FC Bayern - Kommentar zur Meisterschaft: Totale Dominanz jetzt auch im Basketball

Der FC Bayern hat sich die zweite Meisterschaft in Folge geschnappt.
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Der FC Bayern hat sich in den BBL-Finals gegen Alba Berlin durchgesetzt und damit die zweite deutsche Meisterschaft in Folge gewonnen. Daran wird sich auch in den kommenden Jahren nichts ändern. Ein Kommentar von Felix Götz.

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Schon als Uli Hoeneß die Sache in die Hand nahm und 2011 der Aufstieg in die BBL gelang, waren Fans und Funktionäre hin- und hergerissen. In erster Linie fanden es fast alle toll, dass der FC Bayern neben dem Fußball eine weitere Sportart ernsthaft fördert und dem deutschen Basketball neue Strahlkraft verleiht. Andererseits spukte die Befürchtung im Hinterkopf herum, die Münchner könnten die BBL mit ihren finanziellen Mitteln im Handumdrehen überrennen.

Ganz so kam es zunächst nicht. Erst in seiner dritten BBL-Saison schnappte sich der Klub aus der bayerischen Landeshauptstadt seine erste Meisterschaft. Anschließend ging der Titel drei Mal in Serie nach Bamberg, ehe die Bayern nun zwei Mal hintereinander triumphierten.

Dafür, dass Hoeneß' Herzensprojekt die letzten Jahre nicht durchweg maximal erfolgreich war, gibt es drei Gründe. Erstens war Bamberg unter den Fittichen des finanzkräftigen Unternehmers Michael Stoschek ein vorübergehend ernstzunehmender Konkurrent. Zweitens leisteten sich die Bayern um Sportdirektor und Geschäftsführer Marko Pesic den einen oder anderen Fehler in der Personalpolitik. Drittens erhöhten die Münchner ihren Etat erst Schritt für Schritt und bliesen nicht von der ersten Sekunde an zum ganz großen Angriff.

Kräfteverhältnisse haben sich radikal verschoben

Mittlerweile haben sich die Kräfteverhältnisse aber radikal verschoben und unterscheiden sich damit gewaltig von den Bayern-Meister-Jahren 2014 und 2018. Die Münchner haben ihre Mittel hervorragend genutzt und einen bärenstarken, funktionierenden Kader zusammengestellt.

Darin tummeln sich deutsche Leader wie Danilo Barthel, Stars wie Derrick Williams, mit Vladimir Lucic oder Stefan Jovic viel Power aus der serbischen Nationalmannschaft, der in den Finals unglaubliche Nihad Djedovic und herausragende Rollenspieler wie Petteri Koponen. Mit Milan Macvan fällt sogar noch seit geraumer Zeit ein Akteur verletzt aus, der eigentlich Leistungsträger sein sollte.

Kurz gesagt: Das Münchner Aufgebot machte es in der abgelaufenen Saison jeder anderen deutschen Mannschaft unmöglich, die Bayern in den Playoffs über eine Best-of-Five-Serie in die Knie zu zwingen.

Die Folge: Die Münchner kassierten in der Hauptrunde lediglich drei Niederlagen, die größtenteils auf die Euroleague-Strapazen, im Basketball mit mindestens 30 Spielen unvergleichlich höher als im Fußball, zurückzuführen sind. In den Playoffs, in denen die Bayern bislang immer ihre Probleme hatten, gewann das Team des im vergangenen Jahr noch umstrittenen Trainers Dejan Radonjic alle seine neun Partien. Es war - trotz der tapfer kämpfenden Albatrosse - erstmals die totale Bayern-Dominanz!

Eine Bayern-Ära ist sehr wahrscheinlich

Eine ähnliche Ära, wie sie der deutsche Basketball Anfang der 90er Jahre mit Bayer Leverkusen (sieben Titel in Folge), direkt anschließend mit Alba Berlin (sieben Titel in Folge) und zuletzt mit Bamberg (sieben Titel in acht Jahren) erlebt hat, ist sehr wahrscheinlich.

Der Unterschied: In Leverkusen zog einst der Rückzug von Hauptsponsor Bayer den Stecker. Albas Serie endete, weil die Berliner Mittel Grenzen hatten und die Konkurrenz aufholte. Bambergs Dominanz zerbrach schließlich am Aufkommen der Münchner und der Weigerung von Stoschek, sich ein dauerhaftes Wettrüsten mit dem FCB zu liefern. Doch wer oder was sollte diese Bayern eines Tages stoppen?

Hoeneß' Rückzug könnte die Dominanz ins Wanken bringen

Maximal schwere eigene Fehler! Zwar ist es für den FCB im Basketball wohl etwas schwieriger als im Fußball, seine Topleute zu halten. Spätestens wenn die NBA ruft, sind Spieler wie Williams weg. Dennoch werden die Münchner in absehbarer Zeit immer den eindeutig besten BBL-Kader zur Verfügung haben.

Ist die neue Halle im Olympiapark erst einmal gebaut, steht den Bayern wahrscheinlich nichts mehr im Wege, auch in der Euroleague regelmäßig in den Playoffs aufzutauchen. Dies wäre für den deutschen Basketball einerseits ein Meilenstein, andererseits wird die Liga dadurch noch langweiliger.

Außer Berlin gibt es aktuell keinen Konkurrenten, der dem Champion auch nur ansatzweise das Wasser reichen kann. Und selbst die Albatrosse werden im Vergleich zu den Bayern in den kommenden Jahren zumindest in einer Playoff-Serie immer klarer Außenseiter sein.

Was passiert in der Zeit nach Hoeneß?

Stand jetzt wäre vielleicht noch denkbar, dass ein Ausscheiden von Hoeneß als Präsident die bayerische Basketball-Dominanz ins Wanken bringen könnte.

Nämlich dann, wenn in der obersten Bayern-Etage keiner mehr mit einem großen Herz für den Basketball sitzen würde. Hoeneß muss bei seiner Nachfolgeregelung also auch den Basketball im Blick haben.

Dann wird es in den kommenden Jahren immer Ende Juni heißen: Deutscher Basketball-Meister ist Bayern München.

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