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NBA - Kristaps Porzingis wiedererstarkt bei den Washington Wizards: Aus dem Schatten des Maestros

Von Robert Arndt
Kristaps Porzingis spielt eine gute Saison für die Washington Wizards.
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Die Washington Wizards haben zwar drei Spiele in Folge verloren, sind aber dennoch eine positive Überraschung in der bisherigen Saison. Vor allem defensiv überzeugt das Team aus der Hauptstadt - dank des wiedererstarkten Kristaps Porzingis.

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Mittelmaß ist das, womit man die Washington Wizards in den vergangenen Jahren in Verbindung brachte. Streng genommen ist das auch in dieser Saison so, stehen die Hauptstädter doch bei einer Bilanz von 10-9. Und doch machen die ersten Spiele der Wizards Mut, dass in dieser Saison zumindest eine Playoff-Teilnahme drin ist.

Das liegt vor allem an Kristaps Porzingis, der abseits des Rampenlichts bisher eine richtig gute Spielzeit absolviert. Während sich in Dallas alles um den Fit mit Luka Doncic drehte, ist die Dynamik in Washington eine andere.

Kristaps Porzingis räumt in der Zone ordentlich auf.
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Kristaps Porzingis: Am Ring wie Brook Lopez

Über Jahre stellten die Wizards eine unterdurchschnittliche bis unterirdische Defense. Der Saisonstart im Vorjahr war eine Ausnahme, dabei profitierte das Team von Coach Wes Unseld Jr. vom kalten Shooting der Gegner. Bis zur heftigen Watschn in Boston (130 Zähler kassiert) stellten die Wizards eine Top-10-Defense, diesmal aber mit deutlich besseren Indikatoren dafür, dass dies auch über 82 Partien zu konservieren ist.

Wichtigster Faktor dabei ist Porzingis, der verletzungsfrei durch die Offseason kam und entsprechend gut aussieht. Der Lette spielt in Washington endlich ausschließlich auf der Center-Position und kann so seine größten Stärken ausspielen. Der frühere All-Star verteidigt nur noch selten am Perimeter, stattdessen wird Porzingis vor allem am Ring geparkt, wo er mit seiner Länge für jeden ein Problem darstellt.

In direkter Korbnähe lässt der Center nur 51 Prozent zu, das ist ein absolut elitärer Wert und wird in dieser Saison nur von Ivica Zubac übertroffen. Ähnliche Werte wie Porzingis legt übrigens Brook Lopez von den Milwaukee Bucks auf, welchen viele als möglichen Anwärter auf den besten Verteidiger des Jahres sehen. "Die Coaches stellen mich meist gegen Spieler, die keine guten Shooter sind, sodass ich etwas absinken kann", erklärte Porzingis kürzlich die Strategie der Wizards.

Was ebenfalls hilft, ist der Umstand, dass Washington nun über deutlich mehr defensive Kompetenz verfügt. Mit Kyle Kuzma und dem stark verbesserten Deni Avdija haben die Wizards mehr als kompetente Flügel-Defense und auch Monté Morris ist im Vergleich zu den Vorjahren ein Upgrade auf Point Guard.

Die Folge ist, dass die Wizards laut Cleaning the Glass die fünftwenigsten Versuche am Ring zulassen und die Gegner vor allem auf Floater und Mitteldistanzwürfe zurückgreifen. Genau das wollen die Wizards und so lässt sich auch ihre gute Defense erklären, obwohl die Gegner überdurchschnittlich gut von Downtown treffen (37 Prozent).

Das Post-Up ist weiter Bestandteil von Porzingis' Offense.
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Kristaps Porzingis: Der Wurf fällt wieder besser

Der offensive Shot Mix bleibt dagegen ausbaufähig. Hinter der Steinzeit-Offense der Hawks und den Phoenix Suns sind die Wizards in dieser Saison "Team Midrange", wobei sich das in den vergangenen Spielen schon etwas gebessert hat. Das ist gewissermaßen dem Personal geschuldet, weil eben in Bradley Beal, Porzingis, Kuzma, Morris oder Will Barton so viele solide Schützen im Kader stehen, die von Downtown eher streaky sind.

Das gilt auch für Porzingis, der in dieser Saison immer mal wieder bei 35 Prozent Erfolgsquote von draußen steht, nachdem man in Dallas fast verzweifelte, als das Einhorn über Wochen kaum einen Blumentopf traf. An seinem Spiel hat sich dabei nichts grundlegend verändert, auch in Washington bekommt der Lette seine Postups (es sind aber weniger geworden). Der Gegner kann damit weiterhin leben, es bleibt aber auch ein Play, welches Porzingis gerne läuft und sich damit wohl fühlt.

"Ich glaube, das ist der richtige Ort für mich", mutmaßte Porzingis nach einem Sieg gegen Memphis, nachdem man daheim drei Teams aus dem Westen in Serie geschlagen hatte. "Wir machen füreinander Plays, helfen uns gegenseitig. Es sind die kleinen Dinge, die man nicht sofort sieht, uns aber dabei helfen, dass wir erfolgreich sind."

Kristaps Porzingis: Seine Statistiken 2022/23

SpieleMINPTSFG%3P%REBASTBLK
1932,020,345,935,58,52,61,5
30-wizards
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Kristaps Porzingis: Der X-Faktor für Washington

Doch was ist "erfolgreich" für die Wizards? Durch die Supermax-Verlängerung von Beal hat man sich dem Status quo verschrieben - einem durchschnittlichen Team, welches im Idealfall vielleicht mal die Playoffs erreichen kann. Der Shooting Guard hat etwas Verantwortung abgegeben, spielt dafür aber die effizienteste Saison seiner Karriere.

Es ist nicht mehr die One-Man-Show der vergangenen Jahre, die Wizards haben verschiedene Optionen, um zu scoren, auch wenn mit Ausnahme von Corey Kispert ein echter Schütze von draußen fehlt. Kurzum: Dieses Team ist besser als in den Vorjahren, allerdings ist auch das Niveau der Eastern Conference in den letzten Spielzeiten massiv gestiegen, was den Fortschritt der Hauptstädter etwas überdeckt.

Der X-Faktor für Washington bleibt aber Porzingis. Seine Defense in den ersten Wochen war stark und im Prinzip das, was man sich in D.C. erhofft hatte. Würde der Lette in einem großen Markt spielen, würde vermutlich schon die All-Star-Trommelei loslegen. Porzingis ist aktuell Washingtons bester Spieler, hat aber trotzdem noch jede Menge Luft nach oben.

Sein Wurf hat sich zwar stabilisiert, doch von dessen Sternstunden in der Bubble von Orlando, als das Einhorn alle Lichter ausschoss, bevor er sich den Meniskus riss, ist er noch weit entfernt. Ob er dieses Niveau jemals wieder erreicht, bleibt anzuzweifeln, doch wenn der Lette nur verletzungsfrei bleibt, ist Washington enorm geholfen und man ist womöglich sogar ein Kandidat für einen direkten Playoff-Platz, wenn die Konkurrenz mit den Ausnahmen Boston und Milwaukee (eigene Liga!) weiterhin Konstanz vermissen lässt.

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