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Quarterback Ranking nach Week 14: Joe Burrow klettert in die Elite-Gruppe

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Vorhang auf für das letzte Quarterback-Ranking dieser Regular Season! Die Tier-Abgrenzungen werden zunehmend deutlich, Joe Burrow allerdings setzt seine Klettertour fort. Außerdem: Brock-Purdy-Hype, Baker Mayfields Comeback und: Trevor Lawrence ist angekommen!

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Um die Quarterback-Landschaft in der NFL noch besser darstellen zu können, unterteile ich die Quarterback-Rankings seit dieser Saison qualitativ in Gruppen, sogenannte Tiers.

Innerhalb dieser Tiers gibt es die gewohnten Rankings, aber die Idee dahinter ist, Quarterbacks besser zu kategorisieren. Rankings innerhalb der Tiers sind dementsprechend auch als weniger gravierend zu betrachten als Tier-Unterschiede.

Eine weitere Bemerkung noch vorneweg: Deshaun Watson habe ich in diesem Ranking nicht berücksichtigt. Das hat in diesem Fall nichts mit seinem Verhalten abseits des Platzes zu tun, zumindest nicht direkt.

Watson hatte 700 Tage lang kein Spiel absolviert, ehe er dann vor zwei Wochen schließlich nach abgesessener Sperre zurückkam - und ein sehr wackliges Spiel gegen sein Ex-Team Houston ablieferte.

Die Sample Size ist dementsprechend klein, vor allem aber passt Watson aktuell in kein Tier. Rein sportlich sollte er sich wieder in der Quarterback-Spitze einsortieren können - die ersten Auftritte legen aber auch nahe, dass er davon noch ein gutes Stück weit entfernt ist.

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NFL: Quarterback Ranking nach Week 14

Tier 6: Diese Quarterbacks sind offensichtlich nicht die Antwort

Das letzte Tier erfordert nicht allzu viele zusätzliche Erklärungen. Es handelt sich um Quarterbacks, von denen wir an diesem Punkt genug gesehen haben - und die ihren Teams einfach kein Plus mehr geben. Mehr noch, es sind Quarterbacks, die bestenfalls Beifahrer sind und zu häufig einbrechen, wenn das Spiel in ihre Hände gelegt wird.

Wie schon im letzten Ranking, als zwei von fünf aus dieser Kategorie gebenched wurden, haben einige Spieler, die letztes Mal im letzten Tier waren, ihren Platz mittlerweile verloren: Davis Mills wurde in Houston gebenched, P.J. Walker musste seinen Posten verletzungsbedingt räumen, könnte aber vorerst hinter Sam Darnold bleiben.

31. Davis Mills, Houston Texans

Ranking nach Week 10: 32.

Die positivste Erkenntnis rund um Mills' Saison ist die, dass Kyle Allen definitiv eine schlechtere Lösung darstellt. An der übergreifenden Prognose ändert das allerdings nichts: Die Texans werden aller Voraussicht nach den Nummer-1-Pick im kommenden Draft haben - und ich gehe fest davon aus, dass sie mit diesem Pick einen Quarterback auswählen werden. Mills hatte als Rookie einige gute Ansätze gezeigt, die erhofften Fortschritte in seiner zweiten Saison blieben allerdings aus. Er ist der klassische Backup - aber nicht mehr.

30. Taylor Heinicke, Washington Commanders

Ranking nach Week 10: Platz 30.

Es gibt vielleicht keinen Quarterback, der dieses Jahr so viel auffallendes Glück auf einer Pro-Wurf-Basis hat wie Taylor Heinicke - zumindest fällt mir niemand ein. Heinicke ist ein Gunslinger, er ist höchst unterhaltsam, und gelegentlich bekommt man so einen Pass von ihm. Seine Spielweise ist wirklich Ryan-Fitzpatrick-Light und das kann für sehr kuriose Spiele und auch für zwischenzeitliche Runs sorgen. Aber ich denke weiterhin nicht, dass irgendeine Nachhaltigkeit in seinem Spiel ist.

29. Matt Ryan, Indianapolis Colts

Ranking nach Week 10: Platz 29.

Ryan hat sich definitiv stabilisiert, nachdem er wieder als Starter eingesetzt wurde - und, so viel Zeit muss sein, er war immer die beste Wahl in Indianapolis, und die Tatsache, dass er abgesetzt wurde, war mehr als irgendetwas anderes ein Blick hinter die Kulissen der Colts. Er ist in Ordnung noch als Übergangslösung, aber die Anfälligkeit für Pressure, die abbauende Armqualität, die Turnover - für mich gehört Ryan dennoch weiterhin in dieses Tier, weil ich nicht denke, dass er 2023 noch ein Starter sein sollte.

