Loris Karius im "kicker meets DAZN - Der Fußball Podcast": "Ich bin in Liverpool nicht davongelaufen"

Von SPOX
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Torwart Loris Karius spielt seit einem Jahr bei Besiktas Istanbul. Im "kicker meets DAZN - Der Fußball Podcast" auf SPOX und Goal plaudert der 26-Jährige aus dem Nähkästchen und verrät, wie Derbys in der türkischen Metropole ablaufen und warum er in seinem ersten Süper-Lig-Spiel aufgrund der Fans Gelb sah.

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Außerdem nennt Karius sein absolutes Torwart-Vorbild, erklärt, wieso er als Jugendlicher zu Manchester City wechselte - und warum er den FC Liverpool im vergangenen Sommer verließ. Die komplette Folge könnt ihr euch hier anhören.

Loris Karius über ...

... das Leben in Istanbul: "Istanbul ist eine Wahnsinnsstadt. Offiziell sind es glaube ich 16 Millionen Einwohner, inoffiziell noch ein paar Millionen mehr. Eine extrem hektische Stadt, der Verkehr ist irre. Aber natürlich auch eine wunderschöne Stadt. Der Bosporus teilt sie in zwei Teile, in einen europäischen und einen asiatischen Teil - eine Stadt auf zwei Kontinenten gibt es sonst nirgends. Istanbul ist eine richtige Metropole, es macht Spaß, dort zu leben."

... aufdringliche Fans: "Es ist zum Teil nicht leicht, einfach mal durch die Stadt zu bummeln. Ich werde sehr oft erkannt, damit hätte ich in einer so großen Stadt nicht gerechnet. Aber das ist auch ein gutes Zeichen, dass die Leute dich ansprechen und von dir begeistert sind. Deshalb sehe ich das nicht negativ und gebe den Fans auch gern etwas zurück, sei es ein Foto oder ein Autogramm."

... Istanbuler Derbys: "Die Derbys haben eine brutal hitzige Atmosphäre, das Stadion brennt und es geht aggressiv zur Sache. Wenn du auswärts ausgepfiffen wirst, ist es extrem, man kann sich gar nicht mehr verständigen. Aber es macht Spaß und man freut sich immer auf die Spiele. Das Interessante: Vor dem Spiel wollen auf der Straße auch Fans im Galatasaray-Trikot Bilder mit dir machen, da gibt es keine aggressive Stimmung. Im Spiel fliegen dann Gegenstände auf den Platz. Aber so ist dort die Mentalität."

... sein allererstes Spiel in der Türkei: "Das war ein kleines Derby in Bursa nahe Istanbul. Meine Mitspieler haben mich gewarnt, dass es ein bisschen aggressiv sein kann. Ich musste dann bei jedem Abschlag aus dem Sechzehner laufen, weil Unmengen von Feuerzeugen und anderen Dingen geflogen kamen. Schließlich bekam ich vom Schiedsrichter die Gelbe Karte wegen Zeitspiels, weil ich nicht schnell genug abgeschlagen habe. Da dachte ich mir: Okay, neue Liga - muss ich mich dran gewöhnen."

Loris Karius: Stationen seiner Karriere

ZeitraumVerein
2005 - 2009Jugend VfB Stuttgart
2009 - 2011Jugend/Reserve Manchester City
2011 - 2016FSV Mainz 05
2016 - 2018FC Liverpool
2018 -Besiktas

... den Wechsel vom VfB Stuttgart zu Manchester City: "Ich war damals U16-Nationalspieler. Bei den Spielen waren sehr viele Scouts da, weil du mit 16 deinen ersten richtigen Vertrag unterschreiben darfst. Es lief damals super bei mir und so hatte ich unheimlich viele Anfragen. Die Vertreter von Man City haben sich extrem bemüht und mir einen Weg aufgezeigt - als B-Jugendlicher in der A-Jugend Stamm spielen, beim Profi-Torwarttraining direkt dabei sein -, den ich beim VfB damals leider nicht erkennen konnte. Ich bereue es auch nicht, mir wurde nichts versprochen, was nicht eingehalten wurde. In meinem zweiten Jahr habe ich schon bei der U23 gespielt und regelmäßig bei den Profis trainiert. Der Verein ist in dieser Zeit aber so schnell so stark gewachsen, dass es für die jungen Spieler schwer wurde, den Durchbruch zu schaffen. Das war noch nicht so abzusehen, als ich unterschrieben hatte."

... den Wechsel zu Mainz 05: "Es war natürlich alles wieder eine Nummer kleiner und ein bisschen familiärer. Natürlich schaut man als junger Spieler: Wie ist der Kader zusammengesetzt? Mit Wetklo und Müller waren zwei ältere Torhüter im Kader, da sieht man die Chance, auf absehbare Zeit vorbeizukommen. Wobei ich am Anfang vielleicht zu überzeugt war, dass ich dort durch die Decke schieße. Das habe ich mir einfacher vorgestellt. Ich musste mich gedulden und mich über das Training und die Spiele in der Regionalliga empfehlen. Damals haben nicht viele junge Torhüter Bundesliga gespielt."

... die schwierige Anfangszeit beim FC Liverpool: "Es war eine dumme Situation. Ich wäre ganz sicher als Nummer eins in die Saison gegangen, aber dann habe ich mir die Hand gebrochen. Ich musste zweimal unters Messer und war knapp zehn Wochen raus. Am sechsten Spieltag stand ich wieder im Tor. Aber meine Hand machte mir immer noch zu schaffen, dadurch bin ich nicht immer an die 100 Prozent Leistung gekommen, auch vom Kopf her. Wenn du zu einem neuen Verein kommst und der Doktor dir das Okay gibt, dann sagst du nicht nein. Das war vielleicht ein Fehler, dass ich nicht noch ein paar Wochen gewartet habe. Aber wenn du die Chance hast, mit 23 als Nummer eins bei Liverpool im Tor zu stehen ... ich würde es im Nachhinein wohl wieder so machen."

... seinen Abschied aus Liverpool im Sommer 2018: "Es war erst Mitte Juli klar, dass Liverpool noch etwas machen wird. Bis dahin war eigentlich klar, dass ich als Stammtorwart in die neue Saison gehe. Als Alisson kam, wusste ich: Wenn sie eine so hohe Ablösesumme investieren, wird es nicht leicht, noch einmal vorbeizukommen. Deshalb dachte ich mir, ich mache etwas Neues, entwickle mich nochmal als Persönlichkeit weiter und gehe in ein ganz anderes Land. Zu einem Verein mit einer tollen Fußballkultur, der um die Meisterschaft mitspielt und auch immer international spielt. Es war kein Davonlaufen. Es ging darum, eine neue Herausforderung zu suchen und nicht damit zufrieden zu sein, auf der Bank zu sitzen."

... Vorbilder im Torwartspiel: "In jungen Jahren war Oliver Kahn das Vorbild schlechthin. So wollte ich auch spielen, laut rumschreien, die gleichen Handschuhe haben. Diesen Typ Torwart gibt es leider gar nicht mehr. Als ich älter wurde, hatte ich kein Vorbild mehr, aber natürlich beobachtet man, was die absoluten Top-Torhüter von den anderen abhebt. Wie damals Manuel Neuer das offensive Torwartspiel neu interpretiert hat, wie kein anderer. Oder auch Peter Cech, ihn fand ich in der Strafraumbeherrschung in England sehr gut."

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