Noah Rubin im Interview: "Ich werde den Tennissport verändern, versprochen!"

Noah Rubin traf bei den Australian Open 2018 auf Roger Federer.
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Die breite Öffentlichkeit denkt an das wieder mal epische Wimbledon-Finale zwischen Novak Djokovic und Roger Federer und sieht vermutlich keine größeren Probleme.

Rubin: Es ist schön, dass wir dieses großartige Finale hatten und dass die Leute darüber sprechen, aber in der Gesamtbetrachtung ist ein Wimbledon-Finale, so episch es auch sein mag, so ein minimaler Bestandteil. Tennis hat so viele Probleme. Problem Nummer eins: Die Saison ist viel zu lang und die Matches sind auch viel zu lang. Wir haben eine Saison, die elf Monate dauert. Das ist brutal für uns Spieler, dein Körper fühlt sich echt wie Müll an danach, und es ist auch brutal für die Fans, die jede Woche ein Turnier verfolgen sollen. Dass die Matches zu lang sind für die großen TV-Anstalten, die nicht wissen, ob ein Match zwei oder fünf Stunden dauert, ist ja auch kein Geheimnis. Aber nicht nur das, es führt auch dazu, dass viel abgeschenkt wird. Aber nicht, weil die Spieler keinen Bock haben. Wir sind einfach müde. Deshalb schenken wir den vierten Satz auch mal her, wenn wir ein Break kassiert haben, um irgendwie für den fünften Satz bereit zu sein.

Nick Kyrgios schenkt schon viele Sätze und Matches her.

Rubin: Kyrgios überschreitet sicherlich manchmal die Grenzen, aber er tut dem Sport gut. Wir brauchen diesen Charakter. Wir brauchen einen Bösewicht, so wie es früher John McEnroe war, und Kyrgios nimmt diese Rolle liebend gerne an. Er bringt auch andere Leute dazu, Tennis zu schauen.

Noah Rubin spielte sich zuletzt in Wimbledon durch die Quali, verlor aber in der ersten Runde.
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Noah Rubin spielte sich zuletzt in Wimbledon durch die Quali, verlor aber in der ersten Runde.

Rubin: "Meine große Idee ist, dass wir vier Ligen kreieren"

In Wimbledon lieferte sich Kyrgios ein großes Match mit Rafael Nadal. Was in Wimbledon aber vor allem auffiel, waren die vielen Absagen während des Turniers.

Rubin: Acht Spieler ziehen zurück, wir haben Matches, die vier Stunden dauern. So bringen wir Tennis nicht auf das nächste Level, so töten wir den Tennissport. Wir sind auf dem besten Weg dazu, was einfach nur traurig ist. Ich habe mein Leben dem Tennis gewidmet, aber wir müssen etwas verändern. Tennis ist so ein antiquierter Sport geworden. Wir müssen die Kids wieder begeistern, Festivals organisieren, interaktiver werden. Das schaffen wir so aber nicht. Ich habe Matches bei Grand Slams gespielt, da haben 40 Leute zugeschaut. Es gibt Bilder von Damen-Matches bei Grand Slams, da zähle ich zehn Zuschauer. Ich habe mal in Genf gegen Marcos Baghdatis gespielt, auch da waren vielleicht 40 Zuschauer da. Es ist ja gut, wenn die Grand Slams mehr Geld verdienen als je zuvor, aber das sind nur vier Turniere im Jahr. Wir dürfen deshalb nicht die Augen vor den Problemen verschließen. An vielen Orten kommt niemand mehr zum Zuschauen, an vielen Orten stirbt Tennis aus. Ich hoffe, wir können den Sport zum Wohle der Fans und der Spieler verändern. Die Nummer 150 der Welt muss davon leben können, es ist absolut notwendig.

Was würden Sie konkret verändern?

Rubin: Ich habe ein Modell entwickelt für eine Saison, die neun Monate dauern würde - mit einer dreimonatigen Offseason. Meine große Idee ist, dass wir vier Ligen kreieren. Nordamerika, Südamerika, Europa und Asien/Australien.

Rubin: "Die meisten Leute haben keine Ahnung, wer die kleinen Turniere gewonnen hat"

Ligen? Im Profi-Tennis?

Rubin: Ja, vier Ligen, in denen es dann verschiedene Divisionen gibt. Ich will eine Team-Atmosphäre schaffen auf der Tour. In diesen Team-Wettbewerben kannst du aber natürlich Punkte für die Weltrangliste sammeln und dich für die Grand Slams und die Masters-Turniere qualifizieren. Ich würde alle Grand Slams und sieben oder acht der Masters-Events behalten und drumherum diesen neuen Team-Wettbewerb erfinden. Sie denken sicher, ich sei verrückt und dass das niemals funktionieren kann.

Nein, aber ich bin Traditionalist. Das wäre die größte Veränderung aller Zeiten.

Rubin: Ich weiß. Vielleicht funktioniert es auch nicht, aber ich denke, dass wir eine ganz neue Idee brauchen. Es gibt sicher viele tolle kleinere Turniere auf der Tour, aber ganz ehrlich: Die meisten Leute haben keine Ahnung, wer diese Turniere gewonnen hat. Viele Leute wissen nicht mal, wer ein Masters-Turnier gewonnen hat. Das ist die Realität. Bei meinem Modell hätten wir elf große Turniere und für den Rest des Jahres steht eine Team-Championship im Vordergrund. Du hast als Spieler dein festes Gehalt und reist mit dem Team. Es mag verrückt klingen, aber so könnten wir sicherstellen, dass die Nummer 300 Geld verdienen kann und dass die Fans hoffentlich wieder mehr Lust auf Tennis entwickeln.