Ellyes Skhiri vom 1. FC Köln heiß begehrt: Der defensivste Torjäger des Jahres

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Kein Spieler in der Bundesliga hat 2023 mehr Tore geschossen als Ellyes Skhiri vom 1. FC Köln. Dabei ist der 27-Jährige defensiver Mittelfeldspieler. Der Tunesier wird den Effzeh mit hoher Wahrscheinlichkeit verlassen - weil er längst zu den besten Spielern der Liga gehört.

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Manuel Neuer hat für sein Aufsehen erregendes Interview nicht nur einiges an Kritik einstecken müssen. Zahlreich war auch die Meinung vertreten, dass es in Zeiten hohler Phrasendrescherei von Fußballprofis eine wahre Wohltat war, den Kapitän des FC Bayern München frei Schnauze reden zu lesen.

Ähnlich offen spricht auch Ellyes Skhiri. Bei ihm geht es jedoch nicht um beißende Kritik an seinem Arbeitgeber 1. FC Köln, sondern um seine dortige Zukunft. Nach vier Jahren beim Effzeh läuft Skhiris Vertrag am Saisonende aus und es braucht angesichts der Aussagen des Tunesiers extrem viel Phantasie, um daran zu glauben, dass er seine Laufbahn in Köln fortsetzen wird.

"Ich will natürlich international spielen", sagte Skhiri beispielsweise und allein dieser Satz reicht beim Blick auf die Bundesligatabelle aus, um zu wissen, dass die Chancen der Kölner recht gering sein werden. Den Verein hat der 27-Jährige ohnehin schon informiert: "Sie kennen meine Ambitionen, meinen Willen, mich weiterzuentwickeln und vielleicht etwas Neues zu probieren. Ich kann nicht sagen, dass es vorbei ist. Aber mein Wunsch ist es, etwas Neues zu probieren und neue Ziele zu erreichen."

Im Winter habe er nach Gesprächen mit dem dortigen Trainer und Sportdirektor ein spätes Angebot von Olympique Lyon abgelehnt, verriet Skhiri zudem. Das kolportierte Interesse von Eintracht Frankfurt, die Hessen schoss Skhiri am Wochenende mit zwei Toren und einer Glanzleistung im Alleingang ab, nahm er zur Kenntnis und bezeichnete die SGE als "gutes Projekt", das durchaus für ihn in Frage kommen könnte - denn ein Wechsel innerhalb der Bundesliga ist für Skhiri vorstellbar.

Die Präsenz von Ellyes Skhiri im Kölner Mittelfeld wird in der Grafik seiner Ballaktionszonen deutlich.
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Ellyes Skhiri vom 1. FC Köln: Der beste Torschütze des Jahres

Er hoffe nun darauf, dass sich sportlich wie finanziell potente Vereine bei ihm melden und es "ein wenig anders sein wird als in den letzten Jahren". Denn da war es so: "Ich hatte nicht das Interesse von Vereinen, die meinen Ambitionen entsprachen. Der Fußball verändert sich, es gibt immer mehr Spieler, deren Verträge auslaufen, so dass die Konkurrenz auf dem Markt groß ist, aber ich lasse mich nicht davon abhalten, von großen Dingen zu träumen."

Vollkommen zu Recht, denn Skhiris Chancen, im Sommer zu einem für ihn passenden Klub zu wechseln, stehen ausgezeichnet. Und das nicht nur, weil "Flaco", wie er genannt wird, im Jahr 2023 bislang unglaublich aufgedreht hat.

Fünf Tore hat er geschossen, seit die Bundesliga wieder den Betrieb aufnahm - niemand traf häufiger. Doch Skhiri ist, für alle, die es noch nicht wissen, defensiver Mittelfeldspieler. Zum Vergleich: Nur die Angreifer Wissam Ben Yedder (AS Monaco), Victor Osimhen (SSC Neapel) und Marcus Rashford (ManUnited) haben 2023 eine bessere Bilanz zu bieten. Robert Lewandowski liegt dagegen vier Treffer hinter dem Kölner...

Ellyes Skhiri feiert seinen Treffer zum Kölner 2:0 gegen Eintracht Frankfurt.
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Ellyes Skhiri spielt seine beste Saison beim 1. FC Köln

"Ellyes ist einer, der in der Lage ist, das Tempo zu gehen - in beide Richtungen. Er beeinflusst das Spiel. Er ist immer anspielbar. Er macht viel richtig und so gut wie keine Fehler", sagte FC-Trainer Steffen Baumgart über seinen Sechser.

