Freiwasser-Team gewinnt erneut Gold

SID
Deutschland musste zwölf Minuten auf die freudige Nachricht warten
© getty

Mit Verspätung jubelten die Freiwasserschwimmer über Team-Gold, trotz abgerissener Zehennägel löste Patrick Hausding das erste Olympiaticket für die Wasserspringer: Für ihre Erfolge am siebten WM-Tag mussten die deutschen Athleten in Kasan zittern und auf die Zähne beißen.

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Weil die Zeitnahme ausfiel, warteten Isabelle Härle, Rob Muffels und Christian Reichert zwölf bange Minuten lang im Regen, ehe feststand: Das Trio gewann wie vor zwei Jahren in Barcelona den Titel - diesmal ohne Rekordweltmeister Thomas Lurz. "Das war nervenaufreibend - nicht ganz optimal", gab Härle nach dem WM-Triumph mit Nachspielzeit zu.

Die Europameisterin hatte sich in ihren Kapuzenpulli gemummelt, während ihre Kollegen fragend zur Anzeigetafel blickten. Dort tauchten die Brasilianer, die im Kampf gegen die Uhr knapp vier Minuten später angeschlagen hatten, nicht auf. Erst mit Verspätung gab es Gewissheit: Die deutschen Titelverteidiger lagen nach fünf Kilometern in der Kasanka in 55:14,4 Minuten 16,8 Sekunden vor den zeitgleichen Brasilianern und Niederländern.

Dritte Medaille durch Freiwasserschwimmer

Die Freiwasserschwimmer bescherten dem Deutschen Schwimm-Verband (DSV) damit nach Silber für Muffels und Bronze für Finnia Wunram jeweils über fünf Kilometer bereits die dritte WM-Medaille. Die erfolgsverwöhnten Wasserspringer sind von ihrem ersten Edelmetall zwar noch weit entfernt. Rekordeuropameister Hausding zeigte beim Einzug ins Finale vom 3-m-Brett am Freitag (18.30 Uhr MESZ) aber Nehmerqualitäten. Beim Einspringen hatte sich der Berliner zwei Zehennägel abgerissen.

"Als Bundeswehrsoldat musste ich da mal die Zähne zusammenbeißen", sagte der 26-Jährige und zeigte auf den blutgetränkten linken Socken. Dennoch zog Hausding als Achter in den Endkampf ein und sicherte dem DSV den ersten Quotenplatz für Rio. "Das war ein Schock, und die Muskulatur hat auch etwas abbekommen", sagte der Ex-Weltmeister. Vor allem vor den Anläufen habe er "ein bisschen mehr Schiss als sonst" gehabt. Stephan Feck hatte als 19. das Halbfinale um 0,90 Punkte verpasst.

Lurz gratuliert

Die Freiwasserschwimmer sammeln indes auch ohne Lurz weiter fleißig Medaillen. Der zurückgetretene Rekordweltmeister, der Härle und Reichert vor zwei Jahren im Hafen von Barcelona zum ersten Teamtitel geführt hatte, gratulierte aus der Heimat. "Super, geiles Ding!", sagte der 35-Jährige dem SID: "Isi war mal wieder super schnell."

Das Rennen war optimal gelaufen: Schon nach der ersten Geraden hatte das DSV-Trio die 30 Sekunden zuvor gestarteten US-Schwimmer eingeholt. Nach der ersten der beiden Runden hatten die Drei bereits eine halbe Minute gegenüber dem Europameister und Mitfavoriten Niederlande gutgemacht und lagen nach der Zwischenzeit vorne. "Sie haben das Ding optimal gerockt", lobte Bundestrainer Stefan Lurz.

Schlechte Wasserqualität

Die Rolle seines Bruders zwischen Reichert und Härle übernahm diesmal der 20-jährige Muffels, der zum Auftakt bereits Silber über fünf Kilometer gewonnen hatte. "Es hat super funktioniert", sagte der Magdeburger. Auch bei den Überholmanövern gab es kaum Probleme. Weil erstmals mit nur 30 Sekunden Abstand gestartet wurde, war das Gedränge auf der Strecke größer als in der Vergangenheit. "Es ist alles perfekt aufgegangen", meinte Reichert.

Sorgen bereitet indes die schlechte Wasserqualität in der Olympia-Stadt Rio de Janeiro. DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow nahm nach neuen Meldungen über Viren und Keime in den Gewässern das IOC und den Weltverband FINA in die Pflicht. "Es ist eine Aufgabe des IOC und des Weltverbandes, Standards herzustellen, dass es nicht gesundheitsgefährdend ist", sagte er.

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