Straßenrad-WM: Degenkolb und Co. verpassen Podium - Pedersen triumphiert

SID
Die deutschen Radfahrer um John Degenkolb haben den WM-Titel verpasst.
© imago images

John Degenkolb und Nils Politt kämpften wie die Löwen um den Anschluss - doch das Regenbogentrikot bleibt ein unerfüllter Traum. In einer brutalen Wasserschlacht bei echtem Sauwetter mühten sich die deutschen Radprofis am Sonntag vergeblich um den ersten deutschen WM-Titel seit 53 Jahren.

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Stattdessen krönte sich überraschend der Däne Mads Pedersen zum neuen Straßenrad-Weltmeister. Der 23-Jährige gewann am Ende eines gnadenlosen Ausscheidungsrennens über 261 Kilometer in der britischen Grafschaft Yorkshire den Sprint gegen den Italiener Matteo Trentin und Stefan Küng aus der Schweiz.

Degenkolb erreichte das Ziel mit 1:10 Minuten Rückstand auf dem 15. Rang, Politt (+1:14) belegte den 19. Platz. Nur ein Bruchteil der gestarteten Fahrer erreichte überhaupt das Ziel.

"Ich habe mich ganz gut gefühlt", sagte Degenkolb: "Für ganz vorne hat es leider nicht gereicht." Sein Kölner Teamkollege Politt war trotz des verpassten Podests zufrieden: "Wir haben alles probiert. Ein Top-10-Platz wäre schön gewesen, aber wir haben ein super Rennen gezeigt."

Rudi Altig bleibt letzter deutscher Titelträger

Letzter deutscher Titelträger bleibt damit Rudi Altig, der 1966 triumphierte. Seit dem WM-Bronzerang von Andre Greipel vor acht Jahren in Kopenhagen wartet der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) auf eine Medaille.

Die deutsche Mannschaft war vor allem durch Politt und Degenkolb lange präsent, aber in der entscheidenden Rennsituation nicht gut genug. "John macht einen sehr guten Eindruck. Bei mir war der Akku komplett alle, jetzt kämpft jeder für sich", sagte Simon Geschke nach seinem Ausstieg eingangs der Schlussphase.

Auch Sprinter Pascal Ackermann wurde zu früh abgehängt. "Es war ein richtig hartes Rennen und extrem kalt", sagte er im ZDF.

Straßen teilweise überflutet

Die Straßen teilweise überflutet, der Regen unerbittlich: Es war das vom deutschen Teamchef Jens Zemke avisierte "grausame Rennen" und am Rande des Erträglichen. Routinier Marcus Burghardt, der seine Aufgabe etwa 100 Kilometer vor dem Ziel erledigt hatte und ausstieg, presste erschöpft heraus: "Scheiße, das ist ein richtiges Männerrennen."

Eine britische Radsport-Party war es aber auch, die Zuschauer ließen sich von Nässe und Kälte nicht abhalten, standen immer wieder dicht gedrängt am Straßenrand. "Die sind genauso hart wie die Fahrer", sagte ZDF-Experte Marcel Kittel augenzwinkernd. Teilweise pflügten die Profis durch riesige Pfützen, das Wasser spritzte in Fontänen von den Rädern.

Für Philippe Gilbert ist früh Schluss

Für den Belgier Philippe Gilbert, einen der großen Favoriten, war schon früh Schluss. Der Ex-Weltmeister stürzte auf dem Rundkurs, verletzte sich und musste unter Tränen aussteigen. Auch für viele andere Top-Fahrer, wie etwa den spanischen Titelverteidiger Alejandro Valverde, war das Rennen zu hart.

Die Strecke war aufgrund starker Regenfälle kurzfristig um knapp 20 Kilometer verkürzt worden, zwei längere Anstiege mussten gestrichen werden, der Rundkurs über knapp 14 Kilometer um Harrogate wurde neun statt sieben Mal gefahren.

Das deutsche Team hatte in Jonas Koch früh einen Fahrer in eine prominent besetzte Ausreißergruppe geschickt. Neben dem 26-Jährigen waren Vuelta-Sieger Primoz Roglic (Slowenien) und der frühere Giro-Gewinner Nairo Quintana (Kolumbien) Bestandteil dieses taktischen Manövers, das kurz nach Erreichen des Rundkurses in Harrogate beendet war. Dort begann das gnadenlose Aussieben.

Trentin und Co. setzten sich ab, die Nachführarbeit von Politt blieb erfolglos. Im Sprint des Spitzentrios bewies Pedersen Nerven und die besten Beine.

Nachdem am Samstag auch die BDR-Frauen ohne Podestplatz geblieben waren, endeten sowohl die Straßenrennen in Großbritannien als auch die Rennen in den vier olympischen Disziplinen ohne deutsche Medaillen. Silber in der Mixed-Staffel und Bronze durch Junior Marco Brenner im Zeitfahren stehen in der durchwachsenen deutschen Bilanz.