Romario und Edmundo: Traumpaar auf dem Feld und im Nachtleben - doch dann kam ein Frauen-Bild

Sie waren mal beste Freunde. Am Ende weigerten sie sich sogar, sich gegenseitig die Bälle zuzupassen: Edmundo (li.) und Romario im Trikot ihres Lieblingsklubs Vasco da Gama. .
© Getty Images

An guten Tagen bildeten Weltmeister Romario und Edmundo eines der besten Stürmerpärchen ihrer Zeit. Die Kumpels harmonierten auf dem Platz und daneben, feierten ebenso gerne ihre Tore wie Partys an der Copacabana. Doch dann entzweiten sich die ehemals besten Kumpels - aus einem an Lächerlichkeit kaum zu überbietenden Grund.

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Manchmal, ganz selten, muss nicht einmal eine Frau involviert sein, um eine richtig dicke Bromance zu zerstören. Frag nach bei Romario und Edmundo, die schon Bros waren, lange bevor Barney Stinson dafür erdacht worden war, bei How I met your Mother den Bro Code niederzuschreiben.

Romario und Edmundo waren beste Kumpels gewesen, seit sie sich Ende der 1980er-Jahre das erste Mal auf dem Trainingsgelände von Vasco da Gama begegneten, einem der vier großen Klubs aus Rio de Janeiro. Und dann endete diese Freundschaft, die doch eine fürs Leben sein sollte, wegen des Bilds einer Verflossenen des Kumpels auf einer Toilettentür in Romarios Strandbar. Anfang des Jahrtausends eskalierte das Ganze so sehr, dass die beiden als Teamkollegen bei Vasco da Gama sich sogar weigerten, Bälle zuzupassen. Bitte, was?

Romario vs. Edmundo: Zwei geniale Kicker mit Feierklauseln

Von vorn: Romario war Ende der 1980er-Jahre noch nicht Weltmeister und Weltfußballer, aber er hatte schon mit Anfang Zwanzig einen Ruf zu verteidigen als unwiderstehlicher und kompletter Torjäger (ganz objektiv betrachtet) und vielleicht noch unwiderstehlicherer Schwerenöter (könnte Spuren von Subjektivität des Protagonisten enthalten), als er seinen Bro Edmundo bei Vasco da Gama zum ersten Mal traf. Die Qualitäten Edmundos auf dem Platz waren leicht verschieden, der vier Jahre Jüngere liebte das Torevorbereiten fast noch mehr als das Vollstrecken, doch die rasenfernen Interessen dieser zwei Stürmer waren die gleichen.

Beide gingen gerne feiern, beide liebten Abenteuer ebenso wie das Prahlen mit ihren sexuellen Aktivitäten, beide ließen sich stets Klauseln in ihre Verträge schreiben, dass sie sich ins Nachtleben Rios stürzen durften, wann immer sie wollten. Von den Klauseln machten sie stets regen Gebrauch. Als sie sich im Januar 1995 bei Flamengo Rio de Janeiro wiedertrafen, feierten sie auch auch wieder zusammen.

Romario hatte sich nach zwei umjubelten Stationen in Europa bei PSV Eindhoven und dem FC Barcelona wieder in die Heimat verleihen lassen, in der Saison nach der triumphalen WM 1994 hatte zum ersten Mal in seiner Karriere sein ausschweifender Lebensstil nicht nur positive Folgen auf seine Torquote. Er hatte in seinem letzten Halbjahr bei Barca nicht unbedingt eine Torallergie entwickelt, aber sieben Tore in 18 Spielen in der Primera Division und Champions League sind natürlich etwas anderes als 32 Tore in 43 Spielen, die es in der Vorsaison gewesen waren.

