Mensur Suljovic im Interview: "Eines Tages will ich eine Darts-Schule aufmachen"

Von Elmar Paulke
Mensur Suljovic trifft am Premier-League-Abend in Berlin auf Michael Smith.
© getty

Mensur Suljovic trifft am siebten Spieltag der Premier League in der Mercedes-Benz Arena zu Berlin auf den Bully Boy Michael Smith (20 Uhr LIVE auf DAZN). Nach seinem Sieg gegen James Wade in Nottingham will der Österreicher seinen Aufwärtstrend fortsetzen.

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Im Interview mit DAZN und SPOX spricht Suljovic über die Herausforderung Premier League, Michael van Gerwen und Probleme mit dem Mensur-Doppel.

Nach dem Ausfall von Gary Anderson hat die PDC sich entschieden, neun Spielern eine Chance in der Premier League zu geben, so wie in dieser Woche Max Hopp in Berlin. Was halten Sie davon?

Mensur Suljovic: Ehrlich gesagt halte ich es für eine top Idee, aber ich muss trotzdem sagen, dass Simon Whitlock meiner Meinung nach den Platz nach seinem guten Jahr verdient gehabt hätte. Und wenn nicht er, dann Adrian Lewis, er ist immer noch zweifacher Weltmeister. Aber für die Show war es die beste Idee. Jetzt erleben wir Max Hopp in Berlin, was gibt es für die Fans Besseres? Oder Jeffrey de Zwaan in den Niederlanden. Es ist eine top Idee, aber ich hätte Whitlock bevorzugt, er ist eine Ikone im Darts. Aber wer fragt mich? Ich bin einfach froh, selbst dabei zu sein.

Warum ist die Premier League eine so große Herausforderung?

Suljovic: Es wird häufig unterschätzt, was die Premier League bedeutet. Du spielst am Donnerstag die Premier League und am Wochenende gleich wieder auf der Pro Tour oder auf der European Tour. Das ist sehr hart. Viele Spieler unterschätzen das. Wir haben ja viele Beispiele gesehen, die nach der Premier League Probleme bekommen haben. Stephen Bunting ist komplett untergegangen. Viel spielt sich im Kopf ab. Das Problem ist auch, dass du nicht zum Trainieren kommst, wenn du jeden Donnerstag und jedes Wochenende spielen musst, aber ohne Training funktioniert es nicht.

2018 waren Sie zum ersten Mal in der Premier League dabei, haben eigentlich gut gespielt, sind aber dennoch vorzeitig ausgeschieden.

Suljovic: Das war glaube ich auch besser so im Nachhinein. Ich war im vergangenen Jahr noch nicht reif für die Premier League. Ich habe eigentlich gut gespielt, aber der Abschluss hat nicht gepasst und die Jungs haben auch gegen mich gut gespielt, das musste ich akzeptieren. Mir ist es lieber, eine Stufe nach der anderen zu nehmen. In diesem Jahr will ich in den Top 8 bleiben und die Premier League unbedingt bis zum Ende spielen.

Mensur Suljovic über seine Probleme bei der WM

Für Sie spielt die Familie bei der Turnierplanung auch immer eine große Rolle. Wie wollen Sie es in diesem Jahr angehen?

Suljovic: Wir haben als Familie ausgemacht, dass mein Sohn und meine Frau immer wieder dabei sind, wir reisen ein bisschen mehr, das passt jetzt alles für mich. Im letzten Jahr habe ich die Atmosphäre kennengelernt, dieses Mal kann ich hoffentlich mein Spiel komplett zeigen und auf die Bühne bringen.

Bei der WM hat das bislang noch nie so wirklich funktioniert.

Suljovic: Ich habe es schon immer gesagt: Die WM ist nicht mein Turnier. Aber beim nächsten Mal wird es anders, das habe ich allen versprochen. Ich weiß es auch nicht, die WM ist einfach viel zu viel Druck für mich. Nach einer guten Saison erwarten alle, dass ich bei der WM auch eine Top-Leistung bringe, aber daran scheitere ich immer. Meistens ist in der ersten oder in der dritten Runde Schluss. Das ist der Standard für mich, soll aber natürlich nicht der Standard sein.

Was sind Ihre Ziele für das Jahr 2019?