28. Sam Darnold, Carolina Panthers

Ranking nach Week 10: Nicht geranked.

Die Panthers könnten einer herrlich absurden NFC-South-Saison die Krone aufsetzen, wenn sie am Ende tatsächlich noch diese Division gewännen. Das würde dann vor allem auf dem Rücken einer guten Defense und eines starken Run Games funktionieren - aber was man über Darnold sagen muss, ist, dass er aktuell einen guten Game Manager gibt. Hatte vor allem in der Vorwoche beim Sieg gegen Denver außerdem einige wirklich eindrucksvolle Würfe in seinem Spiel. Nun haben wir diesen Film zu häufig gesehen mit Darnold, diese Zwischenhochs, die dann häufig ähnlich schnell wieder erlöschen, wie sie aufgeflammt sind. Aber im Moment spielt er überraschend gut.

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Tier 5: In erster Linie das Prinzip Hoffnung

Dieses Tier ist für die jungen Quarterbacks vorgesehen, bei denen wir noch auf die merklichen Fortschritte warten, häufig aber die Sample Size noch zu klein ist, um auch nur ansatzweise irgendwelche finalen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Mit fortschreitender Saison wird das Bild bei diesen Kandidaten klarer. Wenn es Richtung Offseason geht, sind wir - vor allem die jeweiligen Teams - im Idealfall in der Lage, klarer zu sagen, in welches Tier der entsprechende Quarterback fällt und welche Entscheidungen getroffen werden müssen.

27. Baker Mayfield, Los Angeles Rams

Ranking nach Week 10: Nicht geranked.

Ein absolut furioses Debüt für die Rams, zumindest was den Schlussakkord angeht. Die ganze Story ist natürlich wild, Mayfield war gerade einmal zwei Tage im Team, hatte eine Trainingseinheit mit den neuen Mitspielern absolviert - und übernahm dann ab dem zweiten Drive im Spiel gegen die Raiders. Und entsprechend sah es teilweise auch aus, aber Mayfield hat auch ganz klar angedeutet, dass er in McVays Offense funktionieren kann. Mit einigen schönen Touch-Pässen via Play Action und mit dem Armtalent, um auch tief zu gehen. Ich bin gespannt darauf, wie er sich in der Offense jetzt bis Saisonende präsentiert, und ob er eventuell langfristig eine Option für die Rams sein kann - "Prinzip Hoffnung" eben, nach einem Gastspiel in Carolina, bei dem so ziemlich alles schiefgelaufen ist. Dann ist auch klar, dass er hier im Ranking wieder klettern wird.

26. Desmond Ridder, Atlanta Falcons

Ranking nach Week 10: Nicht geranked

Die Falcons haben vor der Bye Week schließlich doch den Quarterback-Wechsel vollzogen, der in meinen Augen überfällig war. Ridder haben wir dementsprechend noch nicht gesehen, deshalb so viel Kontext: Mariota wäre weiterhin im hintersten Tier gewesen, mutmaßlich auf Platz 28 oder 29. Als Passer hat er so klare Defizite, dass das, was er der Offense als Runner gibt, das schlicht nicht mehr aufwiegt. Und die Falcons müssen vor der kommenden Offseason wissen, was sie in Ridder haben - mit einer möglichst großen Sample Size. Das "Prinzip Hoffnung" ist hier absolut zutreffend, deshalb passt er hier rein. Im Sinne eines reinen Rankings läuft er natürlich noch außer Konkurrenz.

25. Mac Jones, New England Patriots

Ranking nach Week 10: Platz 24.

Screens, Screens und noch mehr Screens - und das gelegentliche Quick Game dazwischen. Das ist etwas überspitzt formuliert, aber es ist ein Sinnbild für diese Patriots-Offense, die aus struktureller Perspektive so wenig bietet. Und das soll Mac Jones nicht von Kritik freisprechen, er hat einen klaren Rückschritt im Vergleich zu seiner Rookie-Saison gemacht, und das wirft noch größere Fragen hinsichtlich seines Ceilings auf dem NFL-Level auf. Er kann ein guter Ballverteiler sein, in den entsprechenden Umständen. In diesem Jahr hat er diese Umstände nicht, und die Defizite sind umso deutlicher sichtbar.