Romario lebte in seiner eigenen Welt, Edmundo war ein geborener Troublemaker

Wenn Romario dazu neigte, in seiner eigenen Welt zu leben und einen gewissen Hang zum Skandal hatte, war Edmundo so etwas wie der geborene Troublemaker. Einer dieser Borderliner des Profifußballs, der schon auf dem Platz Dr-Jekyll-Mr-Hyde-Anfälle hatte und abseits des Rasens komplett freidrehte. "O animal", das Tier, wurde er schon als Jungprofi genannt, weil er sich immer wieder zu Tätlichkeiten hinreißen ließ. Am Ende seiner Karriere hatte er 16 Stationen in 18 Profijahren gesammelt, allein fünfmal war er bei Vasco da Gama.

Dazwischen lag abseits des Platzes etwa eine Verurteilung zu viereinhalb Jahren Haft, weil er während des Karnevals von Rio wohl unter Alkoholeinfluss einen Unfall baute und dabei drei Menschen ums Leben kamen. Ein paar Tage saß er tatsächlich im Gefängnis. Zwischendurch kassierte er noch eine Anzeige, weil er zur Feier des einjährigen Geburtstags seines Sohnes einen ganzen Zirkus engagierte und einen mit einem roten Adidas-Trainingsdress bekleideten Schimpansen namens Pedrinho mit Bier und Whiskey abfüllte und sich dabei auch noch fotografieren ließ. Tierschützer, und nicht nur die, waren verständlicherweise auf den Bäumen, Edmundo war sich wieder mal keiner Schuld bewusst.

Romario als Berufspendler, Edmundo bringt Trapattoni zur Verzweiflung

Doch Anfang 1995, als sich Edmundo und Romario bei Flamengo wiedertrafen, waren die ganz großen Probleme noch weit weg. Die Bros spielten Fußball, sie schossen Tore, bereiteten Tore vor, sie feierten, sie nahmen einen Rap-Song auf mit dem passenden Titel "Rap Dos Bad Boys".

Zum Streit kam es erst drei Jahre später, als Romario längst zum Berufspendler zwischen den Kontinenten geworden war. Im Halbjahresrhythmus wechselte der Stürmer zwischen Flamengo und dem FC Valencia hin und her, bis er 1998 doch beschloss, in seiner Heimatstadt sesshaft zu bleiben und nebenher eine Strandbar eröffnete.

Edmundo war da kein Stammgast, weil er es auch mal in Europa probieren wollte: Beim damals aufstrebenden AC Florenz hatten sie einen Sturmpartner für Gabriel Omar Batistuta gesucht. Für 13 Milliarden Lire, rund 6,5 Millionen Euro, verpflichtete Fiorentina-Präsident Vittorio Cecchi Gori Edmundo höchstpersönlich. In Florenz sorgte er an der Seite von Batigol zwar sportlich durchaus für Furore, zumindest hin und wieder. Durch seine ständigen Eskapaden trieb er aber auch Trainer Giovanni Trapattoni zur Verzweiflung. Der fand in Edmundo seinen Endgegner, später verglich der Mister den jungen Mario Balotelli mit Edmundo.

Der hatte, gar nicht doof, mit Cecchi Gori, im Hauptberuf Film-Produzent, eine Karnevalsklausel ausverhandelt. Den Karneval von Rio de Janeiro durfte Edmundo demnach in Rio verbringen. Und so flog er auch im Dezember 1998 zum Zuckerhut. Leider, als die Fiorentina Erster war und Batistuta sich gerade verletzt hatte. Trapattoni war sogar noch zum Flughafen geeilt, um den Stürmer am Abflug zu hindern, doch Edmundo hob ab und blieb nicht nur ein paar Tage und auch nicht die vollen 14 Karnevalstage in Rio, sondern ganze 16 Tage. Als er wieder in der Toskana landete, war Florenz nicht mehr Erster, am Ende trudelte man auf Platz drei ein.

