Paukenschlag in der 3. Liga: Türkgücü stellt Spielbetrieb ein

SID
Drittligist Türkgücü München hat den Spielbetrieb in der Liga eingestellt.
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Türkgücü München stellt den Spielbetrieb in der 3. Fußball-Liga ein. Das Aufstiegsrennen wird massiv beeinflusst.

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Paukenschlag in der 3. Liga: Pleite-Klub Türkgücü München stellt mit Ablauf des Monats März den Spielbetrieb ein. Dies ist ein einmaliger Vorgang im deutschen Profi-Fußball und hat massive Auswirkungen auf die Tabelle - auch im Aufstiegsrennen.

Türkgücü sei nicht mehr in der Lage, "seinen laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen und damit die Durchführung des Spielbetriebs bis Saisonende wirtschaftlich aufrechtzuerhalten", teilte der DFB mit. Die Münchner hatten am 27. Januar 2022 einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Alle bisher absolvierten Partien von Türkgücü werden nach Paragraph 55a der DFB-Spielordnung aus der Wertung genommen. Die Münchner stehen als erster Absteiger fest. "Das ist ein trauriger Tag für die 3. Liga", sagte Manuel Hartmann, Geschäftsführer DFB-Spielbetrieb. "Den größten Schaden haben natürlich Türkgücü München und seine betroffenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Gleichzeitig ist es für die gesamte Liga und den Wettbewerb negativ, wenn ein Klub während der Saison ausscheidet", fügte er an.

Profis und Angestellte von Türkgücü waren am Donnerstagvormittag von der "Vereinsführung in Anwesenheit des vorläufigen Insolvenzverwalters Max Liebig" in einer Betriebsversammlung über das Ende des Klubs informiert worden, hieß es in einer Pressemitteilung.

Anfang des Jahres hatte der Klub Insolvenz angemeldet, weil Präsident und Mäzen Hasan Kivran den Geldhahn zugedreht hatte. In den vergangenen Wochen hatte Türkgücü-Geschäftsführer Max Kothny verzweifelt versucht, neue Sponsoren zu finden.

DFB geht mit Insolvenz "selbstkritisch" um

Nach dem Ausscheiden von Türkgücü ist auch der Abzug von elf Punkten, den der DFB in den vergangenen Wochen gegen den Klub ausgesprochen hatte, nicht mehr relevant. Neun Zähler waren Türkgücü aufgrund des Insolvenzantrags aberkannt worden. Weitere zwei Punkte hatten die Münchner wegen eines Auflagenverstoßes eingebüßt. Zuletzt hatten sich die Münchner noch gegen einen Punktabzug durch den DFB gewehrt.

Dass es jetzt in der Tabelle zu Verschiebungen kommt, ist für Hartmann "keine optimale Lösung". Aber der Wettbewerb "würde ebenfalls verzerrt, wenn alle Spiele, zu denen der Klub nicht mehr antritt, automatisch für die jeweiligen Gegner gewertet werden würden".

Der DFB gehe mit der Insolvenz "selbstkritisch" um, so Hartmann, und werde "selbstverständlich prüfen, ob Fehler im Rahmen des Zulassungsverfahrens gemacht wurden". Hartmann führte aus, dass bei Türkgücü die Personalausgaben Spielbetrieb von ursprünglich drei auf fünf Millionen Euro gestiegen waren.

Mannheims Trainer Patrick Glöckner hat die Auswirkungen des Rückzugs von Türkgücü kritisiert. "Ich finde es schade und traurig, dass der Weg des Sports nun einen politischen Touch bekommen hat. Es ist für alle blöd, dass der Wettbewerb in der Endphase nun so verzerrt wird", sagte der Coach dem Mannheimer Morgen.

Als "absolute Katastrophe für die dritte Liga" bezeichnete Saarbrückens Sportdirektor Jürgen Luginger den Vorgang im Gespräch mit Sport1: "Jetzt ist passiert, was nicht hätte eintreten sollen, eine klare Wettbewerbsverzerrung im Kampf um den Auf- und Abstieg."

Hier geht's zur aktuellen Tabelle der 3. Liga.

3. Liga: Die Tabelle nach dem Türkgücü-Aus

PLATZVEREINSPIELETOREPUNKTEPKT.-DIFFERENZ
1Magdeburg2960:2863-3
2Kaiserslautern3044:1754-3
3Braunschweig2951:2851-3
4Saarbrücken2944:3449-6
5TSV 18602947:3848-1
6Mannheim2944:3548-4
7Osnabrück2842:2947-4
8Wiesbaden2940:3543-3
9BVB II2941:37410
10SCF II2826:3240-3
11Meppen3036:4539-3
12V. Köln3032:4437-3
13Zwickau2932:3835-1
14Duisburg2939:5532-3
15Halle2836:3932-4
16V. Berlin3036:5228-1
17Verl2839:5426-2
18Würzburg3025:4524-3
19Havelse2924:5319-3
20Türkgücü(31)(30:47)(30)-30