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Alvaro Morata wechselte vor der Saison zu Real Madrid
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Vor der Saison 2016/17 wechselte Alvaro Morata von Juventus Turin zurück zu seinem Herzensverein Real Madrid. Im zweiten Versuch will sich der 23-Jährige einen Stammplatz im hochkarätig besetzten Kader der Königlichen ergattern. Doch vor dem Kracher zwischen Italien und Spanien (Do., 20.45 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) steht fest: Das wird kein einfaches Unterfangen, sein Nachfolger bei der Alten Dame kann ein Lied davon singen.

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Immer wieder hört man von Geschichten, die nur der Sport schreibt. Auch wenn das eine Plattitüde ist, kommt das Champions-League-Halbfinale der Saison 2014/15 einer solchen Geschichte schon sehr nahe. Nachdem Juve im Hinspiel Real ein 2:1 abgeknöpft hat, taumelt die Alte Dame im Santiago Bernabeu nach einem CR7-Elfmeter dem Aus entgegen.

Doch dann kommt Alvaro Morata: Die Königlichen klären eine Freistoßflanke nur unzureichend, Vidal macht die Situation wieder scharf. Links im Sechzehner gewinnt Pogba das Kopfballduell und bedient in der Mitte Morata. Der nimmt den Ball mit der Brust an und gleicht per Aufsetzer aus.

Während seine Kollegen ihn unter einer Jubeltraube begraben, verzieht er keine Miene und schickt einen Dank in den Himmel. Mit diesem und einem Treffer im Hinspiel war Morata federführend bei Reals Knockout. Ausgerechnet. Alvaro Morata.

Real-Debüt mit 18 Jahren

Eben jener Morata, der sich einst seine Sporen bei Real Madrid verdiente. Das Eigengewächs, das mit seinen Toren förmlich durch die Jugendabteilungen pflügte, zahlreiche U-Nationalmannschaften durchlief und die Nachwuchsabteilungen Spaniens als Torschützenkönig gleich zweimal zum Europameister-Titel führte.

Mit zarten 18 Jahren debütierte Morata für Real. Während er im Dress der Furia Roja vom Start weg für Furore sorgte, legte er auf der Vereinsebene den Status des Talents bei den Madrilenen nie ab. In den Jahren nach seinem Debüt konnte er sich in der ersten Mannschaft nicht nachhaltig festbeißen und fristete spielzeittechnisch ein schweres Dasein.

Als Juve 2014 die Tür für 20 Millionen Euro öffnete, nahm Morata die Chance auf mehr Spielpraxis wahr. In Turin bekam er von Anfang an das Vertrauen ausgesprochen und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit avancierte er zum Stammspieler. Gemeinsam mit Carlos Tevez bildete er ein torgefährliches Duo, das Juve auf Anhieb bis ins Finale der Königsklasse ballerte.

Viele Interessenten nach der Rückkehr

Morata blühte auf und war wesentlicher Bestandteil von zwei Scudetti, zwei Triumphen im italienischen Pokal und einem Gewinn des italienischen Supercups.

Diese Entwicklung nahm man in Madrid wohlwollend zur Kenntnis und entschied sich vor der Saison, die Rückkaufoption von stolzen 30 Millionen Euro zu ziehen. Es folgte eine der längsten Transfer-Episoden des Sommers, denn finanzstarke Vereine aus der Premier League wollten den Stürmer umgehend auf die Insel weiterverfrachten.

"Chelsea zeigte am meisten Interesse, Trainer Conte hatte mich ja damals auch zu Juventus geholt. Ein sehr gutes Angebot war das diesmal. Ich wäre der teuerste spanische Spieler aller Zeiten gewesen", offenbarte Morata gegenüber der Sport Bild. Um diese Bestmarke zu knacken, hätten die Blues rund 60 Millionen Euro auf den Tisch blättern müssen - so viel ließ sich Chelsea 2011 die Dienste von Fernando Torres kosten.

"Das war meine Chance"

Doch trotz der üppigen Offerten ließ sich Morata nicht bekehren und blieb bei seinem Herzensverein. "Ich war im Urlaub und jeden Tag haben mein Vater und Juanma Lopez (Berater, d. Red.) angerufen, um mir zu sagen, dass am Abend verschiedene Vereine anrufen. Aber Zidane hat mir gesagt, dass ich wichtig sein werde, dass ich viele Partien spielen werde und dass er mich braucht. Das war meine Chance, ich wollte nichts Anderes."

