Es deutete sich schon am 27. Juni 2013 an, dass dies kein gewöhnlicher Draft werden würde. Nerlens Noel galt lange als heißester Kandidat für den Top-Pick, doch der Center verletzte sich in der Saison so schwer, dass seine Chancen schwanden. Die Cleveland Cavaliers zogen an Eins - und trafen eine Entscheidung für die Ewigkeit.
Hier zunächst einmal das damalige echte Draftboard in der Lottery und im Anschluss, welche Reihenfolge richtig gewesen wäre.
NBA Draft 2013: So sah das Board aus
Pick | Team | Spieler |
1 | Cleveland Cavaliers | Anthony Bennett |
2 | Orlando Magic | Victor Oladipo |
3 | Washington Wizards | Otto Porter Jr. |
4 | Charlotte Bobcats | Cody Zeller |
5 | Phoenix Suns | Alex Len |
6 | New Orleans Pelicans (nach Philadelphia getradet) | Nerlens Noel |
7 | Sacramento Kings | Ben McLemore |
8 | Detroit Pistons | Kentavious Caldwell-Pope |
9 | Minnesota Timberwolves (nach Utah getradet) | Trey Burke |
10 | Portland Trail Blazers | C.J. McCollum |
11 | Philadelphia 76ers | Michael Carter-Williams |
12 | Oklahoma City Thunder | Steven Adams |
13 | Dallas Mavericks (nach Boston getradet) | Kelly Olynyk |
14 | Utah Jazz (nach Minnesota getradet) | Shabazz Muhammad |
Pick 1: CLEVELAND CAVALIERS - GIANNIS ANTETOKOUNMPO (Gezogen: 15)
Ursprünglicher Pick: Anthony Bennett
Überraschung! Die Cavs sehen Anthony Bennett doch nicht als ihren Power Forward der Zukunft an und schnappen sich stattdessen einen jungen Griechen. In unserem Fall haben die Cavs das pixelige Tape von Antetokounmpo in die Finger bekommen und sind vom unbekannten 18-Jährigen komplett begeistert.
Kyrie Irving, Dion Waiters und Giannis - das ist der Kern der Cavs in der Saison 2013/14. Und wie wir bereits wissen: Ein gewisser LeBron James plant bereits seine Rückkehr nach Ohio. Die Golden State Warriors werden sich warm anziehen müssen.
Pick 2: ORLANDO MAGIC - RUDY GOBERT (27)
Ursprünglicher Pick: Victor Oladopo
Die Magic befinden sich nach dem Dwightmare im vollem Rebuild-Modus und ignorieren einfach, dass sie mit Nikola Vucevic bereits einen jungen, talentierten Center haben. Stattdessen soll Gobert als neuer Fünfer der Zukunft aufgebaut werden. Dessen Laufstil verwundert zwar einige Scouts, doch der Franzose ist riesig und kann seine Füße gut bewegen. Wir finden: Der könnte einer der besten Verteidiger seiner Zeit werden.
Der Oladipo-Pick war rückblickend nicht schlecht, allerdings war der spätere All-Star nicht der erhoffte Spielmacher. Erst bei seiner dritten Station in Indiana fand "Dipo" seinen sicheren Hafen, bevor ihn schwere Verletzungen weit zurückwarfen.
Pick 3: WASHINGTON WIZARDS - C.J. MCCOLLUM (10)
Ursprünglicher Pick: Otto Porter Jr.
Dass Porter Jr. nach Washington gehen würde, war keine große Überraschung. Dieser Pick deutete sich schon Wochen zuvor an. Und es ergab auch Sinn, schließlich stand der Backcourt mit John Wall und Bradley Beal bereits. Porter Jr. passte solide, war aber letztlich nur ein guter Rollenspieler.
McCollum passt zwar nur bedingt, doch McCollum brauchte eh etwas Zeit, um sich in der NBA zu etablieren. Als Sixth Man würde er den Wizards sicherlich helfen und Wall sollte in den kommenden Jahren ohnehin einige Verletzungsprobleme bekommen. Gleiches galt auch für Beal. Es hätte also genug Minuten für McCollum geben können.
Pick 4: CHARLOTTE BOBCATS - VICTOR OLADIPO (2)
Ursprünglicher Pick: Cody Zeller
Ein klassischer Michael-Jordan-Pick. Zeller hatte eine gute Karriere auf dem College und galt als "Winning Player". Dennoch gab es Fragezeichen, ob Zeller auch in der NBA überzeugen würde und diese waren angebracht. Zeller war immer wieder verletzt und machte in acht Jahren für die Bobcats/Hornets nur knapp 470 Partien.
