"Vom kleinen Blonden nicht viel übrig"

Von Interview: Tim Noller
Ivan Rakitic soll angeblich von Manchester United und dem FC Arsenal umworben sein
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Sieben Tore und acht Vorlagen in der Hinrunde - Ivan Rakitic spielte als Kapitän des FC Sevilla in der Primera Division eine herausragende Saison. Das rief bereits einige hochkarätige Interessenten auf den Plan. Rakitic spricht im Interview über seine Wandlung zum Topscorer, die Gerüchte um seine Zukunft und den Skandal um Josip Simunic, seinen Teamkollegen in der Nationalmannschaft Kroatiens.

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SPOX: Herr Rakitic, wie haben Sie die Weihnachtstage verbracht?

Ivan Rakitic: Ich habe die Zeit mit meiner Frau und meiner kleinen Tochter in Spanien in Sierra Nevada verbracht, auf einem kleinen Berg. Ich hatte Lust auf ein bisschen Schnee, das ist ja in Spanien etwas schwieriger umzusetzen als in Deutschland.

SPOX: Spanien statt Urlaub in der Schweiz oder in Kroatien - ist das Land nach knapp drei Jahren schon Ihre Heimat geworden?

Rakitic: Das kann man so sagen. Ich bin hier sehr glücklich. Meine Frau kommt aus Sevilla und auch meine Tochter ist hier auf die Welt gekommen. Deshalb fühle ich mich sehr mit Spanien und speziell Sevilla verbunden.

SPOX: Sie haben sieben Tore in 15 Ligaspielen erzielt und dazu acht weitere Treffer aufgelegt. Ist möglicherweise das Familienglück ein Grund für Ihre herausragende Hinrunde?

Rakitic: Das könnte sein. Wenn zu Hause alles stimmt und man ein glückliches Privatleben führt, geht das Fußballerische auch einfacher. Meine Familie gibt mir sehr viel Kraft, aber auch Mut und Willen - und natürlich sehr viel Liebe.

SPOX: Das wird aber nicht die einzige Erklärung für Ihre beeindruckende Entwicklung sein.

Rakitic: Seit Saisonbeginn trage ich als Kapitän auch mehr Verantwortung. Zudem haben wir mit Unai Emery einen neuen Trainer bekommen, der andere Ideen einbringt. Da kommen gewisse Dinge zusammen, die alle ihren Anteil an der guten Leistung haben.

SPOX: Wie arbeitet es sich mit Emery?

Rakitic: Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu unserem Trainer. Wir reden täglich über verschiedene Themen in der Mannschaft. Ich denke, dass ich dadurch einen großen Schritt nach vorne gemacht habe. Wenn man das Vertrauen vom Trainer und Verein spürt, ist das sehr wichtig. Das möchte ich auf dem Platz zurückgeben.

SPOX: Das klingt nur noch wenig nach dem "kleinen Blonden aus der Schweiz", wie Sie sich während Ihrer Zeit auf Schalke selbst bezeichneten.

Rakitic: Vom kleinen Blonden ist ehrlich gesagt nicht mehr viel übrig. Ich habe die komplette Verantwortung für die Mannschaft. Alle Leute im Verein sind mit mir und meinem Führungsstil sehr zufrieden. Die Position im Spiel und in der Mannschaft ist komplett anders. Das hat nicht mehr viel mit früher zu tun.

SPOX: Früher waren auch nicht Manchester United und der FC Arsenal hinter Ihnen her. Sevilla will aber trotz der Gerüchte um einen Abgang mit Ihnen verlängern. Wie sehen Ihre Karriereplanungen aus?

Rakitic: So weit denke ich nicht voraus. Ich bin ein Mensch, der sich kurzfristige Ziele steckt. Die Leute wissen, dass ich hier sehr zufrieden bin. Mein Vertrag läuft noch eineinhalb Jahre, es gibt also keinen Stress. Die Fans und Verantwortlichen sehen, dass ich mich voll reinhänge. Ich lebe den Fußball hier, lebe die Stadt. Daher ist es eine große Ehre, von der Vereinsführung ein solches Signal zu erhalten. Mal sehen, was kommt.

SPOX: Würde Sie England denn reizen?

Rakitic: Im Moment reizt mich nur Sevilla. Über andere Mannschaften und Länder mache ich mir keine Gedanken.

SPOX: Erfolge, zumindest auf nationaler Ebene, scheinen mit dem FC Sevilla derzeit allerdings unmöglich. Die Dominanz der beiden Topteams ist schon seit längerer Zeit ein Problem in der Primera Division. Wie sehen Sie die Kräfteverhältnisse in Spanien?

Rakitic: Atletico Madrid zeigt in diesem Jahr, dass es möglich ist, an die Großen ranzukommen. Vor zwei Jahren waren sie noch Neunter. Ihr Kader hat sich seitdem nicht sehr verändert und dennoch sind sie an Real und Barcelona herangerückt. Deshalb denke ich, dass man mit einer guten Arbeit und mit konkreten Zielen aufschließen kann. Auch wenn es aufgrund ihrer ungeheuren Macht und Kraft im europäischen Fußball unglaublich schwer ist.

Teil II: Rakitic über Chaos auf Schalke und das WM-Aus für Simunic

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