Suljovic: Mein Ziel ist es, in den Top 10 zu bleiben und bei den Majors ein bisschen besser zu spielen. Aber schauen wir, was passiert. Dieses Ziel haben andere Spieler auch. In erster Linie ist es entscheidend für mich, auf jeden Fall in den Top 16 zu bleiben, damit ich keine Qualifikationsturniere spielen muss. Das ist sehr wichtig. Wenn ich wieder Qualis spielen müsste, wäre das hart für mich und meine Familie. Dann wäre ich die ganze Woche weg, ich weiß nicht, ob ich mir das antun würde. So jung bin ich auch nicht mehr, als dass ich alles mitmache.

Es gibt inzwischen viele junge Spieler, die Druck auf die etablierten Stars ausüben. Wie erleben Sie die Situation im Darts aktuell?

Suljovic: Es ist schön, dass so viele gute Spieler nachkommen. Manchmal ist es aber auch so, dass sie ein Turnier top spielen und dann wieder nachlassen. Einigen steigt der Erfolg auch zu Kopf. Es ist immer härter, Titel und Punkte zu verteidigen, als sie im ersten Jahr zu gewinnen.

Mensur Suljovic über MvG: "Es stimmt nicht, dass er zwei Klassen besser ist"

Woran müssen Sie am meisten arbeiten?

Suljovic: Ganz ehrlich: an meiner Quote auf die Doppel. Wenn die Doppel bei mir nicht funktionieren, verändert sich mein komplettes Spiel. Mein Körper bewegt sich dann und ich gerate unter Druck. Im besten Fall muss es so laufen wie im Training. Wenn du das Spiel vom Training auf die Bühne übertragen kannst, hast du es geschafft. Du kannst nicht einen Tag einen 106er Average spielen und am nächsten nur 96, das ist ein riesengroßer Unterschied, der nicht passieren darf. Aber das Wichtigste für mich sind die Doppel. Beim Masters habe ich gegen Michael van Gerwen sechs Darts auf mein Lieblingsdoppel, die Doppel 14, verpasst. Ich habe kein Lieblingsdoppel mehr, es ist schon weg. (lacht)

Wie sehr kann es frustrieren, wenn man wie Sie ein Lieblingsdoppel hat, die Doppel-14 ist das Mensur-Doppel, und dann funktioniert es nicht?

Suljovic: Man ist schon sehr auf sein Doppel fokussiert. Wenn dann der erste Dart weit weg ist, der zweite knapp vorbei und der dritte irgendwo hinfliegt, bist du brutal unter Druck. Wenn die ersten beiden nicht reingehen, klappt es gar nicht mehr. Theoretisch müsstest du das vergessen und weitermachen, aber es bleibt im Kopf. Niemand vergisst das, das können Sie mir glauben.

Michael van Gerwen hat zuletzt ein paar Niederlagen einstecken müssen, ist und bleibt aber das Nonplusultra im Darts. Wie nahe sind Sie an MvG dran?

Suljovic: Wir fokussieren uns alle viel zu sehr darauf, ihn zu schlagen. Du musst dich auf dein eigenes Spiel konzentrieren. Letztens habe ich das versucht, aber irgendwann im Match habe ich dann doch wieder an ihn gedacht und hatte keine Chance mehr. Es stimmt nicht, dass er zwei Klassen besser ist als wir. Wir können alle auch einen hohen Average spielen, wir müssen es aber schaffen, gegen ihn das auch abzurufen.

Sie haben angekündigt, mit einem Mental-Coach zusammenzuarbeiten.

Suljovic: Ja, das stimmt, aber ich bin noch nicht bei ihm gewesen. Ich habe mich in letzter Zeit mehr um mein Lokal gekümmert. Ich will mich mehr um den Darts-Nachwuchs kümmern, da gibt es auch in Österreich großes Potenzial. Eines Tages will ich eine Darts-Schule aufmachen. Jetzt haben wir einen Nichtraucherbereich geschaffen, damit die Kinder auch kommen können. Bei uns ist das Rauchen im Verein und im Lokal ja noch erlaubt. Ich will für die Jugendlichen etwas tun und mich um neue Talente kümmern. Meine Zeit ist vorbei. (lacht)

Der siebte Premier-League-Spieltag im Überblick:

UhrzeitSpieler 1Spieler 2
20.10 UhrGerwyn PriceRob Cross
20.50 UhrJames WadePeter Wright
21.30 UhrMichael van GerwenDaryl Gurney
22.10 UhrMichael SmithMensur Suljovic
22.50 UhrMax HoppRaymond van Barneveld