Zeller war also nicht der Homerun für ein Team im Rebuild. In unserem Re-Draft ist dafür Ex-Teamkollege Oladipo noch zu haben, der neben Kemba Walker ganz gut in den Backcourt passen sollte. Für die Bobcats startete damals Gerald Henderson, ein solider Shooting Guard - mehr aber auch nicht.
Pick 5: PHOENIX SUNS - STEVEN ADAMS (12)
Ursprünglicher Pick: Alex Len
Ein Grund für die jahrelange Schwächephase der Suns war das schlechte Abschneiden im Draft, Len ist dafür das beste Beispiel, zu nennen wären auch Lottery Picks wie Kendall Marshall, Dragan Bender oder Marquese Chriss. Und trotzdem kratzten die Suns trotz Len - der kaum spielte - im Jahr darauf an den Playoffs.
Das gelang vor allem mit Five-Out-Basketball (Channing Frye!!) um die starken Guards Goran Dragic und Eric Bledsoe. Steven Adams hätte dazu aber sicherlich besser gepasst als Miles Plumlee. Der älteste Plumlee-Bruder durfte auch starten, weil Len schlichtweg nicht gut genug war.
Pick 6: NEW ORLEANS HORNETS (nach Philadelphia getradet) - OTTO PORTER JR. (3)
Ursprünglicher Pick: Nerlens Noel
Es war der Abend, als der "Process" begann. Jrue Holiday wurde für Picks nach New Orleans getradet, im Gegenzug nahmen die Sixers einen Center, bei welchem klar war, dass er in der Saison kaum bis gar nicht wegen eines Kreuzbandrisses spielen würde. Die Jahre darauf pickte Philly auch noch Joel Embiid sowie Jahlil Okafor hoch in der Lottery.
Rückblickend half der Noel-Pick dabei, dass Philadelphia wieder so schlecht war, um Embiid zu bekommen, doch aus rein sportlicher Sicht wäre Otto Porter wohl die beste Wahl gewesen. Ums Gewinnen ging es in der Stadt der Brüderlichen Liebe aber damals nicht. Lang lebe Sam Hinkie!
Pick 7: SACRAMENTO KINGS - KENTAVIOUS CALDWELL-POPE (8)
Ursprünglicher Pick: Ben McLemore
McLemore wurde lange ebenfalls als möglicher Top-Pick gehandelt, bei March Madness war er jedoch absolut unsichtbar und fiel. Sacramento griff zu - und damit mal wieder daneben. Der Wurf war zwar wunderschön, fiel jedoch zu selten und viel mehr konnte McLemore nicht anbieten. Der Guard hatte einige gute Phasen, inzwischen ist er jedoch ohne Team.
Die bessere Wahl wäre hier Kentavious Caldwell-Pope gewesen, der sich über die Jahre zu einem guten 3-and-D-Rollenspieler entwickelt hat. Sein Spiel hat zwar immer Höhen und Tiefen, doch wie wertvoll er sein kann, zeigte er nicht zuletzt in den NBA Finals 2020, als er für die Los Angeles Lakers wichtige Minuten abriss und Big Plays lieferte.
Pick 8: DETROIT PISTONS - ROBERT COVINGTON (undrafted)
Ursprünglicher Pick: Kentavious Caldwell-Pope
Detroit machte mit dem KCP-Pick vieles richtig, auch wenn sie sich nach vier Jahren nicht auf eine Verlängerung des Vertrags einigen konnten. Caldwell-Pope war kein Star, aber eben verlässlich und verpasste kaum ein Spiel.
In unserem Szenario ist KCP jedoch vom Board, stattdessen entscheiden sich die Pistons in Covington für einen Flügelspieler, der in der Realität überhaupt keine Beachtung erhielt. Covington ist einer der besten Help Defender der vergangenen Jahre und kann wie KCP an guten Tagen richtig heiß laufen. Es ist immer noch unverständlich, wie RoCo so unter dem Radar fliegen konnte.
Pick 9: MINNESOTA TIMBERWOLVES (nach Utah getradet) - DENNIS SCHRÖDER (17)
Ursprünglicher Pick: Trey Burke
Nach dem Trade von Deron Williams vor knapp zwei Jahren waren die Jazz auf der Suche nach einem neuen Spielmacher und hatten diesen in NCAA-Champion Burke ausgemacht. Der floppte und hatte nach Umwegen über die G-League nur in New York und Dallas ein paar gute Monate.
Der beste verbleibende Point Guard? Dennis Schröder. Der Braunschweiger brauchte zwar ein, zwei Jahre Anlaufzeit, doch diese hätte er in Salt Lake City wohl bekommen. Mit Gordon Hayward hatten die Jazz zudem einen spielintelligenten Flügelspieler in ihren Reihen, der Schröder beim Spielvortrag entlastet hätte.
