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DFB-Team bei der WM - Problemzone Abwehr: Es geht um den Switch und Kimmich

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Abgesehen von der mangelhaften Chancenverwertung war die löchrige Defensive das große Problem bei Deutschlands WM-Auftaktpleite gegen Japan. Was könnte Hansi Flick in Sachen Ausrichtung und Personal ändern? Zwei Überzeugungen des Bundestrainers sind auf dem Prüfstand.

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Um nicht schon nach dem zweiten Spieltag vorzeitig auszuscheiden, muss die deutsche Nationalmannschaft das Spitzenspiel gegen Spanien am Sonntag vermutlich gewinnen. Hier gibt es Details zu möglichen Tabellen-Konstellationen in der deutschen Gruppe E.

DFB-Team: Die Ausrichtung der Abwehr

Obwohl Julian Brandt keine Einsatzminuten gegen Japan bekam, wurde er am Freitag vom DFB gemeinsam mit Kai Havertz zur Pressekonferenz abgestellt - und sprach dabei einige interessante Sätze.

Brandt berichtete von einem Mannschaftstreffen am Donnerstag, bei dem Eindrücke von der Auftaktpleite ausgetauscht worden seien: "Jeder hat ein bisschen ein Gefühl auf dem Platz gehabt, manche haben ein Gefühl auf der Bank gehabt, der Trainer hat sein eigenes Gefühl gehabt." Offensichtlich gab es innerhalb von Mannschaft und Betreuerstab kontroverse Meinungen zum Zustandekommen der Pleite gegen Japan, insbesondere in Bezug auf das Abwehrverhalten.

Bei der Unterredung einigte man sich laut Brandt letztlich darauf, dass es nach den zahlreichen vergebenen Torchancen "gut gewesen wäre, den Switch zu finden. Vielleicht zu sagen: Alles klar, irgendwie verpulvern wir vorne vieles. Vielleicht macht es Sinn, ein bisschen tiefer zu stehen." Erst recht, als die Japaner damit anfingen, "viel mit langen Bällen in die Räume hinter der Kette zu kommen, wie dann am Ende auch das 2:1 passiert ist".

Das DFB-Team hatte auf diese Entwicklungen nicht reagiert, positionierte sich beispielsweise auch bei Japans verhängnisvollem Freistoß wie gewohnt extrem hoch. Niklas Süle hob das Abseits auf, Nico Schlotterbeck verlor das Duell mit Takuma Asano, 1:2, WM-Auftakt verpatzt. Der zu diesem Zeitpunkt schon ausgewechselte Ilkay Gündogan fragte sich anschließend, "ob jemals ein einfacheres Tor erzielt wurde bei einer Weltmeisterschaft".

Die hohe Abwehrkette ist einer der Grundpfeiler von Flicks Spielphilosophie, die ihm mit dem FC Bayern München 2020 immerhin das Triple einbrachte. Bereits in der darauffolgenden Saison durchschauten viele Gegner das Konzept aber und überrumpelten Flicks Mannschaft reihenweise mit weiten Bällen hinter die Viererkette. Am offensichtlichsten und schmerzhaftesten wohl bei der Pleite im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Holstein Kiel.

Damit Flicks mutige Herangehensweise tatsächlich funktioniert, braucht es eine hochklassige und perfekt aufeinander abgestimmte Abwehrreihe. Die steht dem Bundestrainer bei der deutschen Nationalmannschaft aktuell jedoch nicht zur Verfügung. Aus Brandts Aussagen lässt sich schließen, dass Flick seine Philosophie vor dem Schicksalsspiel gegen Spanien überdenken und zumindest situativ etwas anpassen könnte.

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DFB-Team: Das Personal in der Abwehr

Die größte Schwachstelle der deutschen Nationalmannschaft sind fehlende Außenverteidiger von internationalem Niveau. Bei der EM 2021 umging Bundestrainer Joachim Löw dieses Problem, indem er eine Abwehr-Dreierkette aufbot. Erfolg brachte aber auch das nicht, Deutschland scheiterte im Achtelfinale gegen England.

Sein Nachfolger Flick setzte in 16 seiner 17 Länderspiele auf ein 4-2-3-1-System, einzige Ausnahme war das 1:1 gegen England im Juni. Eine Rückkehr zur Dreierkette schloss der Bundestrainer nach dem Japan-Spiel aus: "So weit sind wir noch nicht, dass wir unser System umstellen."

Nach einer über etwa 60 Minuten stabilen Vorstellung leisteten sich vor allem die beiden Verteidiger von Borussia Dortmund Nico Schlotterbeck und Niklas Süle gravierende Fehler. Überraschend hatte Flick beide in die Startelf beordert und den formlosen Alles-Spieler Thilo Kehrer dafür auf die Bank gesetzt. Süle agierte erstmals in seiner Nationalmannschaftskarriere als Rechtsverteidiger.

Sollte Flick seine Abwehr für das Spanien-Spiel personell umbauen, wäre Kehrer wohl der erste Startelf-Kandidat. Wenn er den Posten rechts hinten übernimmt, könnte der zweckentfremdete Süle auf seine angestammte Position in die Innenverteidigung zurückkehren. Ein Kandidat für die Position neben Abwehrchef Antonio Rüdiger wäre auch Matthias Ginter, der bei seiner dritten WM-Teilnahme weiterhin auf den ersten Einsatz wartet.

"Sie können davon ausgehen, dass wir jede Position und Personalie diskutieren", betonte Flick. Damit schloss er explizit auch eine Versetzung von Joshua Kimmich auf die rechte Seite der Viererkette nicht aus. Der Bundestrainer und vor allem Kimmich sehen Kimmich zwar am liebsten im Mittelfeldzentrum, vielleicht wäre er mangels Alternativen in der aktuellen Situation aber auf seiner alten Position rechts hinten am wertvollsten. Im zentralen Mittelfeld könnte Flick dann Ilkay Gündogan und Leon Goretzka aufbieten.

Im Vorfeld des Spanien-Spiels steht also nicht nur Flicks generelle Abwehr-Ausrichtung in Frage, sondern auch seine präferierte Positionierung von Kimmich. Mit ihm als Rechtsverteidiger feierte Flick übrigens seinen größten Triumph: den Champions-League-Sieg mit dem FC Bayern 2020 in Lissabon. Damals sah er sich wegen der Verletzung von Benjamin Pavard zu diesem Schritt gezwungen.

WM 2022: Die aktuelle Tabelle der Gruppe E

RangMannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.
1Spanien11007:073
2Japan11002:113
3Deutschland10011:2-10
4Costa Rica10010:7-70
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