24. Brock Purdy, San Francisco 49ers

Ranking nach Week 10: Nicht geranked

Vorhang auf zum Brock-Purdy-Hype! Ich denke es ist fast überflüssig zu erwähnen, dass wir hier mit der Sample Size noch sehr, sehr vorsichtig sein müssen. Und dass es kaum eine bessere Situation gibt, in die man als Quarterback geraten kann, als dieses Niners-Team mit diesen Waffen, diesem Play-Caller, einer guten Line und einer Elite-Defense, die den Spielraum für Fehler deutlich erhöht. Dementsprechend vorsichtig bin ich auch bei der Einordnung von Purdy, würde aber auch sagen, dass er in diesen ersten beiden Spielen schon einiges gezeigt hat: Als er gegen die Dolphins rein kam, vor allem, dass er die Offense umsetzen kann. Gegen die Bucs jetzt auch, dass er Plays machen kann. Setzt sich das fort? Fällt er doch irgendwann von der sprichwörtlichen Klippe, wenn Defenses mehr Tape von ihm haben? Können die Niners mit ihm in den Playoffs gewinnen? Hier kann man nur spekulieren. Die ersten beiden Spiele jedenfalls hätten nicht besser laufen können.

23. Kenny Pickett, Pittsburgh Steelers

Ranking nach Week 10: Platz 25.

Pickett und Jones sind sich gar nicht so unähnlich. Beide haben ob ihrer Spielweise und ihrer physischen Limitierungen relativ wenig Spielraum für Fehler, beide brauchen "saubere" Spiele, und beide können aber auch durchaus passable Ballverteiler sein, in einer Offense, welche die entsprechenden Waffen und auch die entsprechende Struktur mitbringt. Nun muss man bei beiden festhalten, dass insbesondere der Punkt mit Struktur und Scheme dieses Jahr nicht erfüllt wird - und bei Pickett konkret muss man festhalten, dass er in seinen ersten Starts schlicht auch Pech hatte, was die Turnover angeht. Zuletzt hatte er dann einige gute Auftritte. Dass er mehr als ein Mid-Level-Game-Manager sein kann, daran habe ich jedoch, wie auch bei Jones, weiterhin Zweifel.

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Tier 4: Nicht (mehr) gut genug für eine langfristige Lösung

Übergangslösungen, aus der Not heraus geborene Starter: Hier ordnen sich Quarterbacks ein, bei denen man sich an diesem Punkt relativ sicher sein kann, dass sie kein Franchise-Quarterback sind oder noch werden - und bei denen man sich nicht davon blenden lassen sollte, wenn sie einzelne gute Spiele in guten Umständen abliefern.

Mit manchen dieser Quarterbacks kann man in gewissem Maße erfolgreich sein. Doch es ist klar, dass mit einem dieser Starter ein signifikantes Handicap im Ligavergleich besteht - und dass, wenn einer dieser Quarterbacks für das eigene Team startet, man de facto auf Quarterback-Suche ist.

22. Russell Wilson, Denver Broncos

Ranking nach Week 10: Platz 21.

Wilson ist offiziell im vierten Tier angekommen, auch wenn seine Platzierung im Ranking insgesamt nahezu unverändert ist. Aber das Label "Quarterbacks, mit denen gute Teams gewinnen können" passt schlicht und ergreifend nicht mehr. Dafür hatte er jetzt zu viele Spiele, in denen eine bessere Leistung von ihm fraglos zum Sieg gereicht hätte. Gegen die Ravens, gegen die Titans, gegen die Panthers, ehe die Defense in der zweiten Hälfte dann irgendwann einbrach. Und dabei würde ich Wilson sogar attestieren, dass er in der zweiten Saisonhälfte besser spielt als in der ersten, trotz einer zunehmend dezimierten Offense um sich herum. Das Chiefs-Spiel war mit Abstand sein bester Auftritt, und vielleicht ein Hinweis darauf, dass es auch wieder bergauf gehen wird. Umso bitterer, dass er dieses Spiel mit einer Gehirnerschütterung vorzeitig verlassen musste.

21. Andy Dalton, New Orleans Saints

Ranking nach Week 10: Platz 22.

Ich bleibe dabei, dass Andy Dalton eine unerwartet gute Saison spielt, und wenn man die Umstände in New Orleans berücksichtigt, könnte man ein Argument entwerfen, wonach er sogar höher eingestuft sein müsste. Dalton hatte in meinen Augen ein schlechtes Spiel, und das war gegen Pittsburgh. Der Rest? Solide bis gut! Dalton hat wenige gravierende Fehler gemacht, er legt einiges an Big Plays auf, er hat eine gute Chemie mit Chris Olave und er ist überraschend gut unter Druck, was mit Blick auf die diesjährige Saints-Line keine unerhebliche Eigenschaft ist. Ich denke nicht, dass das Dalton plötzlich nochmal zu einem mittelfristigen Starter macht. Aber seine Saison ist gut genug, um diese These zumindest mal in den Raum zu werfen - was signifikant mehr ist, als ich erwartet hatte.

