Basketball-WM - Krimi-Pleite gegen Frankreich! DBB-Aufholjagd kommt nach Katastrophen-Start zu spät

Rudy Gobert und Frankreich waren für Deutschland eine Nummer zu groß.
© getty

Die deutsche Nationalmannschaft hat zum Auftakt der WM in China gegen Frankreich eine Niederlage einstecken müssen. Das Team von Bundestrainer Henrik Rödl unterlag der Equipe Tricolore in Shenzhen mit 74:78 (20:36).

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Es war ein Spiel mit jeder Menge Höhen und Tiefen, von Läufen auf beiden Seiten. Für Frankreich dominierten die großen Jungs Rudy Gobert (9 Punkte, 9 Rebounds) und Amath M'Baye (21 Punkte, 4/6 Dreier) während für Deutschland Dennis Schröder (23 Punkte, 7/19 FG, 8 Assists) und Johannes Voigtmann (25, 5/7 Dreier) die fleißigsten Punktesammler waren. Bester Scorer der Franzosen war aber Evan Fournier (26).

Zunächst gab es keine Überraschungen bei den Deutschen. Es begannen wie erwartet Schröder, Ismet Akpinar, Paul Zipser, Maxi Kleber und Daniel Theis. Auf der anderen Seite brachte Frankreich in Fournier, Nicolas Batum und Gobert ebenfalls drei NBA-Jungs von Beginn an, Andrew Albicy und M'Baye komplettierten die Equipe Tricolore.

Was aber folgte, war ein absoluter Albtraum-Start für die DBB-Auswahl. Ob Dreier, Mitteldistanz oder Drive, nichts lief zusammen für die Deutschen. Es dauerte unfassbare sieben Minuten und 22 Sekunden, bevor Deutschland überhaupt auf der Anzeigetafel war. Die Franzosen hatten da schon 14 Punkte auf dem Konto. Die Defense passte dagegen einigermaßen, sodass Frankreich nicht komplett wegzog. Vier Punkte (Frankreich: 16) waren dennoch nach zehn Minuten viel zu wenig.

Offensiv wurde es dennoch nur minimal besser, auch wenn Johannes Voigtmann und Danilo Barthel ein wenig in der Zone scorten und Frankreich eine Auszeit nehmen musste (10:21). Der Lauf setzte sich auch fort, weil Deutschland mit aggressiver Defense einen Turnover nach dem anderen provozierte und im Gegenangriff leicht zu Punkten kam. Der 13:0-Lauf war aber schnell gestoppt, da Gobert zurückkam und Frankreich die Ballverluste minimierte. Aus vier Punkten Rückstand wurden 16 zur Pause (20:36).

Johannes Voigtmann bester deutscher Spieler

Die Hoffnung schwand auch nach der Pause schnell, Frankreich hing den Deutschen in 90 Sekunden vier Fouls an, dazu dauerte es wieder gut zwei Minuten für die ersten Punkte, diesmal durch Schröder. Der Rückstand wuchs wieder auf über 20 an, bevor Voigtmann und später auch Robin Benzing wieder ein einstelliges Spiel draus machten. Dies geschah erneut, als Gobert wieder saß. Schröder verkürzte von der Linie zum Ende des Abschnitts auf 50:59.

Und Deutschland hatte Oberwasser: Schröder fand Theis per Alley Oop, der über Vincent Pourier mit Foul abschloss. Aber Frankreich behielt die Nerven, vor allem durch Fournier, der nun aufdrehte und drei Würfe am Stück traf. Doch entschieden war nichts: Voigtmann nagelte aus der Distanz weiter alles rein, Schröder legte zwei Minuten vor Schluss nach (68:71). Gobert antwortete und Fournier machte 32 Sekunden vor dem Ende letztlich den Deckel zum 76:70 drauf. Oder doch nicht? Nando de Colo schenkte nach deutscher Presse noch einmal den Ball und Zipser machte seine ersten Punkte (74:76). Es waren aber nur noch 6,3 Sekunden auf der Uhr und Fournier blieb an der Linie cool und machte den Sieg perfekt.

