"Wir sind Uli Hoeneß sehr dankbar"

Jordi Bertomeu hat die Euroleague als Boss in den letzten Jahren weltweit vorangetrieben
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Euroleague-Boss Jordi Bertomeu erklärt im SPOX-Interview, wie das komplizierte Lizenzierungssystem reformiert werden soll und was seine Vision ist. Außerdem spricht Bertomeu über Uli Hoeneß, ein Final Four in Deutschland und schimpft über die FIBA.

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SPOX: Herr Bertomeu, die NBA hat die Global Games veranstaltet, aber auch die Euroleague ist mittlerweile weltweit aktiv, sechs Mannschaften waren auf vier Kontinenten unterwegs in der Preseason, darunter war ein Besuch des FC Barcelona in China. Was erhoffen Sie sich davon?

Jordi Bertomeu: In erster Linie wollen wir natürlich die Euroleague und unsere Teams promoten. Nehmen wir China: Das ist ein riesengroßer Markt im Weltsport, der ständig wächst und in dem eine ganz große Begeisterung für die NBA herrscht. Wir wollen ihnen aber zeigen, dass es noch mehr gibt als die NBA. Dass unser Basketball in Europa auch wunderschön und spektakulär anzuschauen ist. Deshalb machen wir solche Trips.

SPOX: Einer Ihrer zentralen Punkte auf der Agenda ist die Reform des Lizenzierungssystems für die Saison 2015/2016. Im Moment verstehen wohl nur absolute Basketball-Experten das Prozedere, man kann fast wissenschaftliche Arbeiten über das Thema verfassen. Wie wollen Sie es in Zukunft angehen?

Bertomeu: Sie haben den wichtigsten Punkt bereits angesprochen. Wir haben das aktuelle System 2009 eingeführt und müssen jetzt ehrlicherweise feststellen, dass wir damit unser Ziel, es erfolgreich zu kommunizieren, nicht erreicht haben. Ganz einfach deshalb, weil es bei Fans, Medien und teilweise auch den Klubs für Konfusion gesorgt hat, viele Leute verstehen nicht, wie es wirklich funktioniert. Wenn Klubs lange nicht wissen, ob sie jetzt dabei sind oder nicht, ist es schwierig. Wir wollen das System vereinfachen und für jeden viel verständlicher machen. Es wird nur noch maximal drei A-Lizenzen pro Land geben und das Wichtigste: Wir ersetzen das Nationen-Ranking und vergeben eine fixe Anzahl an B-Lizenzen an verschiedene Länder, darunter auch an Deutschland. Dann weiß jeder, dass der Champion, oder der Finalist, in der kommenden Saison in der Euroleague spielen wird. Was die BBL angeht, wird es also so sein, dass der Meister weiter seinen Platz haben wird, dazu verteilen wir traditionell eine Einladung an ein weiteres Team. Das hat sich bewährt und wenn nicht unerwartet etwas passiert, wird das auch so bleiben. Eine A-Lizenz für einen deutschen Klub sehe ich momentan noch nicht, dafür muss ein Team über einen längeren Zeitraum das Geschehen dominieren.

SPOX: Die Reform soll aber nur ein Schritt sein, was ist die Vision?

Bertomeu: Die Vision ist, dass sich die Euroleague zu einer wahren Europaliga entwickelt. Eine Europaliga, die als eine Art Pyramiden-Modell funktioniert. Es soll ein Auf- und Abstieg zum Eurocup möglich sein, der sportliche Wettbewerb soll mehr und mehr im Fokus stehen. Damit hätten wir auch ein Modell, das die europäische Sportkultur widerspiegelt. Im Moment ist es aber noch eine Vision, wir müssen jetzt mit den Ligen zusammenarbeiten, um auch die Voraussetzungen dafür zu schaffen, womit wir wieder beim Thema Financial Fair Play sind. In allen Ländern muss es die gleiche stabile Struktur geben, wir müssen die Lizenzen nach wirtschaftlicher Prüfung vergeben, ansonsten haben wir keinen fairen Wettbewerb. Was in Deutschland gilt, muss auch in Russland gelten. Ich kann Ihnen nicht garantieren, dass es kommen wird, aber wir arbeiten daran.

SPOX: In dieser Saison hat Alba Berlin die Wildcard bekommen. War die Entscheidung ein No-Brainer?

Bertomeu: Das kann man so sagen. Sehr guter Markt, großartige Arena, sehr wettbewerbsfähige Mannschaft - Berlin erfüllt alle Kriterien, die wir uns wünschen. Wir sind froh, dass Alba wieder zurück in der Euroleague ist. Wir sind generell sehr zufrieden, wie sich die BBL entwickelt. Ligen, die wachsen, wollen wir belohnen, auch deshalb war die Entscheidung für Alba leicht. Genauso leicht wie die Entscheidung für Bayern im letzten Jahr.

SPOX: Sie sprechen die Bayern an. Gehen Sie davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Bayern um den Titel kämpft?

Bertomeu: Das ist unsere Hoffnung und das ist mit Sicherheit auch die Hoffnung der Bayern. Ob es letztlich reicht, um ins Final Four zu kommen, hängt immer auch von verschiedenen Faktoren ab wie Verletzungen, Tagesform oder andere Dinge. Aber Bayern gehört sicher zu den Klubs, die die Ambitionen haben, um die Krone mitzuspielen. Das ist auch normal für eine so große weltweite Sportmarke. Da sind die Bayern ähnlich zum FC Barcelona. Barca will immer gewinnen, ob das im Fußball, Basketball oder Handball ist. Das gleiche gilt für die Bayern.

Seite 1: Bertomeu über deutsche Teams und das Lizenzierungssystem

Seite 2: Bertomeu über Uli Hoeneß und ein Final Four in Deutschland

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