20. Mike White, New York Jets

Ranking nach Week 10: Nicht geranked.

Auch wenn die Stat-Line - und das Endergebnis - gegen Chicago natürlich deutlich besser war: Ich war von Mike Whites Auftritt gegen die Vikings mitunter fast mehr beeindruckt. Weil er gegen Minnesota zeigte, dass er durchaus auch Plays selbst machen kann. Insgesamt ist die Mike-White-Experience aber durchaus vergleichbar mit dem, was wir letztes Jahr gesehen haben, als er zwischenzeitlich rein kam: White ist ein Quarterback, der eine funktionale Offense gut umsetzen kann - das ist eine Qualität, die er Zach Wilson voraus hat, und die Jets haben eine funktionale Offense. Deshalb kann die Offense funktionieren, und das ist nicht zu unterschätzen. Macht das White zur langfristigen Lösung? Nein. Aber bis auf Weiteres zu einer besseren Lösung als Wilson.

19. Jared Goff, Detroit Lions

Ranking nach Week 10: Platz 28.

Goff klettert ins vierte Tier, weil er in dieser Lions-Offense einmal mehr zeigt, dass er ein guter Game Manager sein kann. Nicht mehr als das, deswegen ist er nicht im dritten Tier - die Lions sollten weiterhin dringend versuchen, ein Upgrade zu finden, und es ist gut möglich, dass sie das bereits in der ersten Runde des kommenden Drafts angehen. Goff ist immer noch ein Quarterback, der massiv vom Scheme, von den Umständen abhängig ist, und der selbst dann noch dazu neigt, zu viel liegen zu lassen und zu viele Fehler zu machen. Aber er hat das Armtalent, um in entsprechend klaren Designs und Strukturen alle Ebenen des Feldes zu attackieren.

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Tier 3: Quarterbacks, mit denen gute Teams gewinnen können

Der Großteil dieser Kategorie lässt sich am ehesten so zusammenfassen: In guten Situationen kann man mit diesen Quarterbacks gewinnen. Das Problem ist aber, dass es zunehmend schwierig wird, diese Umstände zu kreieren oder aufrecht zu erhalten, wenn der Quarterback erst teuer bezahlt wird. Kirk Cousins und Ryan Tannehill wären Musterbeispiele dafür.

Auffällig ist auch, dass noch eine andere Eigenschaft diese Gruppe charakterisiert: Die Quarterbacks profitieren häufig überdurchschnittlich stark von Play Action. Tannehill, Cousins und Garoppolo, aber auch Tua Tagovailoa sind perfekte Beispiele dafür: Diese Quarterbacks sind auf Play Action angewiesen, um die Chance zu haben, eine Top-10-Quarterback-Saison spielen zu können. Das trifft auf die meisten Kandidaten in dieser Gruppe zu.

Mit Justin Fields und Trevor Lawrence hatten bereits im vergangenen Ranking zwei Second-Year-Quarterbacks den Sprung aus dem "Hoffnung"-Tier in diese Gruppe geschafft, und dabei bleibt es auch im letzten Ranking dieser Regular Season.

18. Derek Carr, Las Vegas Raiders

Ranking nach Week 10: Platz 18.

Carr hatte einige gute Spiele dieses Jahr, insbesondere dann, wenn er und Davante Adams zusammen eine Defense zerlegten und Carr auch häufiger tief attackieren konnte. Aber die enttäuschenden Auftritte waren einfach zu viele, gerade auch vor dem Hintergrund, dass sich die Line im Laufe der Saison stabilisiert hat. Zu viele Turnover, zu viele Fehler in kritischen Momenten. Carr ist ein solider Quarterback, der, das denke ich nach wie vor, in einer guten Situation erfolgreich sein kann. Aber diese Saison ist definitiv eine Enttäuschung, für die Raiders als Team, aber auch für Carr individuell.

17. Daniel Jones, New York Giants

Ranking nach Week 10: Platz 19.

