WM

Mexikos Rafael Marquez vor der WM: Der Kaiser von Michoacan vor dem Thronsturz

Von Johannes Wiest
Rafael Marquez nimmt in Russland an seiner fünften WM teil.
© getty

Mit Rafael Marquez beendet nach der WM eine der größten Legenden des mexikanischen Fußballs seine Karriere. Zuletzt bröckelte das Denkmal des Kaisers von Michoacan allerdings.

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Ein Spieler sticht besonders heraus. Nicht, weil er bei den Trainingseinheiten der mexikanischen Nationalmannschaft Instruktionen gibt, als wäre er der Trainer und auch nicht, weil er mit mittlerweile 39 Jahren der älteste Akteur der El Tri ist.

Rafael Marquez im Fokus der US-Behörden

Im Trainingslager in Kopenhagen vor der WM fällt Rafael Marquez in erster Linie dadurch auf, dass er auf seinem Trainingsleibchen als einziger Akteur eines nicht hat: die Aufschrift des Sponsors Coca-Cola.

Es ist eine der Folgen von Vorwürfen, die im August vergangenen Jahres ihren Höhepunkt erreicht hatten. Damals verhängte das Finanzministerium der USA Sanktionen gegen Marquez, weil er in den internationalen Drogenhandel verstrickt gewesen sein soll. Er, der Fußballheld von Mexiko, soll das Flores-Kartell unterstützt und in seinen Firmen Geld aus dem Kokainhandel gewaschen haben.

Zwar stritt Marquez die Vorwürfe ab, aufgeklärt ist bislang allerdings nichts. Aufgrund der anhaltenden Sanktionen darf kein gesetzestreuer US-Bürger und keine dort ansässige Firma mit Rafael Marquez Geschäfte betreiben.

Rafael Marquez: Trainingsklamotten mit der Innenseite nach außen

Aus Angst vor dem Verlust von Sponsoren griff der mexikanische Verband deshalb zu Maßnahmen: Marquez soll keine Ausrüstung mit Sponsorenlogos wie beispielsweise Coca-Cola oder Citibank nutzen und seine Trainingskleidung mit der Innenseite nach außen tragen - damit sich "Rafa Marquez zu hundert Prozent auf das Sportliche konzentrieren kann", teilte der Verband in einer Stellungnahme mit. Der Flug nach Europa wurde absichtlich so gebucht, dass die Mannschaft keinen Zwischenstopp in den USA machen musste.

Die Vorwürfe werfen einen Schatten auf die Karriere von Marquez, die in Russland eigentlich einen würdigen Abschluss bekommen sollte: Durch seine Teilnahme bei der WM 2018 wird der Innenverteidiger nach seinem Landsmann Antonio Carbajal, Lothar Matthäus und Gianluigi Buffon der vierte Profi, der bei fünf Weltmeisterschaften als Spieler dabei ist. Zudem war kein anderer Spieler so oft als Kapitän bei einer WM - in Russland wird Marquez El Tri zum fünften Mal bei dem Turnier anführen.

Rafa Marquez: Debüt wegen falscher Nominierung

Dabei war das Debüt von Marquez für die mexikanische Nationalmannschaft eigentlich nur ein Versehen. Anfang 1997 wollte der damalige Trainer Bora Milutinovic eigentlich Cesar Marquez von Atlas Guadalajara nominieren - und berief stattdessen dessen 17 Jahre alten Teamkollegen Rafael.

Rafa Marquez überzeugte, feierte im Februar 1997 gegen Ecuador sein Debüt und wurde wegen seiner filigranen Spielweise in Anlehnung an Franz Beckenbauer als Kaiser von Michoacan bekannt.

In Europa reifte Marquez nach seiner Zeit in Monaco beim FC Barcelona zum internationalen Topspieler. Dort gewann er zweimal die Champions League, wurde viermal spanischer Meister. Pep Guardiola nannte Marquez "seinen Stellvertreter auf dem Platz", Ronaldinho huldigte ihn als "einen der Besten", Thierry Henry bezeichnete ihn als den "hervorragendsten Verteidiger der letzten fünfzehn Jahre."

Rafael Marquez: Skandalspieler bei den New York Red Bulls

Doch es gibt auch eine andere Seite des Spielers Rafa Marquez. Eine Seite, die er vor allem nach seiner Zeit bei Barcelona ab 2010 offenbarte. Bei den New York Red Bulls wurde der als Fußballmessias hochgepriesene Verteidiger zu einer der größten Fehlinvestitionen der MLS-Geschichte erklärt.

Der Mexikaner war bei den Fans unbeliebt und wurde wiederholt handgreiflich oder ausfallend. Die Hälfte der Partien während seinem Stint in der MLS verpasste er. Mal wurde er vom Klub suspendiert, mal von der Liga, mal war er verletzt, und manchmal war es nicht einmal klar, warum er fehlte.

Für einen Skandal sorgte Marquez, als er nach einer Niederlage seine Teamkollegen angriff. "Ich habe fast keine Fehler gemacht und spiele auf höchstem Niveau. Leider habe ich hier keine anderen Spieler auf meinem Niveau, die mir helfen könnten", sagte Marquez. Nach seiner Zeit bei New York bereute er seine Entscheidung und räumte ein, Barcelona zu früh verlassen zu haben.

Die Karrierestationen von Rafael Marquez

ZeitraumVerein
1996-1999Atlas Guadalajara
1999-2003AS Monaco
2003-2010FC Barcelona
2010-2012New York Red Bulls
2013-2014Club Leon
2014-2015Hellas Verona
2016-2018Atlas Guadalajara

Rafael Marquez: Karriereende nach der WM

Abgesehen von einem kurzen Intermezzo bei Hellas Verona in Italien, ließ Marquez seine Klub-Karriere in seiner Heimat bei Club Leon und schließlich bei seinem Jugendverein Atlas Guadalajara ausklingen.

Dort verkündete er am 19. April sein Karriereende und könnte Medienberichten zufolge im Anschluss an die Weltmeisterschaft sogar Präsident des Klubs werden.

Zuvor will Marquez allerdings seinen WM-Fluch beenden: In jeder Weltmeisterschaft mit seiner Beteiligung scheiterte Mexiko im Achtelfinale - das Viertelfinale erreichte EL Tri zuletzt 1986.

Gruppe F - Der Spielplan

SpieltagDatumAnstoßOrtPaarung
117.06.201817 UhrMoskauDeutschland - Mexiko
118.06.201814 UhrNischni NowgorodSchweden - Südkorea
223.06.201817 UhrRostowSüdkorea - Mexiko
223.06.201820 UhrSotschiDeutschland - Schweden
317.06.201816 UhrJekaterinburgMexiko - Schweden
327.06.201816 UhrKasanSüdkorea - Deutschland
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