Symbiose aus Wühlbüffel und Ballerina

Bojan Bogdanovic erreichte mit Kroatien Platz vier
© getty

Die Definitionen von Dominanz: Marc Gasol sorgt für Angst und Schrecken, EM-MVP Tony Parker wiederum für Wärme und Harmonie. Wer waren die Besten der Besten in Basketball-Europa? Das SPOX-All-Star-Team der EuroBasket nach dem Finalsieg der Franzosen über Litauen.

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Center

Marc Gasol (Spanien, Memphis Grizzlies, 28)

Stats: 13,9 Punkte, 7,8 Rebounds, 1,0 Blocks

Die Symbiose aus Wühlbüffel und Ballerina. Wer dieses massige Vieh in der Hotel-Lobby träge vor sich hinschlurfen sieht, mag nicht glauben, wie leichtfüßig und elegant er sich mit ein, zwei Schritten seiner teils deutlich athletischeren Gegner entledigt. Es sieht ob der fehlenden Sprungkraft nie besonders spektakulär aus, allerdings gibt es kaum einen effektiveren Basketballer als ihn. Er war körperlich jedem überlegen und verändete alleine mit seiner furchteinflößenden Präsenz das gesamte Spiel. Dabei nicht zu vergessen: der für einen Center herausragende Distanzwurf (44,4 Prozent Dreier) sowie die Passfähigkeiten (2,2 Assists). Gasol war hinter Boris Diaw (3,4 Assists) der beste mitspielende Big Man der EM.

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Backup: Nenad Krstic (Serbien, ZSKA Moskau, 30)

Stats: 15,4 Punkte, 4,8 Rebounds, 0,7 Blocks

Ein Ausbund an Beständigkeit, dem selbst das Fehlen des besten Freundes und bevorzugten Passgebers sowie Pick'N'Roll-Partners Milos Teodosic wenig ausmachte. Der erste Platz bei den Feldwurfquoten (51,2 Prozent) ist Zeuge dessen. Nur: Im direkten Duell mit Marc Gasol zeigte sich Krstic deutlich unterlegen. Ausgerechnet im Viertelfinale gegen Spanien lieferte Kristic die schwächste Turnierleistung ab (4 Punkte) und schied mit Serbien aus. Beim Sieg im entscheidenden Platzierungsspiel gegen Italien um die WM-Quali war er jedoch wieder der Fels mit 17 Zählern.

Power Forward

Luigi Datome (Italien, Detroit Pistons, 25)

Stats: 13,8 Punkte, 4,9 Rebounds, 0,5 Blocks

Wenn bei der EM ein Popularitäts-Contest stattgefunden hätte, Datome wäre einer der Favoriten gewesen. Datome fiel nicht nur wegen seines Erscheinungsbildes auf, er blieb auch mit seiner unorthodexen Spielweise und der Kampfeslust in Erinnerung. Während Marco Belinelli regelmäßig überdrehte, machte Datome die großen und kleinen Dinge richtig. Er stellte emsig Blocks, griff sich Rebounds ab, traf seinen Dreier (42,9 Prozent) und von der Freiwurflinie (90,9 Prozent) und schmiss sich nach jedem Ball. Obwohl er zum Ende der EM hin immer müder wurde: Bereits nach seinem ersten Großturnier gehört er zu den besseren Namen in Europa. Jetzt stellt er sich der nächsten Herausforderung: in der NBA bei den Pistons.

Backup: Linas Kleiza (Litauen, Fenerbahce, 28)

Stats: 11,4 Punkte, 5,0 Rebounds, 0,1 Blocks

Der Mann für die entscheidenden Momente. Noch vor einer Woche hätte man einen Abgesang auf Kleiza verfassen können: Wer ihn in der Vor- und Zwischenrunde beobachtete, der wunderte sich nicht, warum Kleiza im Sommer die NBA verließ, um beim sportlich zweifelhaften, aber dafür gut bezahlenden Fenerbahce zu unterschreiben. Im Halbfinale gegen Kroatien jedoch die Explosion: Plötzlich erinnerte er wieder an den Kleiza der Vergangenheit. Er zog mit Authorität zum Korb, traf den Dreier und ging als Go-to-Guy voran, statt sich zu verstecken. Wenn er gegen Frankreich nicht so phänomenal begonnen hätte, wäre das Finale noch früher entschieden gewesen. Seine Stats in diesen beiden Spielen: 21,0 Punkte, 41,7 Prozent Dreier, 8,0 Rebounds.

Small Forward

Nicolas Batum (Frankreich, Portland Trail Blazers, 24)

Stats: 11,6 Punkte, 5,1 Rebounds, 1,0 Steals

Das Mysterium der EM: Kaum jemand verfügt über eine derartige Kombination aus Athletik, Spannweite, Wurfgefühl, Spielintelligenz und NBA-Erfahrung. Wäre nur nicht die Unbeständigkeit gewesen: In der Vorrunde scorte er nur gegen Großbritannien zweistellig, nach einer ordentlichen Zwischenrunde und dem Viertelfinale gegen Slowenien folgte im Halbfinale gegen Spanien der erneute Einbruch. Am Ende hatte er genauso viele Ballverluste wie Punkte (je 3). Aber wie er im Endspiel die Selbstzweifel besiegte und angesichts von Tony Parkers Problemen im entscheidenden zweiten Viertel das Leadership übernahm, gehörte zu den beeindruckendsten Comeback-Leistungen der jüngeren Geschichte.

Backup: Rudy Fernandez (Spanien, Real Madrid, 28)

Stats: 12,0 Punkte, 4,0 Rebounds, 1,0 Steals

Bei jedem FIBA-Turnier der Neuzeit wird über den Habitus der Spanier disktuiert. Und niemand verkörpert dieses vermeintlich arrogant-aufreizende Selbstverständnis so sehr wie Fernandez. Er zelebriert diese Attitüde regelrecht - wobei eines imponiert: Bei allem Gehabe verliert er nie seine innere Mitte. Vom Frankreich-Halbfinale abgesehen, als er im letzten Viertel einige unbedachte Würfe nahm, war er ein Vorbild an Produktivität. Er punktete (12,0), traf hochprozentig innerhalb (52,0 Prozent) und außerhalb der Dreierlinie (43,6 Prozent), holte Rebounds (4,0) und sorgte nebenbei mit Alley-oop-Zuspieler Sergio Rodriguez für die außergewöhnlichsten Szenen des Turniers.

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