Charly Musonda: Größtes Comeback überhaupt? Der "nächste Iniesta" spielt nach einer Horrorverletzung in der 2. Liga

Von Ole Labes
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Charly Musonda galt als DAS kommende Talent im Weltfußball. Doch der "nächste Iniesta" hatte mit einer Horrorverletzung zu kämpfen.

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September 2018, Eredivise-Klub Vitesse Arnheim trifft in einem Freundschaftsspiel auf das belgische Royal Antwerpen. Mit auf dem Feld für Arnheim: Chelsea-Leihgabe Charly Musonda. Es ist ein Freundschaftsspiel, das Musondas Karriere für immer verändern wird. Um genauer zu sein, ein Zweikampf reicht dafür schon.

"Der Ball war in der Luft und ich streckte mein Bein aus und der Gegner kam mit seinen Stollen hoch. Er hat den Ball getroffen, aber gleichzeitig auch mein Knie", erinnert sich Musonda fünf Jahre später bei SPORTbible. Was ihm seine Ärzte daraufhin sagten, will kein Fußballer auf dieser Welt hören: "Sie meinten: 'Sie werden nicht mehr dasselbe Knie haben und Sie werden nicht mehr die Dinge tun können, die Sie früher tun konnten.' Sie sagten, ich würde sehr leiden. Wenn ich mich operieren ließe, sei das wahrscheinlich das Ende meiner Karriere."

Weil es ohne Eingriff aber nicht besser wurde, entschied sich der Angreifer doch zu einem Eingriff - und spielt heute nach jahrelanger Leidenszeit wieder Fußball.

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Charly Musonda: Als Riesentalent von Anderlecht zu Chelsea

Musonda galt dabei Anfang der 2010er Jahre als eines der größten Talente der Welt. Yannick Ferrera, Musondas ehemaliger Trainer in der Anderlecht-Jugend, schwärmte im Gespräch mit SPOX und GOAL: "Ich erlebte ihn als Zehn- oder Elfjährigen und ich dachte: 'Das ist ein Spieler, der es unter die Top Fünf schaffen kann. Er wird wie Iniesta.' Nie habe ich einen meiner Spieler so hoch eingeschätzt."

Musondas Talent blieb auch den europäischen Topklubs nicht verborgen, der FC Chelsea gewann im Jahr 2012 das Rennen um das belgische Juwel. Was folgte, war jedoch nicht der große Durchbruch auf der Insel sondern eine Reihe von Leih-Odysseen. Eine Leihe zu Real Betis Sevilla scheiterte an Differenzen mit Cheftrainer Gustavo Poyet, bei Celtic und Vitesse Arnheim verzeichnete er zwar ein paar Einsätze, bleibenden Eindruck konnte der Flügelflitzer jedoch nirgendwo hinterlassen. Und dann kam der schicksalhafte Zweikampf, der ihn jahrelang außer Gefecht setzte.

Durch seine Knieprobleme wurde sein im Sommer 2022 auslaufender Vertrag beim FC Chelsea nicht verlängert, seit seiner Verletzung im Herbst 2018 kam Musonda nur auf fünf Pflichtspieleinsätze in der Eredivise und Premier League 2. Rückblickend auf seine Zeit bei den Blues sagt Musonda: "Die Jugendspieler waren einfach nicht so stark involviert. Es war so schwierig, in die erste Mannschaft zu kommen. Für mich war das die emotionale Seite der Sache. Es gab ein paar Momente, in denen ich dachte: 'Oh, das ist ein Champions-League-Spiel für uns.' Aber ich musste noch warten."

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© imago images

Charly Musonda: Mega-Comeback in Spaniens zweiter Liga

Doch ein Verein in Spanien sah weiterhin Potenzial in den heute 26-Jährigen: UD Levante lud Musonda zum Probetraining ein und schnell zeigte sich: Es war Liebe auf den ersten Blick. Der spanische Zweitligist stattete Musonda mit einem Zwei-Jahres-Vertrag aus und der ehemalige belgische U21-Nationalspieler schwärmt: "Morgens aufzuwachen und zu wissen, dass ich mit einer Mannschaft trainieren werde, ist fantastisch!"

Vor seinem ersten Pflichtspiel für Levante wurde es für Musonda richtig emotional: "Ich habe gewartet, bis alle aus dem Bus ausgestiegen waren, weil ich so sehr geweint habe. Ich saß ganz vorne und die Mannschaft saß hauptsächlich hinten. Niemand hat mich wirklich gesehen. Schließlich wischte ich mir die Tränen ab und ging in die Umkleidekabine. Ich stand nicht einmal in der Startelf. Ich war nur ein Teil der Mannschaft. Das zeigt, wie sehr ich den Fußball liebe, aber auch, wie viel ich gearbeitet habe, um in diese Situation zu kommen. Es war ein sehr langer Weg."

In der Copa del Rey traf er im Achtelfinale auf Atletico Madrid mit den Weltmeistern Rodrigo De Paul und Antoine Griezmann. Das Spiel verloren Levante und Musonda 0:2, für den Flügelstürmer war es trotzdem mal wieder eine Begegnung mit den ganz großen Namen.

Sein Glück hat Musonda in Levante auf jeden Fall gefunden, nach vier Jahren voller Qualen kann der Belgier wieder das tun, was 2018 noch unmöglich schien: Als Profi Fußball spielen.

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