Australian Open: Tsitsipas ringt Nadal nach 0:2-Satzrückstand nieder - Medvedev furios, Barty raus

SID
Stefanos Tsitsipas steht im Halbfinale der Australian Open.
© getty

Stefanos Tsitsipas hat Rafael Nadal im Viertelfinale der Australian Open nach 0:2-Satzrückstand noch bezwungen. Daniil Medvedev machte zuvor im russischen Duell gegen Andrey Rublev kurzen Prozess. Der Traum der Weltranglistenersten Ashleigh Barty vom historischen Heimsieg ist überraschend geplatzt. Die Halbfinals und Finals können zudem wieder vor Zuschauern stattfinden.

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Erst zum zweiten Mal überhaupt ging Nadal nach einer 2:0-Satzführung bei einem Grand-Slam-Turnier als Verlierer vom Platz - 220 Mal reichte ihm ein solcher Vorsprung zum Sieg.

Den ersehnten 21. Grand-Slam-Titel kann Nadal damit erst bei den French Open im Mai wieder ins Visier nehmen. Dann muss Federer aber mehr denn je um den Rekord zittern, hat Nadal in Paris doch schon 13 Siege auf dem Konto.

In Melbourne verpasste der Spanier eine weitere beeindruckende Bestmarke. Bis zum verlorenen Tiebreak hatte die Nummer zwei der Welt 35 Sätze bei Major-Turnieren in Serie gewonnen. Damit bleibt der fast 14 Jahre alte Rekord Federers bestehen, der Schweizer hatte vom US-Open-Finale 2006 bis zum French-Open-Viertelfinale 2007 36 Sätze am Stück gewonnen.

"Natürlich bin ich traurig. Aber Stefanos hat in den wichtigen Momenten einfach besser gespielt. Er hat das gut gemacht", sagte Nadal anerkennend: "Ja, es ist eine vertane Chance, aber das Leben geht weiter. Ich hoffe, dass ich noch weitere Chancen bekommen werde. Ich werde dafür kämpfen."

Nadal kämpfte bis zum Schluss verbissen, den dritten Matchball konnte Tsitsipas nach 4:05 dann nutzen. Der 22 Jahre alte Grieche war "sprachlos" und gestand: "Vor dem Aufschlagspiel zum Matchgewinn habe ich mir zugeflüstert, dass es das schwierigste Spiel meines Lebens werden würde. Und das war es auch." Er habe sehr nervös beginnen, aber "nach dem dritten Satz, ich weiß auch nicht, was da passiert ist: Ich bin geflogen wie ein Vögelchen. Einfach alles hat geklappt." Boris Becker lobte bei Eurosport: "Das war das Beste, was ich von Tsitsipas je gesehen habe."

Noch nie schaffte es Tsitsipas in ein Grand-Slam-Finale, auch diesmal wartet auf den ATP-Champion von 2019 ein echter Brocken: Der Russe Daniil Medvedev feierte durch das 7:5, 6:3, 6:2 gegen seinen Landsmann Andrey Rublev den 19. Sieg in Serie - elfmal gewann er dabei gegen Top-10-Spieler.

Australian Open: Lokalmatadorin Ashleigh Barty scheitert im Viertelfinale

Die 24-jährige Barty verlor am Mittwoch 6:1, 3:6, 2:6 gegen die Tschechin Karolina Muchova, die zum ersten Mal ins Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers einzog. Im Halbfinale bekommt es die Nummer 27 der Welt mit der US-Amerikanerin Jennifer Brady zu tun, die ihre Landsfrau Jessica Pegula 4:6, 6:2, 6:1 bezwang.

Die vom Deutschen Michael Geserer trainierte Brady gehörte wie Angelique Kerber (Kiel) zu den über 70 Profis, die im Vorfeld der Australian Open wegen Coronafällen auf ihren Flügen 14 Tage in strikter Quarantäne verbringen mussten. Das zweite Halbfinale bestreiten am Donnerstag die 23-malige Grand-Slam-Siegerin Serena Williams (USA) und US-Open-Gewinnerin Naomi Osaka (Japan).

Damit geht die australische Durststrecke beim Heim-Grand-Slam weiter. Seit Christine O'Neils Triumph bei den Australian Open 1978 warten die Gastgeber auf einen heimischen Einzel-Champion. Bei den Männern ist der letzte australische Sieg sogar zwei Jahre länger her (Mark Edmondson 1976).

"Es ist natürlich herzzerreißend", sagte Barty: "Aber wird es die Tatsache ruinieren, dass wir einen wirklich erfolgreichen Start in die Saison hatten? Auf keinen Fall. Die Sonne wird auch morgen wieder aufgehen."

Trotz ihres Viertelfinal-Aus wird Barty die Nummer eins der Welt bleiben. Im Vorjahr hatte die French-Open-Siegerin von 2019 den Großteil der Saison aufgrund der Corona-Pandemie ausgelassen. Nach ihrer Rückkehr präsentierte sie sich aber in guter Form und gewann im Vorfeld der Australian Open ein Vorbereitungsturnier in Melbourne.

Australian Open: 19. Sieg in Serie - Medvedev im Halbfinale

Daniil Medvedev ist nicht zu bremsen und steht nach einer weiteren Glanzleistung im Halbfinale der Australian Open. Der Weltranglistenvierte ließ am Mittwoch im Viertelfinale seinem Landsmann Andrej Rublev (ATP-8.) beim 7:5, 6:3, 6:2 keine Chance und steht zum dritten Mal in seiner Karriere unter den besten Vier bei einem Grand-Slam-Turnier. Rublev schien dabei auch die Hitze in Melbourne Probleme zu bereiten.

Medvedev reitet durch seinen vierten Sieg im vierten Tour-Duell mit Rublev hingegen weiter die Erfolgswelle. Es war sein 19. Sieg in Serie, elfmal gewann er dabei gegen Top-10-Spieler. Seine letzte Niederlage musste der 25-Jährige Ende Oktober einstecken - danach folgten die Titel beim Masters in Paris, bei den ATP Finals in London und mit der russischen Mannschaft beim ATP Cup in Melbourne.

Im Halbfinale bekommt es Medvedev mit dem Griechen Stefanos Tsitsipas zu tun. Medvedevs bislang größter Erfolg auf Major-Ebene war das Finale der US Open 2019, das er knapp in fünf Sätzen gegen Nadal verlor.

Erstmals überhaupt in der Ära des Profitennis (seit 1968) standen drei Russen in der Runde der letzten Acht bei einem Grand-Slam-Turnier. Neben Medvedev erreichte auch der Qualifikant Aslan Karazev das Halbfinale, er trifft am Donnerstag auf den Titelverteidiger und Melbourne-Rekordchampion Novak Djokovic (Serbien).

Australian Open: Ergebnisse und Spielplan von Tag 10

Spieler(in 1Spieler/in 2Ergebnis/Liveticker
Ashleigh Barty (1)Karolina Muchova (25)6:1, 3:6, 2:6
Jennifer Brady (22)Jessica Pegula4:6, 6:2, 6:1
Andrey Rublev (7)Daniil Medvedev (4)5:7, 3:6, 2:6
Stefanos Tsitsipas (5)Rafael Nadal (2)3:6, 2:6, 7:6, 6:4, 7:5
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