WM-Träume nach Viertelfinaleinzug: Handballer wollen "etwas um den Hals haben"

SID
Kapitän Johannes Golla (l.) und Trainer Alfred Gislason beim deutschen Sieg gegen die Niederlande.
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Deutschlands Handballer stehen vorzeitig im WM-Viertelfinale und träumen von einer Medaille. Das abschließende Hauptrundenspiel gegen Norwegen soll als perfektes Training dienen.

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"Kryptonit" Spanien oder Olympiasieger Frankreich? Mit dem Viertelfinal-Ticket in der Tasche dachten Deutschlands Handballer ausnahmsweise mal einen Schritt weiter. "Das ist wie Pest oder Cholera", sagte Linksaußen Rune Dahmke mit Blick auf die bevorstehende K.o.-Runde.

Zwar steht in der abschließenden Hauptrundenpartie gegen Turniermitfavorit Norwegen am Montag (20.30 Uhr/ARD) noch ein Finale um den Gruppensieg an. Doch die Gedanken im Lager des Teams von Bundestrainer Alfred Gislason kreisen längst um die nun greifbaren Medaillenspiele.

"Natürlich wird in der Mannschaft bereits über das Viertelfinale gesprochen", berichtete Youngster Julian Köster am Sonntag in Kattowitz. Und Teamoldie Patrick Groetzki formulierte im ZDF forsch: "Der Traum ist natürlich, was um den Hals hängen zu haben. Sonst müssen wir hier nicht weiterspielen."

Handball-WM: Norwegen als Härtetest

Am Mittwoch trifft Deutschland im Viertelfinale in Danzig auf die französischen Rekordweltmeister oder den spanischen Vize-Europameister. Zuvor wartet mit den Norwegern um Starspieler Sander Sagosen aber "ein neuer Gradmesser", wie DHB-Sportvorstand Axel Kromer befand: "Das Spiel wird zeigen, ob wir noch einen Schritt weitergehen können."

Das sieht Andreas Wolff genauso. "Jetzt kommen die richtig harten Gegner", sagte der Torhüter, der beim vorentscheidenden 33:26 (15:12) gegen die Niederlande mit einer Fangquote von 43 (!) Prozent einmal mehr der überragende Mann war. Gislason verspürte "eine große Erleichterung und Freude. Das macht mich sehr stolz. Wie die Jungs gespielt haben, war schon stark."

Bei Gislason, das war unübersehbar, fiel nach dem erreichten WM-Ziel eine riesige Last ab. Die Erwartungen an den Trainerfuchs bei seinem ersten Turnier ohne echte Störgeräusche waren groß gewesen. Doch der Isländer und seine Mannschaft, die sich praktisch immer auf ihren begnadeten Spielmacher Juri Knorr sowie die Torhüter Wolff und Joel Birlehm verlassen kann, hielt dem Druck eindrucksvoll stand.

Medaillenträume erscheinen mittlerweile nicht mehr als Utopie, sondern als realistisches Szenario - wenngleich Deutschland als Außenseiter in das Viertelfinale geht. Das DHB-Team will nach fünf Siegen aus fünf Spielen mehr: "Wir müssen anerkennen, dass ein Viertelfinaleinzug nicht in die Geschichtsbücher eingehen wird", sagte Kromer.

Handball-WM: "Spanien ist unser Kryptonit"

Was nun möglich ist? "Norwegen zu schlagen", entgegnete Gislason trocken. Und dann? "Ich weiß ja nicht einmal, gegen wen wir spielen. Wir werden uns, wie immer, auf den nächsten Gegner konzentrieren. Das tut mir leid für euch, aber das ist bislang gut gelaufen für uns", sagte der 63-Jährige. Er lachte.

Die Partie gegen die mitfavorisierte Skandinavier dient als perfektes Training für die - so oder so - höchst knifflige Aufgabe im Do-or-Die-Spiel. Gislason dürfte Kräfte verteilen - und dennoch auf Sieg spielen. "Derjenige, der das Spiel gewinnt, nimmt eine riesige Portion Selbstbewusstsein ins Viertelfinale mit. Die hätten wir gerne auf unserer Seite", sagte Christoph Steinert. Schon ein Unentschieden würde zum Gruppensieg reichen.

Einen Wunschgegner für das Spiel danach hat Gislason vor seinem ersten K.o.-Spiel als Bundestrainer bei einer WM oder EM nicht. "Frankreich und Spanien sind zwei sehr unterschiedliche Mannschaften, aber gleich gut", sagte er. Auch Wolff mochte sich nicht zu 100 Prozent auf ein Team festlegen. Aber: "Die Franzosen könnten uns eher liegen, weil Spanien unser Kryptonit ist."

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