Wenn man ehrlich ist, muss man Jones attestieren, dass er in keinem seiner vier Jahre bei den Giants wirklich gute Umstände hatte. Mal war die Line das Problem, häufig die Receiver - und bis vor diesem Jahr eigentlich immer der Play-Caller. Nun ist es nicht so, dass das dieses Jahr alles gravierend anders wäre. Die Line hat einige positive Tendenzen gezeigt, und was das offensive Coaching angeht, ist es ein Quantensprung. Aber weder ist die Line eine Stärke, noch ist die Receiver-Gruppe außerhalb des unteren Liga-Viertels einzusortieren. Jones zeigt, dass er trotzdem erfolgreich sein kann: Als ein relativ effizienter Passer, der aber vor allem seine Qualitäten als Runner in dieser Saison sehr gut einsetzt. Er ist als Passer sehr vorsichtig (geworden), was zu einigen Limitierungen führt. Aber er hat genug gezeigt, dass er sich für 2023 - ob in New York oder woanders - zumindest als Übergangslösung in Position gebracht hat.

16. Justin Fields, Chicago Bears

Ranking nach Week 10: Platz 16.

Die Fortschritte bei Fields sind absolut ermutigend. Das Spektakel hat er als Runner geliefert, wo er mehrere Quarterback-Rushing-Rekorde brach und Defenses vor echte Probleme stellte. Vor allem die Menge an Big Plays am Boden ist eindrucksvoll: Vor dieser Saison hatte es noch nie einen Quarterback gegeben, der über seine gesamte Karriere drei Touchdown-Runs über mindestens 50 Yards hingelegt hat. Fields hat dieses Kunststück in einem Monat vollbracht. Als Runner ist er eine Naturgewalt und viel besser als gedacht. Als Passer hat er nach wie vor viel Arbeit vor sich, weshalb ich ihn weiterhin nicht höher einsortieren würde - aber auch hier macht er Fortschritte. Der Trend insgesamt ist gut genug, dass die Bears wissen, dass sie in der kommenden Offseason weiter um Fields investieren können.

15. Ryan Tannehill, Tennessee Titans

Ranking nach Week 10: Platz 15.

Angesichts der Umstände um ihn herum spielt Tannehill eine mehr als ordentliche Saison. Die Offensive Line ist nicht gut, in der Folge funktioniert auch das Run Game nur bedingt - und Tannehill steht regelmäßig viel unter Druck. Treylon Burks hat sich über die letzten Wochen in den Vordergrund gespielt, aber das Waffenarsenal insgesamt bietet wenig Unterstützung. Tannehill hatte sein bestes Saisonspiel gegen Green Bay vor einigen Wochen, ansonsten fällt er vor allem mit toughen Würfen aus der Pocket sowie relativ wenigen gravierenden Fehlern auf. Mit Tannehill kann man absolut gewinnen, wenn die Umstände gut sind. Dass Tannehill noch immer auf einem guten Level spielt, obwohl die Umstände definitiv nicht "gut" sind, spricht ganz klar für ihn.

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14. Kyler Murray, Arizona Cardinals

Ranking nach Week 10: Platz 12.

Mit dem gegen die Patriots erlittenen Kreuzbandriss hat eine rundum frustrierende Murray-Saison ihren traurigen Höhepunkt gefunden. Sportlich hatte er einerseits zu quasi keinem Zeitpunkt dieser Saison das ganze Waffenarsenal zur Verfügung, selbst Hopkins und Marquise Brown stehen erst seit kurzer Zeit beide gleichzeitig auf dem Platz. Die Offensive Line ist eine Großbaustelle, hier spielen seit Wochen auf vier von fünf Positionen Backups. Auf der anderen Seite wirkt Murray viel wackliger gegen Pressure und der Deep Ball, letztes Jahr noch seine Paradedisziplin in welcher kaum ein Quarterback ihm das Wasser reichen konnte, ist fast komplett aus der Offense verschwunden. Eventuell ist es an der Zeit, dass Murray in eine andere Offense unter einem anderen Coach kommt.

13. Tua Tagovailoa, Miami Dolphins

Ranking nach Week 10: Platz 10.

Die Spiele gegen die 49ers und die Chargers haben einige Grenzen aufgezeigt. Es gilt hier, diese beiden Auftritte - einen gegen die beste Defense in der NFL - genauso wenig überzubewerten, wie davor die Partien gegen einige der schlechtesten Defenses ligaweit. Und während man einerseits beides nicht überbewerten sollte, so bietet es dennoch weiteren Kontext, weitere Datenpunkte, um Tua vernünftig einschätzen zu können. Tua funktioniert gut in einem funktionierenden System. Er spielt mit Antizipation, er spielt schnell, er kann dabei helfen, einen Pass-Rush zu neutralisieren und dabei gleichzeitig vertikal attackieren. Aber wenn diese Reads nicht da sind? Wenn der Pass-Rush ins Backfield und in Tuas Kopf kommt? Wenn das Timing der Routes gestört wird? Dann ist er bisher den Beweis noch schuldig, dass er einen Plan B und einen Plan C umsetzen kann; dass er auch selbst kreieren kann. Bis dahin gehört er für mich klar in dieses Tier, und das haben die Spiele gegen die Niners und Chargers klar untermauert.

