Dressur-Gold mit Zwischentönen: Deutschland zum 25. Mal Europameister

SID
Die Dressur-Equipe um Isabell Werth hat zum 25. Mal seit 1965 den Mannschafts-Titel der EM nach Deutschland geholt.
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Die Dressur-Equipe hat zum 25. Mal seit 1965 den Mannschafts-Titel der EM nach Deutschland geholt. Dennoch verlief der sonnige Tag am Teutoburger Wald nicht ohne Zwischentöne.

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Mit dem 21. EM-Gold ihrer einzigartigen Karriere um den Hals klang Isabell Werth schon wieder deutlich versöhnlicher. "Ich bin super entspannt und happy", sagte die erfolgreichste Reiterin der Geschichte nach dem Triumph der deutschen Dressur-Equipe bei der EM in Hagen am Teutoburger Wald: "Ich hatte ein paar Punkte mehr erwartet, aber so ist das Leben halt."

Immerhin war das Ergebnis am Ende dasselbe wie in den vergangenen Jahren: Deutschland mit Werth und Weihegold sowie Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, Dorothee Schneider mit Faustus und Helen Langehananberg mit Annabelle stand am Ende wieder auf dem obersten Treppchen, es war das 25. Teamgold bei einer EM seit 1965. Für Werth war es das elfte Mannschaftsgold, zehn Einzeltitel kommen hinzu.

In Hagen vermutlich kein weiterer, denn Jessica von Bredow-Werndl und ihre vierbeinige Traumtänzerin Dalera scheinen derzeit unantastbar. Die beiden setzten mit einer makellosen Vorstellung den goldenen Schlusspunkt für die Gastgeber und brachten sich damit auch als große Favoriten für den Grand Prix Special am Donnerstag und die Kür am Samstag in Stellung.

Der Tag, der für Deutschland so gut endete, hatte mit einem Missklang begonnen, Werth war nach ihrem Ritt alles andere als amused. "Ich finde nicht, dass wir überbewertet worden sind", sagte die siebenmalige Olympiasiegerin sarkastisch, nachdem sie mit ihrer Oldenburger Stute Weihegold im Grand Prix "nur" 79,860 Prozentpunkte von den sieben Preisrichtern bekommen hatte - die französische Chefrichterin Isabelle Judet hatte sie gar nur bei 77,717 gesehen.

Dressur-EM: Werth findet Urteil "lächerlich"

Werth war auf 180. "Lächerlich" fand sie das Urteil, sie habe nach 30 Jahren auf allerhöchstem Niveau "durchaus ein Gefühl dafür, wie eine Prüfung auszusehen hat". Es seien am Mittwoch "keine 83 oder 85 Prozent" gewesen, aber: "Es war ganz sicher irgendwo bei 80, 81." Dass "man vielleicht mal eine andere Mannschaft vorne haben will als immer nur die Deutschen, ist ja klar".

Auch die Bundestrainerin hatte Werth und Weihegold "über 80 gesehen", relativierte aber den aufkommenden Ärger. "Wir jammern hier auf hohem Niveau", sagte Monica Theodorescu, die nach der Entscheidung verriet, dass "eine Stunde und einen Schluck Wasser später" alles wieder okay gewesen sei: "Gerade Isabell ist viel zu lange dabei, als dass sie sich über sowas länger ärgern würde."

Derweil kam Jessica von Bredow-Werndl aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus. Ihr Dank galt vor allem ihrem Pferd, das sie überschwänglich tätschelte und lobte: "Dalera ist so da, sie ist so im Hier und Jetzt, ich kann es kaum fassen."

Die Olympiasiegerin schwebte auf Wolke sieben und schien auch gar nicht mehr runterzukommen. Seit Tokio, erzählte sie, könne sie nichts mehr aus der Ruhe bringen: "Das Geilste hab ich doch schon erreicht." Ihr Goldpferd verlor dann doch noch einmal leicht die Fassung: Als der vierjährige Moritz von Bredow auf dem Abreiteplatz voller Freude auf seine Mutter zulief, scheute Dalera kurz, aber "JBW" hatte die Situation im Griff. Wie immer.