Pick 10: PORTLAND TRAIL BLAZERS - REGGIE BULLOCK (25)
Ursprünglicher Pick: C.J. McCollum
Einer der Verlierer dieses Re-Drafts sind die Blazers, die mit McCollum einen echten Coup landeten. McCollum kam zwar zunächst an Wesley Matthews nicht vorbei, explodierte aber nach dessen Abgang an der Seite von Damian Lillard. Portland war aber auch nicht das klassische Lottery Team, denn mit Lillard und LaMarcus Aldridge waren zwei Stars schon da.
Deswegen fällt hier die Wahl auf Reggie Bullock, der hinter der starken Starting Five aus Lillard, Matthews, Nicolas Batum, Aldridge sowie Robin Lopez wichtige Minuten auf dem Flügel übernehmen kann. Und wie wir wissen: Die Flügelpositionen sollten Portland nach dem Batum-Abgang Probleme bereiten. Bullock hätte da als 3-and-D-Spieler Abhilfe schaffen können.
Pick 11: PHILADELPHIA 76ERS - KELLY OLYNYK (13)
Ursprünglicher Pick: Michael Carter-Williams
Die Sixers zogen an Elf mit Carter-Williams den Rookie of the Year, der aber in unserem Ranking keinerlei Beachtung findet. Warum? MCW legte für ein katastrophales Team leere Zahlen auf und blieb stets den Beweis schuldig, dass er als Spielmacher sein Team besser machen konnte. Das große Problem war der Wurf, später kamen Verletzungen dazu.
Nach Otto Porter Jr. holen die Sixers stattdessen mit Kelly Olynyk einen weiteren intelligenten Spieler in den Kader. Der Kanadier wird zwar Lehrgeld als Big Man zahlen, doch so werden die Sixers weiterhin ein Lottery Team bleiben und im kommenden Jahr wieder hoch ziehen.
Pick 12: OKLAHOMA CITY THUNDER - MASON PLUMLEE (22)
Ursprünglicher Pick: Steven Adams
OKC hatte diesen Pick im Harden-Trade aus Houston erhalten und zog damit immerhin den Center für die kommenden Jahre. Adams war eine gute Wahl und sollte vor allem mit Russell Westbrook eine gute Chemie entwickeln. Auch in der epischen Serie gegen die Warriors 2016 spielte der Kiwi eine gute Rolle und wurde dafür fürstlich entlohnt.
Da Adams aber nicht mehr zu haben ist, versuchen es die Thunder mit einem Plumlee. Immerhin ist er der beste der Brüder und bei allem Spott für dessen "Freiwurf-Künste" ist Plumlee ein solider Big Man, der 20 bis 25 Minuten pro Abend spielen kann. Womöglich wären die Thunder so auch eher auf den Trichter gekommen, Serge Ibaka häufiger auf der Fünf einzusetzen. Oder Kendrick Perkins hätte wieder mehr spielen dürfen. Es wäre wohl auf Option zwei hinausgelaufen.
Pick 13: DALLAS MAVERICKS (nach Boston getradet) - SETH CURRY (undrafted)
Ursprünglicher Pick: Kelly Olynyk
Olynyk entwickelte sich in Boston über die Jahre zu einer Art Publikumsliebling, vor allem wegen dessen Vorstellung in Spiel 7 der Conference Semifinals gegen Washington. Danach ging es für den Kanadier anderswo weiter, als spielstarker Big sind seine Dienste aber weiterhin gefragt.
Die Celtics haben derweil die Ära nach Paul Pierce, Ray Allen und Kevin Garnett eingeleitet und picken deswegen nicht nach Fit, sondern Best Player Available. Und das ist in diesem Fall Curry, der auch heute noch gemessen an der Dreierquote einer der besten Schützen aller Zeiten ist. Und wie wir wissen, kann man gar nicht genug Shooting auf dem Feld haben.
Pick 14: UTAH JAZZ (nach Minnesota getradet) - TIM HARDAWAY JR. (24)
Ursprünglicher Pick: Shabazz Muhammad
Dieser Wolves-Jazz-Trade war für beide Teams ein Griff ins Klo, denn auch Minnesota hatte mit Muhammad kein Glück. Der Forward konnte sich nie durchsetzen und war nach 278 Partien in fünf Jahren schnell wieder raus aus der NBA. In Jahr zwei legte Muhammad mal 13,5 Punkte pro Partie auf, das war es dann aber auch schon.
Mit Tim Hardaway ist zumindest noch ein solider Rotationsspieler zu haben. Hardaway fehlte es über seine Karriere zwar an Konstanz, doch für 20 Punkte war er stets gut. Als Floor Spacer hat er seinen Wert und in einem Wolves-Team, in welchen es an allen Ecken und Ende fehlte, hätte er sich ordentlich austoben können.