Handball-EM - Christian Schwarzer legt gegen Bob Hanning nach: "Er kann da gar nicht mitreden"

Christian Schwarzer
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Christian Schwarzer hat seine Kritik an DHB-Vizepräsident Bob Hanning untermauert. Vor allem dessen harte Aussage über Daniel Stephan stößt "Blacky" sauer auf.

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Außerdem sprach der Weltmeister von 2007 bei SPOX über Bundestrainer Christian Prokop und das grundsätzliche EM-Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft.

Christian Schwarzer über ...

... den Satz von Bob Hanning über Daniel Stephan ("Jeder disqualifiziert sich, so gut er kann. Und er hat schon eindrucksvoll bewiesen, dass er darin die Goldmedaille verdient hätte"):

"Leider passt das ins Bild, das ich von Hanning habe. Daniel hat seine Meinung geäußert, mehr nicht. Dass sich ein DHB-Vizepräsident hinstellt und sich zu solchen Aussagen gegenüber ehemaligen, verdienten Nationalspielern hinreißen lässt, ist ein Unding."

... seine Kritik an Hanning:

"Seine Art und Weise ist es, sich immer so zu präsentieren, wie es ihm grade passt. Er hat diese ganze Trainer-Diskussion im Endeffekt angestachelt. Hätte er sich hingestellt und gesagt, dass es keine Trainer-Diskussion gibt, wäre das Thema vom Tisch gewesen. Das hat er aber nicht gemacht. Und dann spricht er vor dem Österreich-Spiel von einem Charaktertest. Nach einer Niederlage in einem entscheidenden Spiel gegen Kroatien, in das die Spieler alles investiert und gut gespielt hatten. Von einem Charaktertest kann da höchstens jemand sprechen, der selbst schon einmal in so einer beschissenen Situation war - und nicht ein Offizieller. Wer nie in der Situation war, solche Spiele wie gegen Österreich oder jetzt auch gegen Tschechien spielen zu müssen, kann da meiner Meinung nach gar nicht mitreden."

... das Abschneiden des DHB-Teams bei der EM 2020:

"Vom nackten Ergebnis her ist es okay, um Platz fünf und sechs zu spielen. Das ist - auch wegen der Ausfälle - wahrscheinlich das aktuelle Leistungsvermögen. Die Jungs haben sich gesteigert und nach einer dürftigen Vorrunde eine wirklich sehr ordentliche Hauptrunde gespielt. Ich sehe aber nicht nur dieses Turnier, sondern das Gesamtkonstrukt. Man hatte schließlich immer das Ziel, um Medaillen zu spielen. Und wenn man davon ausgeht, hat man nun zum dritten Mal in Folge dieses Ziel verfehlt."

... die Zielsetzung im Vorfeld der EM:

"Ich tue mir schwer damit, dass sie im Vorfeld beim Ziel Halbfinale geblieben sind. Besser wäre es gewesen, Mannschaft und Trainer zu schützen. Man hätte sagen können, dass man eben Ausfälle hat und diese nicht so kompensiert bekommt. Deshalb müssen wir unsere Ansprüche etwas runterschrauben. Das ist eine Frage der Kommunikation. Man hätte intern das Ziel Halbfinale benennen und nach außen etwas Understatement zeigen können."

... das DHB-Ziel Olympia-Gold:

"Ich habe gehört, dass das Ziel bereits nach unten korrigiert worden ist. Nun spricht man nicht mehr von Gold, sondern wie bei allen Turnieren auch von einer Medaille. Das könnte auch ein Fernziel sein. Nur muss man sich erstmal qualifizieren und kann sich dann Gedanken machen, was das Ziel sein könnte. Spätestens wenn dies nicht klappen sollte, müssten sich einige Beteiligte ohnehin Gedanken machen, wie es dann überhaupt mit dem deutschen Handball weitergehen soll."

... Bundestrainer Christian Prokop:

"Ich will das nicht immer nur am Bundestrainer festmachen. Der Trainer ist in so einer Kette immer das schwächste Glied und versucht auch nur, seine Arbeit bestmöglich zu machen. Für mich sind im Endeffekt die Funktionäre verantwortlich. Sie haben doch die Entscheidung getroffen, einen unerfahrenen Bundestrainer, der keine internationale Reputation und Erfahrung hatte, für eine Ablöse von 500.000 Euro zu holen. Die müssen sich Gedanken machen, ob das alles richtig war."

... die Diskussion, das DHB-Team habe unter Prokop alle entscheidenden Spiele verloren:

"Ich habe gestern im Kretzsche-Talk gehört, dass gesagt wurde, sie hätten ja bei der Heim-WM wichtige Spiele gewonnen. Es gibt für mich einen Unterschied zwischen wichtigen und entscheidenden Spielen. Ein wichtiges Spiel war beispielsweise das Spiel gegen Spanien in der Vorrunde, weil es wichtig gewesen wäre, zwei Punkte mit in die Hauptrunde zu nehmen. Ein entscheidendes Spiel war das gegen Kroatien, weil es dort darum ging, die letzte Chance auf das Halbfinale zu wahren. Bei der Heim-WM waren die entscheidenden Spiele das Halbfinale und das Spiel um Platz drei, als es darum ging, ob man ins Finale kommt oder die Bronzemedaille gewinnt. Beide Spiele gingen verloren. Man muss sich fragen, warum das so ist."

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