Für sechs Millionen kam Skhiri 2019 von HSC Montpellier an den Rhein, mittlerweile ist sein Marktwert mindestens doppelt so hoch. Seitdem hat sich der 52-malige tunesische Nationalspieler stetig verbessert. Aktuell spielt Skhiri in vielen für einen zentralen Mittelfeldspieler entscheidenden Statistiken seine beste Bundesligasaison.

Ellyes Skhiri hält Kölns Zentrum zusammen, dort erobert er den Ballbesitz und lenkt das Spiel.
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  • In keiner seiner drei vorherigen Bundesliga-Spielzeiten hatte Skhiri pro 90 Minuten so viele Ballaktionen (66) und spielte so viele Pässe (50) wie derzeit. Auch seine Passquote ist über die Jahre angestiegen und liegt momentan bei 88 Prozent.
  • Die verbesserte Passquote ist bei Skhiri kein Indiz, dass er immer den leichten Pass sucht. 22 Prozent seiner Pässe in dieser Saison enden im Angriffsdrittel - Höchstwert für ihn in der Bundesliga.
  • Nicht nur im Spiel mit dem Ball hat sich Skhiri verbessert - er eroberte in keinem seiner ersten drei Bundesliga-Jahre so oft den Ballbesitz pro 90 Minuten wie in dieser Saison (8,2-mal). Nur Leverkusens Edmond Tapsoba (167) und Bayerns Joshua Kimmich (162) eroberten öfter den Ball als Skhiri (153).
  • Mitentscheidend dafür: seine Zweikampfquote. Skhiri gewann in dieser Saison 58 Prozent aller Zweikämpfe. Nur in der Vorsaison war der Wert ebenso so hoch, nie höher.
  • Skhiris 36 abgefangene Pässe überbieten in der Bundesliga nur die Innenverteidiger Marco Friedl (39), Ozan Kabak, Maya Yoshida (je 38) und Konstantinos Mavropanos (37). Unter den zentralen Mittelfeldspielern ist Skhiri Liga-Primus.
  • Mit 12,3 Kilometern und 18 Sprints pro 90 Minuten läuft und sprintet Skhiri so wenig wie in keiner seiner vorherigen Saisons. Mit insgesamt 230,3 Kilometern ist er dennoch der laufstärkste Spieler der Liga.

Ellyes Skhiri: Frankfurt und BVB sind interessiert

Diese Aufzählung unterstreicht eindrucksvoll, welch ein Verlust Skhiris Abgang für Köln sein wird - und wie groß der Gewinn des Klubs ist, der ihn sich angelt. Es ist anzunehmen, dass Skhiri große Auswahl haben wird.

Neben zahlreichen Vereinen aus dem Ausland zählt auch Borussia Dortmund zu den Interessenten. Beim BVB könnte ein Wechsel von Jude Bellingham einen Kaderplatz freimachen. Skhiri brächte mit seiner Zuverlässigkeit, der Willens- und Laufstärke sowie der Aggressivität jedenfalls exakt die Tugenden mit, die Sportdirektor Sebastian Kehl bei der Zusammenstellung der Mannschaft akzentuieren möchte.

Die Gerüchte um einen Wechsel nach Frankfurt dagegen speisen sich neben Skhiris Leistungen auch durch die vermutlichen Abgänge von Daichi Kamada und Djibril Sow. Es wird in jedem Fall ein interessantes Rennen um den Transfers des defensivsten Torjäger des Jahres. Der Ruf von Kölns Stadionsprecher Michael Trippel, der bei der Durchsage nach Skhiris Treffer zum 3:0 gegen die Eintracht den Zusatz "Er, der nach Köln gehört" ins Mikrofon sprach, wird sehr wahrscheinlich unerhört bleiben.

Ellyes Skhiri: Vergleich mit allen BL-Mittelfeldspielern mit mind. 1000 Spielminuten

KategorieSkhiriLiga-RangBestwert
Spielminuten168761773 (Anthony Losilla)
Ballaktionen pro 90 Min.6610103 (Joshua Kimmich)
Pässe pro 90 Min.50881 (Joshua Kimmich)
Passquote88%390% (Joshua Kimmich)
Zweikampfquote58%463% (Julian Weigl)
Balleroberungen pro 90 Min.8,259,2 (Edimilson Fernandes)
Laufdistanz pro 90 Min. (km)12,3412,4 (Eric Martel)