FC Arsenal: Warum holen die Gunners Jakub Kiwior?

Von Constantin Eckner
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Jakub Kiwior spielt mit 22 Jahren bereits im fünften Land Fußball. Aber ein anpassungsunfähiger Wandervogel ist der Innenverteidiger nicht, sondern ein Senkrechtstarter, der sich mit guten Auftritten für Spezia und während der WM zum Premier-League-Spitzenreiter manövriert hat. Doch warum holt Arsenal Kiwior und macht ihn zum fünfteuersten polnischen Spieler der Geschichte?

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Noch vor einiger Zeit hätte so mancher Fußballfan bei der Bekanntgabe des Wechsels von Jakub Kiwior zu Arsenal gefragt: Wer? Doch spätestens seine Auftritte bei der Weltmeisterschaft haben den Innenverteidiger mit einem großen Publikum bekannt gemacht. Mit Polen kam Kiwior nicht über das Achtelfinale hinaus, persönlich hat er jedoch soeben einen großen Schritt unternommen.

Nach eineinhalb Jahren bei Spezia Calcio schließt sich Kiwior für eine Ablösesumme von 25 Millionen Euro dem Tabellenführer der Premier League an, der momentan versucht, den Kader so zu stärken, dass den Gunners hintenraus in der Saison nicht der Sprit ausgeht. Allein die hochkarätige Konkurrenz, die Arsenal Gerüchten zufolge im Werben um den 22-Jährigen hatte, spricht für seine Qualitäten. Angeblich buhlten auch der BVB und RB Leipzig (als potenzieller Nachfolger von Josko Gvardiol) um seine Dienste. Zudem soll Robert Lewandowski seinen Landsmann bei den Bossen des FC Barcelona empfohlen haben.

Kiwior war länger wenigen geläufig, weil er aus der Jugendakadamie Anderlechts zunächst in die Slowakei ging und dort für FK Železiarne Podbrezová sowie MŠK Žilina spielte. Für Žilina bestritt er acht Partien in der Europa-Conference-League-Qualifikation. Das war es mit internationalen Auftritten im Profibereich. Der Transfer in die Serie A war der erste Schritt, um sich nicht nur in einer Spitzenliga weiterzuentwickeln, sondern auch generell auf sich aufmerksam zu machen.

Spezia Calcio hat ohnehin einige interessante Talente angesammelt, die zuvor nur Insidern wirklich etwas sagten. Kiwior spielte sich aus dieser Gruppe nach vorn, gab im vergangenen Jahr sein Nationalmannschaftsdebüt und nutzte wenig später die Bühne Katar. Der Spieler selbst passt aufgrund seiner Ballgewandtheit gut in Arsenals Anforderungsprofil für Innenverteidiger. Die typischen Highlight-Videos und Spielzusammenschnitte zeigen häufig Kiwiors Langpassspiel, über das der Linksfuß ohne Zweifel verfügt, wobei in der Serie A der Pressingdruck gegen die erste Linie des ballbesitzenden Teams zuweilen überschaubar ist.

Jakub Kiwior im Duell mit Lionel Messi.
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Jakub Kiwior im Duell mit Lionel Messi.

Jakub Kiwior: "Weitere Entwicklung" in London

Es handelt sich bei Kiwior aber nicht um einen, der nur ein paar schöne Show-Bälle fabriziert und ansonsten wenig beisteuert. Kiwior dribbelt gerne gegen die ersten Pressingreihe, selbst wenn diese etwas tief stehen sollte, an, um auf diese Weise den Spielaufbau des eigenen Teams auszulösen. Diese Spielweise passt gut zu Mikel Arteta, wobei die erste Pressingphase von einigen Premier-League-Teams des Öfteren mit mehr Tempo als in der Serie A und auch zwei, drei Fallen ausgeführt wird.

Positiv an diesem Transfer ist, dass er im Winter erfolgt und Kiwior dadurch im besten Fall eine gewisse Eingewöhnungszeit erhält. "Ich habe Jakub seit einiger Zeit beobachtet. Wir freuen uns jetzt alle darauf, seine weitere Entwicklung bei uns zu sehen", sagte Arsenal-Sportdirektor Edu im Zuge der Bekanntgabe.

Natürlich sind derartige Statements nicht wirklich prägnant, aber der Begriff "weitere Entwicklung" wirkt recht schlüssig, wenn man das aktuelle Leistungsniveau und den Erfahrungsschatz von Kiwior betrachtet.

Jakub Kiwior (links) im Gespräch mit Robert Lewandowski während der WM in Katar.
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Jakub Kiwior (links) im Gespräch mit Robert Lewandowski während der WM in Katar.

Jakub Kiwior: Alternativen Karriereweg genommen

Arsenal verfügt bereits über vier Innenverteidiger, darunter mit Gabriel auch über einen Linksfuß. Wie viel Arteta im Meisterschaftsrennen experimentieren möchte und Kiwior reinwerfen wird, zeigen uns die kommenden Wochen. Kiwior könnte auch auf der Sechs spielen, wobei er das in dieser Serie-A-Saison für Spezia nur einmal getan hat. Ein paar Einsätze, um sich an die Premier League zu gewöhnen, wären in jedem Fall von Vorteil.

Das gilt nicht nur für den Spielaufbau, sondern auch für Aufgaben in der Endverteidigung. In der Serie A konnte der Pole von seinem Tempo Gebrauch machen und fast körperlos Situationen bereinigen oder Angreifer direkt vom Ball trennen und Gegenstöße einleiten. In England sprinten mittlerweile doch erheblich viele Tempomaschinen herum. Auch hier gilt: Antizipation und die Fähigkeit, die Bewegung des Stürmers und die Führung des Balls zu lesen, sind ebenso wichtig wie die eigene Geschwindigkeit und Agilität.

Sollte sich der Pole schlussendlich bei Arsenal durchsetzen, wäre das vielleicht auch Motivation für andere, über alternative Karrierewege nachzudenken. Wer als Teenager aus Polen nach Anderlecht geht und dann sein Profidebüt in der Slowakei gibt, um sich anschließend einem kleineren Serie-A-Club anzuschließen, der wandert schon abseits eingetretener Pfade. Jedenfalls erlitt Kiwior nicht das Schicksal so mancher Talente, die lange in Akademien von absoluten Spitzenclubs verharren und erst den Absprung schaffen, nachdem wichtige Lernjahre vorbei sind.

Und für Arsenal könnte sich der fehlgeschlagene Mykhailo-Mudryk-Deal eventuell noch als Segen erweisen, wenngleich der Ukrainer bei seinem Debüt für Chelsea schon andeutete, dass er ein X-Faktor werden kann. Aber so bleibt den Gunners noch einiges an Restbudget - zum Beispiel für eine Alternative zu Thomas Partey.

FC Arsenal: Die obere Tabellenhälfte der Premier League

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Arsenal1945:162950
2.Manchester City2053:203345
3.Newcastle United2033:112239
4.Manchester United2032:25739
5.Tottenham Hotspur2140:31936
6.Brighton & Hove Albion1937:271031
7.Fulham2132:30231
8.Brentford2032:28430
9.Liverpool1934:25929
10.Chelsea2022:21129

 

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