HSV: Marcell Jansen hegt keine Ambitionen auf Vorstandsposten

SID
Bernd Hoffmann (l.) ist nicht mehr Vorstandsboss beim HSV - Marcell Jansen (r.) ist der neue starke Mann.
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Ex-Profi Marcell Jansen legt eine steile Funktionärs-Karriere hin: Mit 34 Jahren ist er neuer Aufsichtsrats-Chef beim HSV. Und muss den Klub nun aus der Krise führen.

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Marcell Jansen, dunkles Hemd, dunkles Sakko, plauderte wie immer schnell und munter drauf los. Doch beim Thema Klaus-Michael Kühne war der neue starke Mann beim Hamburger SV überraschend schmallippig - und sah sich gleich zu einem doppelten Dementi gezwungen.

So sei es "absolut falsch" und "nicht richtig", dass der milliardenschwere Investor bei der Trennung von Klubchef Bernd Hoffmann am Samstag im Hintergrund die Fäden gezogen habe, sagte Jansen bei einer virtuellen Pressekonferenz, das wolle er mal "klarstellen". Vielmehr hätten "Risse" und ein "Vertrauensbruch" im Vorstand zur Freistellung von Hoffmann geführt.

So oder so: Der Zweitligist von der Elbe wird seit dem Wochenende nur noch von dem Duo Frank Wettstein und Jonas Boldt geleitet. Und eine weitere Stimme erhält nun ebenfalls noch mehr Gewicht im Volkspark: Die von Jansen. Seit zwei Jahren sitzt der Ex-Profi schon im Aufsichtsrat, seit einem Jahr ist er Präsident des e.V., nun leitet er das Kontrollgremium. Damit ist "Mighty Marcell" auf dem Papier der mächtigste Mann beim Traditionsklub, und das mit nur 34 Jahren.

Dass er jetzt so mächtig ist, sei vor allem "ein sehr großes mediales Thema", sagte Jansen, der sich vor allem als "Teamplayer" sieht. Und als solcher wird Jansen vermutlich wieder den Kontakt zu Kühne intensivieren.

HSV: Jansen schließt weitere Kühne-Investitionen nicht aus

Hoffmanns erklärtes Ziel war es ja, dass der HSV unabhängiger wird von dem streitbaren 82-Jährigen mit den gut gefüllten Bankkonten. Aber in Zeiten von Corona könne es ja nicht schaden, einen finanziell starken Partner an der Seite zu haben, sagte Jansen, der es nicht kategorisch ausschloss, weitere Anteile an der HSV Fußball AG an den Unternehmer zu veräußern.

Als Präsident sei es seine Aufgabe zu prüfen, was der Verein "als Option alles ausschöpfen" könne. "Wir müssen Szenarien vorbereiten und unsere Hausaufgaben machen", sagte Ex-Profi Jansen, der von 2008 bis 2015 für den HSV gespielt hatte. In Zeiten, in denen noch niemand wisse, wann wieder Fußball gespielt werden könne und damit die TV-Gelder wieder fließen, sei es das Wichtigste, "die Überlebensfähigkeit des HSV zu sichern".

Kühne, der nie einen Hehl daraus gemacht hat, dass er viel von Jansen und Wettstein hält und die jüngsten personellen Entwicklungen beim HSV "begrüßte", hält 20,6 Prozent an der Fußball AG - und will gerne weitere Anteile kaufen. Laut Satzung dürfen derzeit lediglich 24,9 Prozent abgegeben werden. Sollte diese Schranke nach oben verschoben werden, müssten die Mitglieder zustimmen.

Der HSV setzt laut Jansen nun erst einmal weiter auf den Vorstand Wettstein/Boldt, er selber habe keine Ambitionen - wie etwa zuletzt Hoffmann - aus dem Aufsichtsrat auf einen gut dotierten Vorstandsposten zu wechseln. Er sei mit "Leib und Seele" HSV-Präsident, eine Aufgabe, die ihn "komplett erfüllt", mindestens seine laufende Amtsperiode bis 2023 werde er zu Ende bringen. Was aber in "fünf bis zehn Jahren ist", könne er "natürlich nicht sagen", meinte Jansen.

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