Basketball-WM - DBB-Präsident Ingo Weiss rechnet mit deutschen Medien ab: "Was soll Dennis denn sagen?"

Ingo Weiss ist DBB-Präsident.
© imago images

Die deutsche Nationalmannschaft hat ihr Minimal-Ziel erreicht und wird im kommenden Sommer bei einem Qualifikations-Turnier für Olympia spielen. DBB-Präsident Ingo Weiss rechnete im Anschluss gegenüber den deutschen Journalisten in Shanghai mit der Berichterstattung in Deutschland über das Team ab.

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DBB-Präsident Ingo Weiss wollte reden, er hatte einiges loszuwerden. Nach dem Sieg gegen Kanada und des Erreichen des Olympia-Qualifikationsturniers stellte sich Weiss den Medien, um einige Dinge anzusprechen. SPOX war dabei und fasst hier die wichtigsten Aussagen des DBB-Oberhaupts zusammen.

DBB-Präsident Ingo Weiss über ...

... die Berichterstattung über Dennis Schröder:

"Die Berichterstattung in Deutschland geht mir auf den Wecker. Ich komme in die Halle, Dennis Schröder wird aufgerufen und die ganze Halle grölt. Bei uns wird nur über Dennis gelästert. Ihr Journalisten geht da zu ihm hin und fragt ihn nach einem Commitment für die Nationalmannschaft. Was soll der Junge denn sagen? Wenn er Lust hat und gesund ist, dann spielt er. Das hat er gesagt Was soll er noch mehr machen? Dann lese ich in der Zeitung 'Dennis Schröder weiß nicht, ob er weitermacht.' Das ist pervers."

... die Beziehung von Schröder mit den Medien:

"Was soll er denn machen, wenn immer wieder gebohrt wird? Ich habe dem Jungen schon gesagt, dass wir mal Medientraining zusammen machen müssen. Klar, die Frage ist legitim, aber ich wurde auch noch nicht gefragt, ob ich als Präsident zurücktrete. Warum soll der Kern der Mannschaft nicht zusammenbleiben? Die Spieler sind jung und fidel, wollen etwas erreichen. Die Spieler haben doch Ziele, sie haben nun die Olympia-Qualifikation, dann die Heim-EM 2021."

... die schlechte Presse für den DBB:

"Die Trainerfrage wird immer wieder gestellt. Es wird immer nur nach dem Negativen gesucht. Kann man denn nicht mal sagen: 'Toll, die Jungs haben sich bis zum Ende den Arsch aufgerissen?' Jeder weiß, dass das nicht einfach ist und trotzdem haben sie alle drei Spiele gewonnen. Wir haben vielleicht nicht schön gewonnen, aber darüber will ich gar nicht reden. Ich hätte auch lieber alle Spiele mit 50 Punkten Unterschied gewonnen, das wäre besser für mein Herz gewesen, aber das ist der Sport, das ist Basketball und dafür lieben wir ihn."

"Am Ende des Tages gehen wir nach Hause und haben zwei Spiele verloren. Das waren natürlich zwei entscheidende Spiele, eines haben wir mit 4 und eines mit 2 Punkten verloren. Und trotzdem werden über uns Kübel voller Scheiße ausgeschüttet. Das hat die Mannschaft nicht verdient. Ich kann das ertragen."

... die angeblichen Streitigkeiten innerhalb des Teams:

"In der Mannschaft funktioniert es. Natürlich gibt es immer mal wieder Streitigkeiten, das ist doch ganz normal. Ich streite mich doch auch immer mal wieder mit meiner Frau, trotzdem klappt es am Ende des Tages und so ist es bei der Mannschaft auch. Es wird aber immer nur draufgehauen. Der Teamgeist sei schlecht, dieses und jenes ist schlecht. Das enttäuscht mich. Es wäre auch schön, wenn ich einmal etwas Positives lesen könnte."

... die These, dass die WM ein Rückschlag war:

"Gar nicht. Wir haben unser Minimal-Ziel mit dem Erreichen der Olympia-Qualifikation geschafft. Wir sind 18. geworden, das hat uns überhaupt nicht zurückgeworfen. Wenn ich dann in der Zeitung lese 'Die Vorfreude auf die EM ist weg', dann ist das pervers. Warum holen wir dann eine EM, wenn nach einer WM, die so oder so hätte ausgehen können, so etwas schreibt? Das passt nicht. Wir haben unser Minimal-Ziel erreicht."

"Natürlich hätten wir gerne die Zwischenrunde erreicht. Man darf gerne sagen, das Spiel gegen die DomRep war grottenschlecht und das haben wir leider verloren und das müssen wir anerkennen. Mit diesem Modus ist das ein Problem. Ich bin traurig, wie das gelaufen ist, da gibt es keine Diskussion. Deshalb ist doch nicht alles schlecht."

"Wenn man dann auch noch sieht, gegen wen wir in der Vorbereitung gespielt haben, Polen, Tschechien, Australien, die stehen alle im Viertelfinale und die haben wir alle geschlagen. Das wollt ihr nicht hören, aber das ist Fakt. Wir wurden oft von den Basketball-Experten ausgeschimpft worden, dass unsere Gegner so schwach waren. Besser kann man sich doch nicht vorbereiten."

... eine vergebene Chance:

"Ja, wir hätten mehr Aufmerksamkeit erreichen können, wenn wir alle Spiele gewonnen und Weltmeister geworden oder ins Viertelfinale gekommen wären. Wir haben aber bedauerlicherweise zwei Spiele knapp verloren. Wir sind stolz, dass wir überhaupt bei der WM mit dem neuen System dabei sind. Bei der letzten WM waren wir gar nicht dabei. Die Jungs haben Erfahrungen gesammelt und das wird spannend. Wir haben aber auch noch Jungs, die hier in China gar nicht dabei waren. Deswegen würde ich nicht sagen, dass wir eine Chance verpasst haben. Wir haben vielleicht eine Chance verpasst, besser zu sein. Du wirst aber natürlich in der Öffentlichkeit immer besser wahrgenommen, wenn das Ergebnis stimmt. Wir werden jetzt nicht alle Hallen schließen und die Spieler ihre Pässe abgeben, sondern unsere U20 hat zuletzt zwei Bronzemedaillen geholt. Ganz so schlecht stehen wir nicht da."

... die Ansprüche vor dem Turnier:

"Wir sind mit einer anderen Erwartung hierher gekommen. Das erste Spiel war für uns bedauerlicherweise ein Knackpunkt. Wenn wir zum Beispiel zuerst gegen Jordanien und am Schluss gegen Frankreich gespielt hätten, wäre vielleicht vieles ganz anders gelaufen. Das Wenn und Aber bringt uns aber nichts. Mit der Erfahrung die wir jetzt aber gesammelt haben, sollten wir 2021 solche Spiele wie gegen Frankreich eigentlich gewinnen. Diesmal war das leider nicht möglich, da die Spieler eine Sperre im Kopf und sich mit sich selbst beschäftigt waren."