Yusuf Demirs Entwicklung seit dem Barça-Abschied: Ärgerlicherweise weder Türke noch Kroate

Yusuf Demir, FC Barcelona
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In Barcelona einst als Alpen-Messi gefeiert, durchlebt Yusuf Demir bei Galatasaray aktuell eine schwierige Phase: Das 19-jährige Supertalent aus Österreich kommt wegen Verletzungsproblemen, großer Konkurrenz und einer Ausländerregelung kaum zum Einsatz.

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Demir, Bojan and many Mor(e): Die lange Liste der "neuen Messis"

In der Winterpause erfolgte der nächste Rückschlag: Galatasaray verpflichtete für 15 Millionen Euro Nicolo Zaniolo. Ein weiterer Offensivspieler, ein weiterer Ausländer, ein weiterer Rivale in doppelter Hinsicht. Und dann zog sich Yusuf Demir bald darauf auch noch eine weitere Verletzung zu, diesmal eine Fußprellung.

Beim FC Barcelona vor eineinhalb Jahren noch als Alpen-Messi gefeiert, kommt Demir bei seinem neuen Klub kaum zum Einsatz. Seit seinem Wechsel zu Galatasaray am Deadline Day im vergangenen Sommer absolvierte er erst sechs Spiele. 129 Minuten, kein Scorerpunkt.

Sein bis heute letzter Pflichtspieleinsatz datiert von Anfang Januar, zweieinhalb Monate ist das mittlerweile schon wieder her. Seine Mannschaft legte unterdessen einen beeindruckenden Siegeszug hin und stürmte an der Tabellenspitze der Süper Lig davon. Bis zur Pleite gegen Konyaspor am vorletzten Wochenende gewann Galatasaray 17 Pflichtspiele hintereinander.

"Es ist aus verschiedenen Gründen nicht einfach für ihn", sagt Galatasaray-Direktor Fatih Demireli im Gespräch mit SPOX und GOAL. Da wären einerseits die immer wiederkehrenden Verletzungsprobleme, die ihn laut Demireli "zu ungünstigen Zeitpunkten" gestoppt hätten. Mal der Fuß, mal der Oberschenkel. Vor allem wären da aber die leidigen Probleme mit der Ausländerregelung. "Deshalb ist es schwieriger für ihn, auf Spielpraxis zu kommen", sagt Demireli.

Yusuf Demir leidet unter der türkischen Ausländerregelung

In der Türkei dürfen stets nur acht Ausländer gleichzeitig auf dem Platz stehen, was im Falle von Galatasarays Legionärs-Ansammlung durchaus problematisch ist. Unter den elf am häufigsten eingesetzten Spielern haben nur zwei einen türkischen Pass. Vor allem in der Offensive ist die Dichte an Legionären extrem hoch: Mauro Icardi, Dries Mertens, Juan Mata, Milot Rashica, Bafetimbi Gomis und neuerdings Zaniolo, um nur ein paar zu nennen.

Demir verfügt zwar über einen türkischen Pass, gilt wegen seiner Entscheidung für die österreichische Nationalmannschaft aber dennoch als Ausländer. Seit 2015 ist diese Regelung in Kraft. Kurios: Wer sich bereits davor festgelegt hatte, zählt nicht als Ausländer. So beispielsweise Mesut Özil während seiner Zeit bei Fenerbahce und Basaksehir.

Demir absolvierte 2021 vier Länderspiele für die österreichische A-Nationalmannschaft, mittlerweile wurde er aber wieder zur U21 zurückgestuft. Die aktuelle Länderspielreise musste er verletzungsbedingt absagen.

Nach der enttäuschenden Hinrunde wurde Demir im Winter mit einer Leihe in Verbindung gebracht, Süper-Lig-Rivalen wie Kasimpasa und Ümraniyespor sowie einige Serie-A-Klubs galten als interessiert. "Es gab zwar Angebote, aber das war für uns kein Thema", beteuert Demireli. "Das Trainerteam hält viel von ihm. Ich bin mir sicher, dass er bei Gala eine tragende Rolle spielen wird. Wir geben ihm die nötige Zeit und setzen ihn nicht unter Druck."

