Radsport: 19. Giro-Etappe nach Fahrer-Protesten verkürzt

SID
Das britische Team Mitchelton-Scott hat sich aufgrund mehrerer positiver Tests aus dem Giro zurückgezogen.
© imago images / Sirotti

Chaos-Tag beim Giro d'Italia: Nach einem Protest der Fahrer ist die 19. Etappe am Freitag stark verkürzt worden. Angesichts der äußerst widrigen Wetterbedingungen und Sorgen um die Gesundheit in der sich verschärfenden Corona-Lage entschieden die Organisatoren, das ursprünglich 258 km lange Teilstück mit Start in Morbegno auf 124 km zu reduzieren. Der Tscheche Josef Cerny (CCC Team) gewann mit 18 Sekunden Vorsprung vor Victor Campenaerts (Belgien/NTT Pro Cycling).

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Wilco Kelderman (Sunweb) behält auch nach der 19. Etappe das Rosa Trikot des Gesamtführenden. Den Niederländer trennen zwölf Sekunden von seinem Verfolger und Teamkollegen Jai Hindley (Australien).

Nach längerer Unklarheit hatten die Veranstalter Abbiategrasso als neuen Startort festgelegt, das Rennen war um 14.30 Uhr wieder aufgenommen worden.

Die Etappe war nach acht Kilometern zunächst neutralisiert worden. Die Fahrer kehrten in die Teambusse zurück und wurden nach Abbiategrasso gefahren. Erst am Vortag hatten die Radprofis die extrem fordernde Königsetappe über das verschneite Stilfser Joch bewältigt.

Renndirektor Mauro Vegni zeigte allerdings wenig Verständnis für die rebellische Haltung - und kündigte sogar juristische Schritte an. "Ich denke, wir werden uns mit den Anwälten unterhalten. Wir glauben, dass es Konsequenzen geben wird", sagte Vegni, der mangelnden Respekt vor dem Rennen und den Zuschauern beklagte, dem TV-Sender Rai: "Das ist noch nicht vorbei. Lasst uns das Rennen beenden und Mailand erreichen, dann wird jemand dafür bezahlen."

Widersprüchliche Aussagen gibt es über den Zeitpunkt, wann Veranstalter RCS Sport vom Vorhaben der Fahrer in Kenntnis gesetzt wurde. Berichten zufolge hatte sich im Peloton bereits am Donnerstagabend Unmut über die Notwendigkeit einer derart langen Etappe bei schlechtem Wetter in der Schlusswoche breitgemacht. RCS Sport sei informiert worden. Vegni erklärte, davon keine Kenntnis zu haben.

Thomas De Gendt fühlte sich "nicht sicher"

Seit dem Giro-Start war es immer wieder zu Verstimmungen gekommen. Auch die teils langen Transfers irritierten. "1:30 Stunden im Bus am Morgen, 6:30 Stunden im Sattel, gefolgt von weiteren 2:30 Stunden im Bus. Damit ihr eine Vorstellung habt, warum wir nicht von Kilometer Null Vollgas fahren", twitterte etwa der Italiener Jacopo Guarnieri (Groupama-FDJ).

Auch das Anti-Corona-Konzept war im Verlauf des Rennens von Radprofis deutlich kritisiert worden. Das Team EF Pro Cycling hatte einen Abbruch am zweiten Giro-Ruhetag gefordert, der Belgier Thomas De Gendt (Lotto-Soudal) fühlte sich "nicht sicher".