BVB-Leihspieler Dzenis Burnic im Interview: "Bei Dembele dachte ich nur: Was geht denn bei dem ab?"

Dzenis Burnic ist aktuell vom BVB an Dynamo Dresden ausgeliehen.
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Das Leihgeschäft mit Dynamo Dresden wurde erst am letzten Tag im Januar 2019 bekannt gegeben. Weshalb - hatte sich das erst am Ende der Transferperiode konkretisiert?

Burnic: Es wurde dann erst verkündet, aber ich war schon ein paar Tage vorher dort und auch beim letzten Spiel zu Gast. Mir lagen damals mehrere Angebote vor, auch aus dem Ausland. Mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich den Schritt nach Dresden gewagt habe. Dazu kommt die Atmosphäre bei Dynamo, die deutschlandweit bekannt ist.

Zum damaligen Zeitpunkt hatten Sie seit einem Jahr keinen Profi-Einsatz mehr absolviert. War das sozusagen ein Problem für manch interessierte Vereine?

Burnic: Das weiß ich nicht. Ich kam ja aber nicht von irgendwo her, sondern vom BVB, wo ich auf sehr hohem Niveau trainiert habe. Ich bin mir meiner Qualität bewusst und mir war klar, dass ich mich in der 2. Liga durchsetzen kann.

Mit wem vom BVB haben Sie heute noch den meisten Kontakt?

Burnic: Vor allem mit Marcel Schmelzer, mit dem ich häufig online Playstation spiele. Aber auch mit Gonzalo Castro, Ömer Toprak oder Nuri Sahin besteht immer wieder Kontakt. Ihnen kann ich auch hin und wieder Fragen stellen oder sie geben mir Tipps.

Burnic spricht über Witsel und Dembele

Und welcher Mit- oder Gegenspieler hat Ihnen am meisten imponiert?

Burnic: Ich habe beim BVB so viele Spieler mit ganz unterschiedlichen Stärken kennengelernt, das waren alles Granaten. Die Ruhe, die Axel Witsel am Ball ausstrahlt, ist schon außergewöhnlich. Bei den Dribblings von Ousmane Dembele dachte ich nur: Was geht denn bei dem ab? (lacht) Als wir mit Dresden im Sommer gegen Paris Saint-Germain gespielt haben, hat mich Marco Verratti schwer beeindruckt. Wenn du ihn im Fernsehen siehst, merkst du natürlich, dass er ziemlich gut ist. Ihn dann aber live vor sich zu haben, ist noch einmal eine ganz andere Liga.

Nicht einmal einen Monat nach Ihrem Wechsel nach Dresden wurde Trainer Maik Walpurgis entlassen. Wie schon beim VfB war also der Coach weg, unter dem Sie gewechselt waren. Was haben Sie gedacht?

Burnic: Trotz der sportlich schwierigen Situation kam es eher unerwartet für mich. Ich habe mich dann aber nicht groß damit beschäftigt, ob es nun unter einem neuen Trainer wieder schwieriger für mich werden könnte. Das hätte mich nur daran gehindert, mich zu konzentrieren und zu zeigen, was ich kann. Ich bin schon mit dem Gefühl nach Dresden gewechselt, mich dort etablieren zu können.

Sie fügten sich letztlich auch gut ein, kamen zu vielen Einsatzminuten und schossen gegen St. Pauli im Vorjahr Ihr erstes Tor als Profi, das gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Klassenerhalt war. Nach einem halben Jahr wurde die Leihe verlängert - und der BVB dehnte Ihren Vertrag bis 2021 aus. Was genau hat die Borussia mit Ihnen vor?

Burnic: Die Perspektive ist bei einem jungen Spieler wie mir immer offen und hängt vor allem von meiner weiteren Entwicklung ab. Das kann man ja vorher nie final absehen, in welche Richtung es gehen wird. Daher wollte der BVB den Dresdnern auch keine Kaufoption zusichern. Nachdem die Zeit bei Dynamo für mich wunderbar lief, wollte ich unbedingt meine dort gezeigten Leistungen bestätigen und weitere Spielpraxis sammeln.

Gab es damals auch Angebote für einen festen Wechsel?

Burnic: Ja, die gab es. Der BVB wäre dafür auch grundsätzlich offen gewesen und wollte mir keine Steine in den Weg legen. Letztlich kam für mich aber eigentlich auch nur Dresden in Frage, weil ich eben schon alles kannte und ja auch nur ein halbes Jahr dort war.

Burnic: BVB? "Ich will meinen Traum nicht aufgeben"

Ihr Leihvertrag mit Dynamo endet nun am 30. Juni. Ob bis dahin die Saison beendet wird, ist in Zeiten von Corona genauso unklar wie die Frage nach Ihrer Zukunft. Wie sehr fühlen Sie sich in der Schwebe?

Burnic: Die Corona-Krise hat definitiv alles verändert und vor allem verkompliziert. Die Situation ist schwierig für mich und natürlich mache ich mir auch Gedanken über meine Zukunft. Allerdings steht außer Frage, dass ich sie auch selbst beeinflussen kann. Wir haben jetzt noch acht Spiele vor der Brust und müssen uns nur darauf konzentrieren. Wir dürfen uns von Corona nicht besiegen lassen.

Insgesamt fünf positiv auf Covid-19 getestete Personen gab es bei der SGD, die nach den erforderlichen Quarantäne-Maßnahmen daher erst am vergangenen Wochenende wieder in die Saison einstieg und neun Spiele in 29 Tagen zu absolvieren hat. Ist das angesichts der abstiegsbedrohten Situation nicht unfair oder gar Wettbewerbsverzerrung?

Burnic: Es ist nicht abzustreiten, dass es für uns sehr schwierig wird. Was mich positiv stimmt, ist die Tatsache, dass sich jeder von uns freut, endlich wieder zu spielen. Wir haben alle Bock auf diesen Endspurt. Ich persönlich allein schon aus dem Grund, dass ich lieber spiele als zu trainieren. (lacht)

Sie sind bereits wie alle anderen Spieler, die der BVB derzeit verliehen hat, auf ominösen Streichlisten der Medien aufgetaucht. Ist der Verein nicht längst auf Sie zugekommen, um zu besprechen, wie es weitergeht?

Burnic: Nein. Es ist während der Corona-Krise gerade bei allen Vereinen so, dass die Gespräche ruhen, weil keiner weiß, wie es wirklich weitergehen wird. Ich muss dahingehend jetzt einfach geduldig bleiben.

Ist es denn noch Ihr Traum, sich beim BVB durchzusetzen?

Burnic: Natürlich ist das mein Traum. Den will ich auch weiterhin leben und ihn nicht aufgeben. Ich werde alles dafür geben, dass es vielleicht in ein paar Jahren damit klappt.

Können Sie ausschließen, bei einem Dresdner Abstieg mit in die 3. Liga zu gehen?

Burnic: Darüber haben wir uns noch nicht unterhalten. Ich kann Ihnen aber sagen, dass ich keine Sekunde an den Abstieg denke.

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