. Juni
QueensHerrenab 13. Juni
BerlinFrauenab 13. Juni
EastbourneFrauenab 19. Juni
Bad HomburgFrauenab 19. Juni
WimbledonHerren/Frauenab 27. Juni
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