12. Kirk Cousins, Minnesota Vikings

Ranking nach Week 10: Platz 11.

Cousins spielt eine für ihn ungewöhnliche Saison. In der Frühphase der Saison war er, auch für seine Verhältnisse, sehr konservativ. Die Vikings nutzen zwar viel Play Action, aber selbst dabei warfen sie den Ball viel kurz. Dann wurde ein Schalter umgelegt, und Cousins' Spiel erinnerte zuletzt bisweilen an Jameis Winston, in der Aggressivität, mit der er insbesondere Justin Jefferson Bälle auflegte. Das sorgte für mehr Big Plays, aber auch für mehr Risiko-Bälle - und für größere Höhen und Tiefen insgesamt in der Offense. Cousins' Probleme mit dem Blitz in diesem Jahr lassen sich vielleicht auch mit der neuen Offense erklären. Auf der positiven Seite lässt sich festhalten, dass Cousins' erhöhte Aggressivität Minnesota auch in Spielen gegen Top-Teams eine Chance gibt und die Leistungsschwankungen führen auch zu spektakulären Auftritten wie am vergangenen Sonntag gegen Detroit.

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Tier 2: Quarterbacks, wegen denen gute Teams gewinnen können

Die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers variieren mitunter von Woche zu Woche in ihrer Platzierung sehr stark. Gelegentlich gibt es auch Quarterbacks, die zwischen dem zweiten und dritten Tier hin- und herwechseln.

Dennoch eint die Quarterbacks innerhalb dieses Tiers die Tatsache, dass sie ein Team tragen können. Dass sie Big Plays kreieren können, dass sie ein Spiel an sich reißen können, dass sie improvisieren können, während sie gleichzeitig aber auch gut innerhalb der Struktur der Offense spielen.

11. Aaron Rodgers, Green Bay Packers

Ranking nach Week 10: Platz 7.

Die Saison der Packers plätschert im letzten Saisondrittel noch so vor sich hin - und das lässt sich auch auf die Saison des Quarterbacks übertragen. In nahezu jedem Spiel auch über die letzten Wochen hatte Rodgers ein paar Würfe, die außergewöhnlich waren. Aber die Konstanz fehlt, genau wie in der Offense und diesem Packers-Team insgesamt. Rodgers war trotzdem in mehreren Spielen der Grund dafür, dass die Packers im Spiel waren, oder sogar gewinnen konnten. Aber es ist klar sichtbar, dass er einen überschaubaren Supporting Cast aktuell nicht in höhere Sphären katapultieren kann.

10. Dak Prescott, Dallas Cowboys

Ranking nach Week 10: Platz 13.

Die Sample Size mit Prescott ist durch die wochenlange Verletzungspause naturgemäß kleiner, doch selbst dabei fiel einmal mehr auf: Er ist ein inkonstanter Quarterback. Prescott kann drei, vier Spiele auf hohem bis sehr hohem Level abliefern - dann aber kommt ein Durchhänger. Oder er spielt eine gute Partie und hat ein, zwei unerklärliche Aussetzer mit drin. Unter dem Strich aber spielt er auf einem hohen Level: Er ist ein exzellenter Pocket-Passer, der mit hoher Präzision und sehr guter Übersicht agiert, und der in diesem Jahr auch etwas mehr selbst kreiert. Aber die Ausschläge nach unten bleiben präsent in seinem Spiel.

9. Tom Brady, Tampa Bay Buccaneers

Ranking nach Week 10: Platz 5.

"Good not great, und das konstant" - so könnte man Bradys Saison zusammenfassen. Brady hat noch immer eindrucksvolle Würfe im Arm, generell physisch sehe ich bislang keine merklichen Anzeichen eines Abrutschens. Seine Accuracy war manchmal etwas off zuletzt, und er hatte auffällige Durchhänger in fast jedem Spiel; was wiederum auf den ersten Satz zurückgeht. Brady spielt noch gut, und ohne Brady hätten die Bucs vermutlich zwei, drei Siege weniger auf dem Konto. Aber "gut" reicht nicht. Nicht hinter einer derart wackeligen Offensive Line, in einem extrem eindimensionalen Scheme, während die eigene Defense längst nicht mehr auf dem dominanten Level vergangener Tage agiert. Brady will den Ball oft schnell loswerden, was das Passspiel sehr kurzpasslastig machen kann. Die Bucs haben viele Probleme, Brady ist auf dieser Liste ganz weit hinten - aber die Tatsache, dass er nicht mehr auf dem Elite-Level spielt, das er 2020 und 2021 hatte, wird in diesen Umständen umso deutlicher.

