Maestro Roger Federer kehrt zurück: "Tennis ist wie Velofahren"

SID
Roger Federer feiert sein Comeback.
© getty

Roger Federer verliert einen prestigeträchtigen Rekord an Novak Djokovic. Doch das viel erwartete Comeback des Schweizer Maestros sorgt für das größere Aufsehen.

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Ein paar Fältchen zieren Roger Federers Gesicht, die Haare des Maestros sind schon etwas dünner geworden. Mit fast 40 Jahren ist das auch nicht verwunderlich. Wenn der Schweizer dieser Tage auf dem Gelände der Katar Open den Schläger in die Hand nimmt, strahlt er aber eine fast kindliche Vorfreude auf sein Comeback nach mehr als einjähriger Verletzungspause aus. Wie ein baldiger Tennis-Rentner wirkt der Grand-Slam-Rekordchampion nicht - ganz im Gegenteil.

"Ich habe einfach das Gefühl, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist", sagte Federer: "Ich habe die Tour vermisst, sie ist so etwas wie meine zweite Familie." Voraussichtlich am Mittwoch bestreitet der Weltranglistensechste gegen den Briten Dan Evans oder den Franzosen Jeremy Chardy sein erstes offizielles Match seit den Australian Open 2020 - die Wirren der Coronazeit im Tenniszirkus hatte er bisher noch nicht selbst miterlebt.

"Ich habe alles getan, was ich tun konnte"

Nun schaut die gesamte Szene gespannt hin, wie gut der endlich schmerzfreie Ausnahmespieler nach seinen zwei Knie-Operationen aus den Startlöchern kommt. "Wir sind Rivalen. Aber ich bin auch ein großer Fan von ihm und liebe es noch immer, ihm beim Tennisspielen zuzusehen", sagte US-Open-Champion Dominic Thiem, der in Doha topgesetzt ist. Er sei selbst neugierig, wie gut es läuft, meinte Federer und fügte im Tagesanzeiger an: "Für mich ist Tennis wie Velofahren, das verlernt man nie."

Ein größeres Fragezeichen steht hinter seiner Fitness: "Ich bin momentan nicht sicher, dass das Knie hält, aber ich bin zuversichtlich, sonst wäre ich nicht hier", sagte Federer: "Ich habe alles getan, was ich tun konnte."

Ein Rücktritt war für ihn trotz all der Qualen in der Reha "kein Thema", und so werden auch Rafael Nadal und Novak Djokovic höchst interessiert verfolgen, was "King Roger" noch leisten kann. Die großen Drei konkurrieren weiter um die bedeutenden Einträge in die Geschichtsbücher der Sportart. Einen Bestwert ist Federer seit dem Montag los. Djokovic belegte nun insgesamt 311 Wochen Rang eins der Weltrangliste, eine Woche länger als der Basler.

"Die Jungs sind nicht von dieser Welt"

Djokovic wird seinen Fokus damit noch stärker darauf ausrichten, seinen 18 Majorsiegen weitere hinzuzufügen und Nadal und Federer (beide 20) zu übertrumpfen. Nadal hat im vergangenen Jahr bei den French Open bewiesen, dass er noch immer zu den Besten gehört, Federer musste tatenlos zuschauen.

"Die Jungs sind nicht von dieser Welt. Beide scheinen auf ihrem Höhepunkt zu sein", sagte Federer, das sei gut für den Sport und die Debatte um den größten Spieler der Geschichte, die längst entbrannt ist. Ihm gehe es aber aktuell "mehr um meine Gesundheit und mein eigenes Spiel als um den Rekord". Große Ziele darf man ihm dennoch weiter unterstellen.

Doha ist nur ein erster Schritt für den Edeltechniker, Federer nimmt vor allem einen möglichen neunten Titel in Wimbledon in den Blick, und auch die Olympischen Spiele hat er im Hinterkopf. Am Schlusstag des Weltevents in Tokio wird Federer 40 Jahre alt. "Hoffentlich spiele ich lange genug, damit ich auch wieder volle Stadien sehen kann", sagte er.

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