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© imago images

Warum der FC Barcelona auf eine Verpflichtung verzichtete

Trainer Okan Buruk lobte Demir während der WM-Pause für dessen "gute Arbeit", seine damals geäußerte Hoffnung trat bisher nicht ein: "Wir müssen ihn wieder auf das Niveau bringen, das er in Barcelona hatte." Barcelona. Demirs Zeit dort ist zwar erst eineinhalb Jahre her, wirkt aber viel, viel ferner. Nach dem Durchbruch bei seinem Jugendklub SK Rapid Wien lieh Barça den damals 18-Jährigen im Sommer 2021 aus. Verankert im Vertrag war eine Kaufpflicht in Höhe von zehn Millionen Euro nach dem zehnten Einsatz.

Eigentlich war Demir für die Reservemannschaft eingeplant. Während der Vorbereitung überzeugte er Trainer Ronald Koeman aber dermaßen, dass dieser ihn direkt zu den Profis beförderte. Physisch zwar noch nicht ganz ausgereift, glänzte er mit herausragender Technik und Übersicht. Aus Demir wurde der Alpen-Messi, der vermeintliche Erbe seines eigenen Vorbilds.

Sowohl Koeman als auch sein Nachfolger Xavi gaben ihm zunächst überraschend viel Spielzeit. Nach dem neunten Einsatz war aber Schluss, die ansonsten erforderliche Ablösesumme von zehn Millionen erachteten sie beim finanziell angeschlagenen Klub dann doch als zu hoch. Demir ließ seinen Leihvertrag auflösen und kehrte bereits im Winter zu Rapid zurück.

Steffen Hofmann nennt Fehler von Demir und Rapid

"Ich glaube, dass er in Barcelona hätte bleiben sollen", sagte Rapids Geschäftsführer Steffen Hofmann neulich im Podcast 1899FM. Bei einem Treffen im Januar 2022 hätte ihm Demir aber mitgeteilt, "dass er unbedingt zurück zu Rapid will. Ich habe ihn gefragt: Bist du dir sicher? Denn es wird nicht leichter hier bei uns. Er hatte diese Ungeduld. Er hat nicht gesagt: Ich beiß' mich da rein, ich geb' mir noch ein halbes Jahr."

Als vermeintlicher Heilsbringer zu Rapid heimgekehrt, absolvierte Demir eine durchwachsene Rückrunde. Einen unumstrittenen Stammplatz hatte er nicht, insgesamt gelang ihm nur eine Torbeteiligung. "Wir haben als Klub nicht so agiert, wie wir agieren sollten", gab Hofmann zu. "Wäre Yusi Kroate und bei Dinamo Zagreb, würde er jedes Spiel spielen. Egal, ob gut oder schlecht - er würde jedes Spiel spielen, bis er dort ist, wo man ihn sieht."

Die aktuelle Saison begann Demir bei Rapid, ehe Galatasaray am Deadline Day für sechs Millionen Euro zuschlug. "Nach den ereignisreichen letzten eineinhalb Jahren ist bei mir der Entschluss gereift, dass ich einen Neustart wagen möchte", sagte Demir damals. "Galatasaray ist ein Weltklub, der mich unbedingt holen wollte und zu dem auch ich unbedingt wechseln möchte."

Hofmann aber sah den Transfer mit Blick auf Demirs Entwicklung skeptisch: "Deren Offensive ist von den Namen her wahrscheinlich besser als die Offensive von Barça letztes Jahr."

Yusuf Demir: Seine Karrierestationen

ZeitraumKlubPflichtspieleToreAssists
2019 bis 2021SK Rapid3894
2021FC Barcelona9--
2022SK Rapid1921
seit 2022Galatasaray6--
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