8. Trevor Lawrence, Jacksonville Jaguars

Ranking nach Week 10: Platz 14.

Lawrence hatte sein "prominentes" Breakout-Spiel vor einigen Wochen gegen Baltimore, als er einen spektakulären Game-Winning-Touchdown-Drive hinlegte, welcher endlich auch deutlich machte, dass er ein Spiel auf diese Art drehen und in den kritischsten Momenten punkten kann. Denn insbesondere was Jacksonville über weite Teile der Saison in der Red Zone veranstaltet hat, dürfte bei dem einen oder anderen das Bild von Lawrence drastisch negativ eingefärbt haben. Und das auch zu Recht, immerhin ist das ein kritischer Teil einer jeden Quarterback-Analyse - und hier war Lawrence nicht gut. Doch nicht nur hier hat er sich gesteigert, Lawrence fängt in der zweiten Saisonhälfte an, das zu zeigen, was sich viele angesichts des Pre-Draft-Hypes schon früher erhofft hätten. Die Fehler werden immer weniger, das Pocket-Management ist richtig gut, und die Highlight-Würfe folgen so langsam. Das dritte Viertel gegen die Titans letzte Woche war herausragend. Ich weiß nicht, ob Lawrence dem mitunter enormen Pre-Draft-Hype jemals gerecht werden kann. Aber zumindest ist er mittlerweile merklich auf dem richtigen Weg dahin. Jacksonville sollte eines der spannendsten Teams für die kommende Saison sein, und das liegt maßgeblich an Lawrence.

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7. Geno Smith, Seattle Seahawks

Ranking nach Week 10: Platz 6.

Ich hatte es nach Woche 10 an dieser Stelle schon geschrieben, und es hat weiterhin Bestand: So unwahrscheinlich diese Saison von Geno Smith auch wirkt - die Art und Weise, wie er spielt, wie er erfolgreich ist, gibt keinen Grund zu der Annahme, dass Smith plötzlich von der sprichwörtlichen Klippe fallen und wieder wie der "alte" Geno Smith auftreten könnte. Extrem tough in der Pocket, ein gefährlicher Downfield-Passer, aggressiv und gleichzeitig sehr effizient. Ich bin beeindruckt, von dem, was Smith in dieser Saison zeigt. Klar ist aber auch, dass die Turnover über die letzten Wochen häufiger wurden, was Smith auch wieder etwas mehr von der Spitzengruppe weg schiebt. Im Vakuum betrachtet würde ich nicht sagen, dass Geno der siebtbeste Quarterback in der NFL ist - aber ich würde auch keinen der Kandidaten dahinter aktuell vor ihm einsortieren.

6. Lamar Jackson, Baltimore Ravens

Ranking nach Week 10: Platz 3.

Jacksons Saison einzuschätzen ist mitunter ähnlich kompliziert wie bei Justin Herbert - weil die Umstände so schwierig sind. Kein gut designtes Passing Game, wenige Receiving-Optionen und ein Run Game, das zu häufig komplett von ihm abhängig ist. In diesem Kontext ist es beachtlich, was Jackson insbesondere in der zweiten Saisonhälfte bis zu seiner Verletzung aus einer Offense, die vielleicht mehr von ihrem Quarterback verlangt, als irgendeine andere Offense, herausgeholt hat. Er legt noch immer beachtlich viele Big Plays auf, und was das Kreieren von (Big) Plays am Boden angeht, kommt einzig Justin Fields an Jackson ran.

5. Justin Herbert, Los Angeles Chargers

Ranking nach Week 10: Platz 8.

Es ist nicht zu unterschätzen, wie viele Widerstände Herbert in dieser Saison fast wöchentlich überwinden muss. Die Offensive Line ist seit Wochen stark angeschlagen, Mike Williams und Keenan Allen stehen kaum zusammen auf dem Platz, die Offense hat kaum Speed und agiert in einem Scheme, das zusätzlich limitiert. Zudem ist die Defense, die nach der vergangenen Offseason eigentlich das Prunkstück sein sollte, eine massive Enttäuschung. Dazu die Rippenverletzung bei Herbert selbst. All das ist wichtiger Kontext, um zu bewerten, warum Herbert nach einer herausragenden Rookie- und einer fast noch besseren zweiten Saison dieses Jahr scheinbar einen Rückschritt gemacht hat. Denn: Auch dafür kann man ganz klar argumentieren - dass Herbert schlechter spielt als letztes Jahr. Zutreffend ist aber auch nach wie vor: Er ist ein sehr guter Processor, das Armtalent steht ohnehin außer Frage, und er ist der primäre Grund dafür, dass die Chargers überhaupt offensiv mit dieser Spielweise bei diesem Personal kompetitiv sein können. Sein Pocket-Management wird nach wie vor unterschätzt, das Spiel gegen Miami unterstrich das einmal mehr.

