EuroBasket 2022 - Kommentar zur deutschen Bronze-Medaille: Diese Generation hat ihr Maximum noch nicht erreicht

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Das DBB-Team hat sich die dritte EM-Medaille seiner Historie gesichert. Das Turnier lief beinahe perfekt - und trotzdem ist für diese Generation vielleicht sogar noch mehr drin. Ein Kommentar.

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Blenden wir für den Moment aus, dass das Ende nicht ganz optimal daherkam. Dass beide Teams im "kleinen Finale" phasenweise ziemlich K.o. wirkten. Dass die Kulisse weit entfernt war von vielen Spielen bei dieser EM. Dass die Veranstalter mit ihren ambitionierten Ticketpreisen einen sehr großen Anteil daran hatten.

Wichtiger ist: Die deutsche Mannschaft hat sich belohnt für ein bemerkenswertes Turnier. Sie holte die dritte Medaille der EM-Geschichte, die erste seit 17 Jahren. Nicht mit einem alles überstrahlenden Turnier-MVP wie Dirk Nowitzki damals, sondern mit einer Mannschaft, die viele Gesichter, viele Stärken, viele Überraschungen mit sich brachte.

Eine Mannschaft, die in die Geschichte eingehen wird. Das garantiert diese Medaille, denn, wie Marko Pesic bei Twitter schrieb, "so eine Medaille bleibt für die Ewigkeit."

Aber auch eine Mannschaft, die selbst noch nicht Geschichte sein muss - denn auch dieses Gefühl bleibt von dieser EM haften: Diese Generation hat ihr Maximum noch gar nicht erreicht.

DBB-Team: So stark und tief besetzt wie nie?

Ein sehr großer Teil dieses DBB-Teams steckt mitten in seiner Prime oder hat die besten Jahre noch komplett vor sich. Daniel Theis (30), Niels Giffey (31) und Jonas Wohlfarth-Bottermann (32) waren die einzigen Ü30er im Bronze-Kader, mit Franz Wagner wurde das größte Talent im Kader erst kurz vor Turnierstart 21 Jahre alt.

Es steckt also noch viel Upside in diesem Kader - und generell im deutschen Basketball. Wir alle sind oft genug die Namen durchgegangen, die bei dieser EM nicht dabei waren: Bei vielen von ihnen kann das schon bei der WM im kommenden Jahr wieder anders aussehen. Es gab wohl noch nie so viele gute Optionen, in der Breite, aber auch in der Spitze.

Wagner und Dennis Schröder sind zwei Kaliber, wie sie Deutschland vermutlich noch nie zeitgleich hatte. Die auf hohem Niveau für sich selbst und andere kreieren können, die sich gut ergänzen. Wenn Wagners DBB-Commitment genauso kompromisslos bleiben wird wie das von Schröder, dann kann dieser One-Two-Punch noch für viele Jahre sehr viel Spaß machen.

Natürlich garantiert all dies nichts. Dieses Turnier hat wieder einmal sehr eindrucksvoll bewiesen, wie verrückt es im K.o.-Modus ablaufen und wie ein mieser Tag alles auf den Kopf stellen kann. Die Polen sind das beste Beispiel dafür - noch immer bleibt es bei allem Respekt schwer zu glauben, dass dieses Team Slowenien rausgekegelt hat. Hat es aber, und das verdient! Im Single-Elimination-Modus ist eben vieles möglich.

DBB-Team: Fast perfekte zweieinhalb Wochen

Und mit diesem Gefühl sollte es auch für das DBB-Team weitergehen. Es gab eine schwierige Vorbereitung mit vielen Absagen, es gab die vielzitierte "Todesgruppe", und doch hätte es um ein Haar sogar für das große Finale gereicht. Weil dieses Team alles mitbrachte, was es für ein großes Turnier braucht: Herz, Klasse, Chemie, "Commitment", wie es Gordon Herbert immer wieder forderte.

Es waren unglaubliche, emotionale und beinahe perfekte zweieinhalb Wochen. Jeder Basketball-Fan wird die Erfahrung gemacht haben, dass auf einmal Leute Gespräche über Basketball führen wollten, die vermutlich seit Nowitzki kein Spiel mehr gesehen haben. Die Nationalmannschaft kann auf eine Art und Weise begeistern, wie es kein Verein vermag.

Das hat sie getan, sowas von! Und dabei muss das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht sein. Was für eine Aussicht.

Basketball-EM: Die Sieger der vergangenen Jahre

JahrLand
2022Spanien
2017Slowenien
2015Spanien
2013Frankreich
2011Spanien
2009Spanien
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