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WM 2022 - Gewerkschaftslob für Katar: Teilweise "westeuropäische Standards"

SID
An Katar scheiden sich weiter die Geister.
© getty

An der Einschätzung der Menschenrechtssituation in Katar vor der bevorstehenden Fußball-WM in dem Emirat (21. November bis 18. Dezember) scheiden sich auch im Lager der Kritiker die Geister. Nur kurz nach den erneuten Vorwürfen von Amnesty International gegen die katarischen Machthaber wegen "schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen" bescheinigte der globale Baugewerkschaftsbund BWI dem Golfstaat ungeachtet fortbestehender Mängel in mehreren Bereich zumindest "beim Arbeits- und Gesundheitsschutz mittlerweile westeuropäischen Standard".

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Der deutsche BWI-Vizepräsident Dietmar Schäfers bezog sich bei seiner Beurteilung in einer Mitteilung seiner in Panama ansässigen Organisation auf Informationen aus erster Hand. "Die Gastarbeiter berichten, dass sich ihre Situation deutlich verbessert hat. Das gilt sowohl für den Arbeitsschutz, aber auch für die Essensversorgung, die Bezahlung und die Standards bei der Unterbringung", erklärte Schäfers.

Die Aussagen über Fortschritte führte Schäfers auf seit 2017 stattfindende Kontrollen des BWI mit dem für die WM-Organisation zuständigen Supreme Committee zurück. "Der Fußball bringt damit am Golf in Sachen Arbeitsschutz, Arbeitssicherheit und Bezahlung einiges ins Rollen", resümierte Schäfers.

Der Arbeitervertreter betonte in dem Zusammenhang allerdings auch ausdrücklich seine Enttäuschung über fehlendes Engagement des Fußball-Weltverbandes FIFA. "Außer vollmundigen Äußerungen von Präsident Gianni Infantino, der kaum eine Gelegenheit auslässt, die Arbeitswelt in Katar zu loben, fehlt es ganz konkret an der Unterstützung der FIFA", kritisierte der Gewerkschafter die einseitige Interessenlage der WM-Veranstalter: Es könne nicht sein, meinte Schäfers, dass sich die FIFA in erster Linie um das Business sorge, nicht aber um die Lage derer, die die Infrastruktur rund um die WM errichten.

Katar: Migrant Workers Center soll eingerichtet werden

Zur Verhinderung von Rückschritten nach dem WM-Turnier strebt Schäfers Organisation nach eigenen Angaben auch mit Unterstützung mehrerer WM-Sponsoren zeitnah die Einrichtung eines "Migrant Workers Center" in Dohas Hauptstadt Katar als Anlauf- und Beschwerdestelle für ausländische Arbeitnehmer an. Laut Schäfer hat das katarische Arbeitsministerium inzwischen auch schon eine entsprechende Absichtserklärung abgegeben.

"Es kommt darauf an", erklärte Schäfers, "dass die Fortschritte über die WM hinaus Bestand haben. Die Beschäftigten brauchen eine gemeinsame Stimme. Dazu kann das Center einen enormen Beitrag leisten."

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