4. Josh Allen, Buffalo Bills

Ranking nach Week 10: Platz 2.

Letztes Mal habe ich Allen aus dem ersten ins zweite Tier "degradiert", und der Grund liegt auf der Hand: Die Fehler haben einfach Überhand genommen. Ein bisschen hat er sich hier wieder stabilisiert, und dann ist Allen nach wie vor der Quarterback, der eine Offense nicht nur tragen, sondern in neue Sphären katapultieren kann - auch als Runner, wo die Bills ihn auffallend häufig einsetzen. Hält der Trend bei Allen an, vermute ich, dass er vor den Playoffs wieder in der Quarterback-Elite steht. Aktuell aber wirkt die Bills-Offense teilweise zu chaotisch, was nicht nur, aber auch auf den Quarterback zurückzuführen ist.

3. Jalen Hurts, Philadelphia Eagles

Ranking nach Week 10: Platz 4.

Eindrucksvolles Spiel gegen Tennessee, als Philly den Ball nicht laufen konnte - und Hurts Big Play auf Big Play auflegte. Seine durchschnittliche Target-Tiefe gegen Tennessee lag bei 10,1 Yards. Hurts gehört für mich seit dem ersten In-Season-Ranking dieser Saison in dieses Tier, weil er, so stark diese Offense auch besetzt ist, ein maßgeblicher Treiber der Offense ist. Seine Rushing-Qualitäten öffnen Räume und Matchups in der Offense, und in dieser Saison wirft kaum jemand den Go-Ball auf Hurts' Level. Ist er ein Elite-Passer? Nein. Aber er hat erhebliche Fortschritte gemacht, und das Gesamtpaket, das er mitbringt, erlaubt es der Offense, auf diesem Level zu funktionieren.

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Tier 1: Die Quarterback-Elite

Im Vergleich zum Ranking vor der Saison hat sich hier einiges getan.

Aaron Rodgers und Tom Brady sind bereits seit einigen Wochen nicht mehr im Elite-Tier, beide spielen immer noch auf einem hohen, aber nicht mehr sehr hohen Level. Und diese Defizite werden in wackligeren Umständen umso deutlicher.

Man könnte hier für andere Quarterbacks noch argumentieren. Den Josh-Allen-Punkt hatte ich gerade schon angesprochen, er ist am ehesten zwischen den beiden Tiers unterwegs. Kann Jalen Hurts seine Entwicklung als Passer so fortsetzen, dass er an diesem Tier kratzt? Im Moment ist er für mich noch klar in der zweiten Gruppe.

Dafür gibt es mit Joe Burrow schon jetzt einen "Aufsteiger".

2. Joe Burrow, Cincinnati Bengals

Ranking nach Week 10: Platz 9.

Die Bengals-Offense hatte einen ziemlich holprigen Start in die Saison. Das hatte schematische Gründe, aber es lag auch an Burrow selbst. Etwa nach dem ersten Saisondrittel wurde der Schalter umgelegt: Cincinnati wurde schematisch vielseitiger - und Burrow spielt seit etwa der Saisonmitte auf einem extrem hohen Level. Wahnsinnig diszipliniert in der Pocket, im Timing des Plays, mit einer hohen Effizienz, mit hoher Accuracy, und gleichzeitig noch mit den Shot Plays, wann auch immer sich diese ergeben. Burrow spielt derzeit in meinen Augen seinen besten Football, seit er in der NFL ist, und deshalb verdient er sich den Sprung in dieses Tier.

1. Patrick Mahomes, Kansas City Chiefs

Ranking nach Week 10: Platz 1.

Hier ändert sich nichts. Kein Quarterback spielt so spektakulär und gleichzeitig so effizient, so kreativ und gleichzeitig so diszipliniert innerhalb der Play-Struktur. Diese Saison, nach dem Verlust von Tyreek Hill, unterstreicht, dass es kein wirkliches Rezept gegen Mahomes gibt, und deshalb ist er sowohl der beste Quarterback in der NFL als auch - für mich jedenfalls - der MVP-Favorit.

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