Deutschland hat nun einen Tag Pause, dann geht es am Dienstag gegen die Dominikanische Republik, wo ein Sieg absolute Pflicht ist, um die Zwischenrunde zu erreichen. Tip-Off ist 10.30 Uhr deutscher Zeit in Shenzhen.

Die wichtigsten Statistiken von DBB vs. Frankreich (BOXSCORE)

  • Die Horrorzahlen des ersten Viertels für den DBB: 4 Punkte, ein Treffer bei 17 Versuchen, 14 Fahrkarten aus dem Zweierbereich. Hinzu kamen auch noch zwei Ballverluste. Dass die DBB-Auswahl bis dahin nur mit zwölf Punkten hinten lag, grenzte beinahe an ein Wunder. Aber auch nur beinahe: Frankreich traf zwar 50 Prozent, leistete sich aber teils hanebüchene Turnover, fünf alleine im ersten Viertel.
  • Dass sich die Deutschen zwischenzeitlich in der ersten Halbzeit auf vier Punkte herankämpften, lag an guter Defense, die sich auch durch Ballgewinne bemerkbar machte. Gleich 3 Steals gelangen zu Beginn des Abschnitts, die Frankreich ein bisschen aus dem Konzept brachten. Danach fing sich die Equipe und die offenen Würfe fielen. So fanden unter anderem drei der vier Dreier im zweiten Viertel ihr Ziel.

  • In der Vorbereitung öffnete Schröder oft Räume für die Schützen, das nahmen die Franzosen den Deutschen zum WM-Auftakt zumeist weg. Leichte Körbe gab es nur in Transition, ansonsten mussten ständig Steine geklopft werden. Frankreich verstand es vor dem Mann zu bleiben oder geschickt Hilfe zu schicken und schnell zu rotieren. So waren von den 34 Versuchen in Halbzeit eins nur acht aus der Distanz. Bei den Testspielen war der Prozentsatz aus Distanzwürfen noch deutlich höher gewesen.

  • Offensiv lief es dann nach der Pause. 30 Punkte wurden im dritten Viertel erzielt - und das hatte einen einfachen Grund. Sechs Versuche von draußen, sechs Treffer.

DBB vs. Frankreich: Die Stimmen zum Spiel

Henrik Rödl (Coach DBB): Die Würfe sind nicht gefallen, dann wird man nervös. Man kann sich jetzt hinsetzen und enttäuscht sein. Aber es geht sofort weiter.

Dennis Schröder (DBB): "Jedes Spiel, das wir spielen, wollen wir gewinnen, aber manchmal muss man dem Gegner einfach die Hände schütteln. Von mir selbst muss in den kommenden Spielen mehr kommen.

Der Star des Spiels

Rudy Gobert. Der Verteidiger des Jahres aus der NBA unterstrich seinen Ruf als elitärer Ringbeschützer - heute zum Leidwesen der Deutschen. Der DBB traf in Halbzeit eins in der Zone nur 24 Prozent, oft war der lauernde Gobert der Grund. Neben fünf Blocks kamen auch noch zahlreiche beeinflusste Fehlwürfe und auch offensiv teils ein netter Hakenwurf. Ebenfalls stark: Goberts Partner M'Baye.

Der Flop des Spiels

Paul Zipser. Machen wir uns nichts vor, viele hatten bei den Deutschen keinen guten Tag, die Wahl fällt aber auf den Bayern-Rückkehrer. In über 26 Minuten blieb er bis kurz vor Schluss ohne Punkte (insgesamt 2 Zähler), schoss fünf Fahrkarten und holte nur vier Rebounds. Sein Plus-Minus von -21 war nach Kleber das Schlechteste. Der Mavs-Forward konnte immerhin in der Defense mit vier teils spektakulären Blocks überzeugen.