Ein Stammplatz unter Zinedine Zidane wird für Morata allerdings eine Mammutaufgabe. Denn seit seinem Abschied nach Italien hat sich die Lage bei den Königlichen in der Abteilung Attacke nicht grundlegend geändert. Cristiano Ronaldo und Gareth Bale haben auf den Flügeln eine Dauerkarte, Karim Benzema komplettiert den gefürchteten Dreizack BBC.

Benzema als klassischer Zielspieler

Morata startet in dieser Saison den zweiten Versuch seiner Karriere, dem Franzosen den Platz streitig zu machen. Dabei werfen beide unterschiedliche Qualitäten in den Ring. Morata ist ein variabler Neuner, der nicht in typischer Strafraumstürmer-Manier auf die Bälle wartet, sondern auf die Flügel ausweicht. Der 23-Jährige nimmt am Spiel teil und sammelt selbst zahlreiche Ballaktionen.

Benzema hingegen ist ein klassischer Zielspieler, der in vorderster Front bedient wird und instinktiv den Abschluss sucht. In der vergangenen Saison war Benzema deutlich gefährlicher (28 Pflichtspieltore, im Schnitt alle 93 Minuten getroffen) als Morata (12 Tore, im Schnitt alle 197 Minuten getroffen).

Auch wenn diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen sind, da Real insgesamt deutlich mehr Pflichtspieltore (141 zu 96) erzielt hat, zeigen sie: Benzema hat seine Rolle bei Real gefunden. Zudem hat der 28-Jährige bereits einen vergleichbaren Machtkampf mit Gonzalo Higuain bestritten und den Argentinier letztlich vom Hof gejagt.

"Es geht nicht schwerer als in Madrid"

"Ich kann nicht sagen, dass ich mehr Minuten verdiene. Es geht nicht schwerer als in Madrid, sich Minuten zu verdienen", weiß Morata. Bislang kam er in allen zehn Pflichtspielen zum Einsatz, allerdings nur einmal über die komplette Distanz. Dabei erzielte er ebenso wie Karim Benzema, der den Saisonstart wegen einer Leistenverletzung verpasste und acht Einsätze zu verbuchen hat, auf zwei Treffer.

"Ich bin selbstkritisch, weil ich vier oder fünf Tore hätte erzielen müssen. Ich denke nicht, dass ich mehr spielen muss als Benzema", so Morata über den Konkurrenzkampf. Und auch wenn es wohl kaum einen schwierigeren Stand als hinter BBC gibt, ist Moratas Situation in der Nationalmannschaft nicht einfacher.

Einerseits ließ auch Julen Lopetegui bislang bevorzugt mit nur einem Stoßstürmer spielen und auf dieser Position konkurriert Morata mit Diego Costa. Andererseits befindet sich der Weltmeister von 2010 nach dem frühen EM-Aus im Umbruch.

Topspiel gegen Italien

"Es hat ein Wechsel der Intensität stattgefunden, aber das ist normal, wenn ein neuer Trainer kommt. Jetzt geht es viel mehr um Taktik", stellt Morata fest.

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Dabei weiß der 15-fache Nationalspieler auch, "dass es für die Generation, die jetzt kommt, schwierig ist, da die vorherige alles gewonnen hat". Schwierig ist auch die Konstellation in der Gruppe G, denn Italien und Spanien wurden in eine Gruppe gesteckt. Dem Modus geschuldet muss eines der Großkaliber den Weg nach Russland also über die Playoffs suchen.

Da Patzer gegen die Konkurrenz aus Albanien, Israel, Mazedonien oder Liechtenstein so unwahrscheinlich sind wie ein Wechsel von CR7 zum FC Barcelona, kommt dem direkten Duell zwischen Italien und Spanien (Do., 20.45 Uhr live auf DAZN und im LIVETICKER) ungleich mehr Bedeutung zu. Vielleicht wird Morata ja wieder zu einer prägenden Personalie - und diesmal würde er seinem Jubel wohl freien Lauf lassen.

Alvaro Morata im Steckbrief

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