Dramatische Pointe der Seuchensaison

Von Daniel Reimann
Manchester United verlor gegen Sunderland im Elfmeterschießen mit 1:2
© getty

Im vielleicht schlechtesten Elfmeterschießen aller Zeiten entglitt Manchester United gegen Sunderland die nächste Titelchance. Einmal mehr hagelt es von medialer Seite hässliche Superlative - und es offenbart sich die gemeine Ironie des Schicksals.

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Die englische Yellow Press macht keine Gefangenen. Die "Daily Mail" erst recht nicht. Und so durfte man gespannt sein, mit welchen wüsten Wortkreationen David Moyes und seine Red Devils diesmal verbal zerrissen werden.

Die "Daily Mail" ließ sich nicht lumpen. Von "armselig" bis "Horror", von "katastrophal" bis "dramatisch" - schon in Überschrift und Texteinstieg warf der Autor mit düsteren Superlativen um sich. Einmal mehr thematisierten sie ein Spiel von Manchester United.

Der seriöse "Guardian" hingegen sammelte angesichts der peinlichen Niederlage von United kurzerhand die Top 5 der jämmerlichsten Elfmeterschießen aller Zeiten zusammen und präsentierte ein Stillleben enttäuschter ManUtd-Stars unter der Headline: "War United - Sunderland das schlechteste Elfer-Shootout aller Zeiten?" Eine ernstzunehmende Bewerbung um diesen Titel war es allemal

Eindimensional, unkreativ, durchsichtig

Darren Fletcher war der Einzige. Der Einzige bei United, der aus elf Metern Entfernung die Kugel im Tor (zur Erinnerung: 7,32m x 2,44m) unterbrachte. Danny Welbeck, Adnan Januzaj, Phil Jones, Rafael: Sie alle scheiterten. Dass Sunderland mit einer beinahe vergleichbar erbärmlichen Quote am Ende als Sieger feststand, ist bezeichnend.

"Unsere Elfmeter waren grauenhaft", schimpfte ManUtd-Coach Moyes hinterher. "Das war ziemlich armselig." Doch so sehr es sich anbietet, die Red Devils für die bescheidene Leistung im Elfmeterschießen zu belächeln, so sind die Gründe für das Ausscheiden im League Cup doch deutlich facettenreicher.

United präsentierte sich zum wiederholten Mal verheerend ideenlos. Das Angriffsspiel war eindimensional und durchsichtig. Einzig Valencia und Januzaj versprühten bisweilen Kreativität und Spielwitz, doch insbesondere der 18-jährige Januzaj verlor sich häufig in Einzelaktionen, ohne den besser postierten Chicharito einzubinden. Spielerisch war der Auftritt eines amtierenden Meisters nur selten würdig.

"Wir hätten nichts verdient gehabt"

Eine Tatsache, an der auch Moyes nicht vorbeiargumentieren konnte. "Wir sind enttäuscht, aber wir haben nicht gut genug zu spielt, um zu gewinnen. So wie wir heute Abend gespielt haben, hätten wir nichts verdient gehabt", gab der Schotte zu.

Dass ein folgenschwerer Patzer von Torhüter David de Gea und ein nervenaufreibendes Elfmeterschießen am Ende das Ausscheiden von ManUtd besiegelte, waren nur dramatische Pointen, die perfekt ins Bild der bisherigen Seuchen-Saison passen.

Nach dem Aus in den nationalen Pokalwettbewerben und angesichts der verheerenden Bilanz in der Liga bleibt ausgerechnet die Champions League als letzte echte Chance auf einen Titel. Eine beinahe gemeine Ironie des Schicksals.

Sunderland: Zwischen Abstieg und Titelchance

Ein Phänomen, das man in Sunderland kennt - wenn auch auf einem anderen Level. Der Tabellenvorletzte kämpft in der Premier League gegen den Abstieg, im League Cup hingegen fehlt nur noch ein Finalsieg über ManCity zum Titelgewinn. Erinnerungen an Wigan kommen hoch, das vergangene Saison den FA Cup holte und gleichzeitig in der Zweitklassigkeit verschwand.

Doch daran will bei Sunderland derzeit keiner denken. "Es ist pure Glückseligkeit. Das war eine großartige Geschichte für den Fußball", jubelte Trainer Gus Poyet nach dem Spiel, der von der Einstellung seiner Truppe fasziniert war: "Die Spieler haben sich sogar um die Elfmeter gerissen. Das habe ich so nicht gekannt. Es gab einen kleinen Streit zwischen Bardsley und Ki um den vierten Elfmeter, weil ihn beide schießen wollten."

Dass am Ende nur zwei seiner fünf Schützen trafen, konnte ihm egal sein. Gegen das derzeitige Manchester United kann schon das zum Sieg reichen.

Der League Cup im Überblick