Romario vs. Edmundo: Die Karikatur erinnerte ihn an eine Verflossene

Edmundo ging zurück zu Vasco - wo er Anfang 2000 wieder auf Romario traf, der zum dritten Mal bei Flamengo rausgeflogen und da schon sein Ex-Kumpel war. 1998 hatte Romario in Rio eine Strandbar eröffnet - und als Gag die Toilettentüren mit Karikaturen von Helden des brasilianischen Fußballs versehen. Zico hielt da auf einer etwa eine Rolle Klopapier in der Hand, Trainerlegende Mario Zagallo saß mit heruntergelassener Hose auf dem Klosett.

Auf einer anderen Tür war Edmundo abgebildet - auf einem Fußball mit wenig Luft sitzend und eine Schönheit im Arm. Die identifizierte Edmundo als eine seiner Verflossenen. Blöd nur, dass es genau die eine Verflossene war, die ihm das Herz gebrochen hatte. "Ich habe Romario angerufen und nach einer Erklärung verlangt. Er konnte mich nicht überzeugen", gab Edmundo öffentlich zu Protokoll und kündigte dem Bro die Freundschaft.

Zwei Jahre später sollten die beiden Ex-Kumpels, diese genialen Stürmer mit noch größeren Egos, zusammenspielen. Und am Anfang klappte das auch. Am 8. Januar 2000 schlug Vasco da Gama bei der Klub-WM Manchester United mit 3:1, Romario traf doppelt, Edmundo machte das andere Tor.

Romario vs. Edmundo: "Auch der Hofnarr war heute glücklich"

Doch dann gingen die Probleme richtig los. Romario war nur mit der Zusage, die Kapitänsbinde zu bekommen, zu Vasco gewechselt. Die hatte natürlich Edmundo. Der verlor die Binde, verabschiedete sich für ein paar Wochen ins Nachtleben. Er kam zurück, doch am 18. März eskalierte der Streit in einem Spiel Vascos gegen Bangu: Edmundo wurde im Strafraum gefoult, wollte selbst schießen. Romario nahm ihm den Ball weg - und vergab. Die Zuschauer riefen Edmundos Namen. "Der König und sein Prinz wollten das so", sagte Edmundo in die TV-Kameras nach dem 3:0-Sieg, zu dem er ein Tor beigetragen hatte.

Eine Woche später traf auch Romario wieder. "Jetzt ist jeder glücklich. Der König, der Prinz und der Hofnarr", sagte Romario im TV. Die Presse schlachtete den Streit genüsslich aus. Irgendwann kommunizierten die beiden nur noch über Dritte.

Beim Gewinn der brasilianischen Meisterschaft im Jahr 2000 war Edmundo schon nicht mehr Teil des Kaders. Er hatte es sich bei Verhandlungen über sein Gehalt komplett mit der Vereinsführung verscherzt und war zum FC Santos gewechselt.

Romario holte Edmundo später sogar als Spielertrainer zurück

"Es heißt, er träumt davon, neben mir in der Selecao zu spielen. Mein Traum ist jedoch, nie mehr mit ihm zusammenspielen zu müssen", rief Romario ihm noch hinterher.

Klappte nicht. 2004 trafen sie sich bei Fluminense wieder. Sie wurden nicht mehr zu Freunden, aber immerhin passten sie sich die Bälle zu, Romario erzielte zwölf Tore in sieben gemeinsamen Spielen. Beide konnten nicht miteinander, aber ohne eben auch nicht. Oder auch: Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Und wahrscheinlich verstand eben keiner Romario so gut wie Edmundo. Und andersrum.

Als Romario, den sein Vorhaben, 1000 Tore während seiner Profikarriere zu machen, 2008 auch kurz zu einer Station als Spielertrainer bei Vasco brachte, kam auch Edmundo zu seiner fünften Station bei seinem Lieblingsklub. Er war eben sein bester Sturmpartner. Als der frühere Weltfußballer später erfolgreich für die sozialdemokratische Partei fürs brasilianische Parlament kandidierte, unterstützte Edmundo, mittlerweile TV-Experte, ihn öffentlich. Aber politisch hatten sie ja nie miteinander Probleme gehabt.

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