Handball - DHB-Beben und seine Folgen: Uwe Schwenker statt Bob Hanning der neue starke Mann

SID
Beim DHB haben sich die Machtverhältnisse verschoben.
© getty

Das Trainerbeben hat auch die Machtverhältnisse im deutschen Handball kräftig durcheinandergewirbelt. Bob Hanning hat seinen Rückzug angekündigt - Uwe Schwenker ist der neue starke Mann im DHB.

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Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war: Noch bei der EM diktierte Bob Hanning das Geschehen, zog in seinen ausgefallen Outfits die Blicke auf sich und sprach "seinem" Bundestrainer Christian Prokop eine Jobgarantie aus. Nur wenige Tage später ist Prokops Amtszeit beim DHB Geschichte, und Hanning derart geschwächt, dass er seinen Rückzug ankündigte.

Der neue starke Mann im deutschen Handball heißt Uwe Schwenker - wie Hanning einer von neun Vizepräsidenten im DHB. Schwenker nutzte die Gunst der Stunde: Mit der Verpflichtung seines einstigen Kieler Weggefährten Alfred Gislason, der die DHB-Auswahl als Prokop-Nachfolger in die Olympia-Qualifikation in Berlin (17. bis 19. April) führen soll, trat er selbst aus Hannings Schatten. Nun bestimmt Schwenker und lässt daran auch öffentlich keinen Zweifel.

"Bob war als Motor die treibende Kraft, um den DHB in eine bessere Situation zu bringen", sagte Schwenker im Deutschlandfunk. Heute sind Hannings Dienste und extravaganten Auftritte offensichtlich weniger gefragt. "Wenn eine Sache zu extrem wird, wird sie sicherlich oftmals auch schnell kontraproduktiv", sagte Schwenker: "Das eine oder andere überzieht er sicherlich."

Streitbar war Bob Hanning schon immer

Streitbar war Hanning schon immer, umstritten nur selten - zumindest im eigenen Lager. Denn: Meistens gingen seine Pläne auf, seiner Vision von einem "goldenen Jahrzehnt" für den deutschen Handball folgten die Funktionäre nur zu gern. Die Personalie Prokop stellte sich jedoch als Fehlentscheidung heraus, das Projekt scheiterte vor dem gemeinsamen Ziel, einer Olympiamedaille in Tokio.

Schon während der Europameisterschaft, die trotz des verpassten Halbfinals mit Platz fünf versöhnlich zu Ende ging, erhoben Hannings Kritiker ihre Stimmen. Allen voran 2007er-Weltmeister Christian Schwarzer. Hanning, sagte Schwarzer, lege es "immer so aus, wie er es gerade braucht, das ist seine große Stärke, und damit stellt er die ganze Handball-Welt auf den Kopf."

Nach Prokops Entlassung wurde Schwarzer noch deutlicher. "Eigentlich sollte der gehen, dessen Projekt das war, der das damals initiiert hat, mit Ablösesumme und allen anderen Nebengeräuschen", sagte er dem SID. Gemeint war Bob Hanning, der Prokop aus Leipzig verpflichtet und auch an ihm festgehalten hatte, als die Mannschaft bei der EM 2018 sichtlich überfordert war.

Bob Hanning: "Auch meine Zeit ist endlich"

Schon damals soll Schwenker auf Prokops Ablösung gedrängt haben, allem Anschein nach verlor er jedoch den Machtkampf mit Hanning. Doch heute ist nichts mehr, wie es war im deutschen Handball. Für seinen Auftritt und seine Rechtfertigung im ZDF-Sportstudio am Samstagabend wählte Hanning sogar einen beinahe biederen Anzug in taubenblau. Bald wird er gar nicht mehr im Auftrag des DHB sprechen.

Im kommenden Jahr will sich Hanning nicht mehr zur Wahl stellen. "Alles hat seine Zeit im Leben, auch meine ist endlich, und ich freue mich auch, wenn es ab 2021 andere noch besser machen dürfen", sagte Hanning dem SID. Es klang, als wollte er den Druck an Uwe Schwenker weitergeben.

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